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Braus, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 15. Abhandlung): Der Brustschulterapparat der Froschlurche — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36567#0004
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4(B. 15)

H. BRAUs:

klarer hervortritt, was der einzelne Bauherr bezweckte. Das römi-
sche Bad, dessen Überreste wir nicht nur in verfallenen Ruinen,
sondern auch in den lebendigen Übertragungen auf die orientalische
Welt und von da aus in letzten Ausläufern in unseren ,,römischen"
Bädern kennen, ist ein so fixierter Typus der Körperpflege, daß
wir aus ihm leicht eine bestimmte Auffassung der hygienischen
Lebensgewohnheiten eines Volkes gewinnen, jedenfalls viel leichter
wie wenn jeder Volksgenosse sich in seiner Weise durch diese oder
jene Methode der Abhärtung, Muskclstählung und des Sportes
betätigt. Örtliche oder zeitliche kleine Abweichungen vom starren
Typus sind auch bei diesem Beispiel besonders durchsichtig, z. B.
die Reste der Römerbäder im alten Germanien.
2. Das zu lösende Problem.
Die Frage nach den ursächlichen Bedingungen der Form wird
von der vergleichend-anatomischen Methode in der Weise zu lösen
versucht, daß alle Vorkommnisse einer bestimmten Art in der
Natur gesammelt und nebeneinander gestellt werden. Wie etwa
ein Kunsthistoriker alle Werke einer Stilepoche, deren er durch
eigenen Augenschein oder im getreuen Abbild habhaft werden
kann, im Geiste nebeneinander hält und daraus die Stilkriterien
ableitet, welche zu analysieren gestatten, was die Künstler jener
Zeit bewegte und wie sie hineinpassen in die geistige, Atmosphäre
ihrer Kulturepoche, so sucht der vergleichende Anatom aus dem
Geschaffenen rückzuschließen auf die Art des schaffenden Prinzips.
Stellen wir uns die Geschöpfe dieses Erdballes unter dem Bilde alter
Mythen als die Erzeugnisse eines unerschöpflichen Erfindungsgeistes
vor, so sehen wir bald ein, daß bei manchen Tiergruppen wie
etwa in dem oben genannten Beispiel der Fische eine ungeheure
Fülle der verschiedensten Schöpfungstypen vorliegt, wie wenn ein
übersprudelndes Erfindergenie alles daran setzt, immer wieder auf
neuen Wegen den Typus Fisch zu variieren, um ihn den verschie-
denen Bedingungen des Wasserlebens anzupassen: zwischen vielen
neuen Ansätzen klaffen große Lücken, die wir mit dem vorhan-
denen Material nicht auszufüllen vermögen. Daher die Fülle der
Mutmaßungen, welche sich bei vielen Kapiteln vergleichend-
anatomischer Forschung ergeben haben. Greifen wir dagegen aus
dem Körperbau wenig variabler Typen eine wohl begrenzte Stelle
heraus — und wir wählen dazu in dieser Abhandlung den Brust-
 
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