Neue zoogeographische Probleme aus dem indo-austral. Archipel. (B. 4) 5
Diese Ansichten, die aisbaid Gemeingut der Zoogeographen
wurden, wurden dadurch nicht ihrer inneren Schwäche enthoben,
daß diese positiven Bewegungen der Erdkruste eben nur für die
Gelegenheit eingerufene Annahmen waren. Alan konnte sich für
dieselben nur berufen auf ihre größere Wahrscheinlichkeit in einem
vulkanischen Gebiete. Das konnte aber nicht gelten für den öst-
lichen Teil des Archipels, wo man ebenfalls einen einstmaligen
Zusammenhang von Neu-Guinea mit benachbarten Inseln und mit
Australien annahmh
Es ist nun auffallend, daß ein fruchtbarer Gedanke, der hier
Licht hätte verbreiten können, ohne jeden Einfluß auf die Zoo-
geographie blieb.
PENCK^ trat nämlich im Jahre 1881 mit dem Gedanken her-
vor, daß zur Bildung der Eismassen der Eiszeit dem AJeere so viel
Wasser entzogen wurde, daß sein gegenwärtiges Niveau um 66,5 m
erniedrigt wurde, v. DnYGALSKD schätzte das Ansteigen des
Meeresspiegels durch Schmelzen der pleistozänen polaren Eis-
bedeckung auf 150 m. Bei PENCiU heißt es (S.528): ,,Schwankt
der Aleeresspiegel infolge von Veränderungen in der Größe der
Aleeresräume, so schwankt er auch infolge von Veränderungen im
Wasservolumen der Aieere. Ist dasselbe auch nicht wesentlich
durch den wechselnden Wasserdampfgehalt der Luft beeinflußt, so
spielt die Alenge des auf dem Lande in fester und flüssiger Form
gelagerten Wassers eine um so wesentlichere Bolle. Während der
Eiszeit waren in Nordamerika 20721000 qkm, in Nordeuropa
7138000 qkm vergletschert. Schätzt man die mittlere Eismächtig-
keit auf 1km, so waren dem Meere mindestens 25630000 cbkm
Wasser entzogen und sein Spiegel mußte unter Berücksichtigung
der Verjüngung der ozeanischen Bäume 71 m tiefer stehen als
heute; wird angenommen, daß gleichzeitig die antarktische Ver-
gletscherung ausgedehnter war, so muß seit der letzten Glazialzeit
der Meeresspiegel um einen noch stattlicheren Betrag gestiegen sein,
und zwar, wenn der Gletscherrückzug schrittweise erfolgte, gleich-
falls ruckweise" und S. 660: ,,Die Ursachen der allgemeinen An-
i MAX WEBER, Der indo-australische Archipel und die Geschichte seiner
Tierwelt. Jena 1902.
^ A. PENCK, Jahrb. Geogr. Ges. München VII 1880/81, pag. 47.
3 v. DRYGALSKi, Die Geoiddeformationen der Eiszeit, Zeitschrift Ges. f.
Erdkunde. Berlin XXII. 1887, pag. 274.
4 A. PENCK, Morphologie der Erdoberfläche II. 1894.
Diese Ansichten, die aisbaid Gemeingut der Zoogeographen
wurden, wurden dadurch nicht ihrer inneren Schwäche enthoben,
daß diese positiven Bewegungen der Erdkruste eben nur für die
Gelegenheit eingerufene Annahmen waren. Alan konnte sich für
dieselben nur berufen auf ihre größere Wahrscheinlichkeit in einem
vulkanischen Gebiete. Das konnte aber nicht gelten für den öst-
lichen Teil des Archipels, wo man ebenfalls einen einstmaligen
Zusammenhang von Neu-Guinea mit benachbarten Inseln und mit
Australien annahmh
Es ist nun auffallend, daß ein fruchtbarer Gedanke, der hier
Licht hätte verbreiten können, ohne jeden Einfluß auf die Zoo-
geographie blieb.
PENCK^ trat nämlich im Jahre 1881 mit dem Gedanken her-
vor, daß zur Bildung der Eismassen der Eiszeit dem AJeere so viel
Wasser entzogen wurde, daß sein gegenwärtiges Niveau um 66,5 m
erniedrigt wurde, v. DnYGALSKD schätzte das Ansteigen des
Meeresspiegels durch Schmelzen der pleistozänen polaren Eis-
bedeckung auf 150 m. Bei PENCiU heißt es (S.528): ,,Schwankt
der Aleeresspiegel infolge von Veränderungen in der Größe der
Aleeresräume, so schwankt er auch infolge von Veränderungen im
Wasservolumen der Aieere. Ist dasselbe auch nicht wesentlich
durch den wechselnden Wasserdampfgehalt der Luft beeinflußt, so
spielt die Alenge des auf dem Lande in fester und flüssiger Form
gelagerten Wassers eine um so wesentlichere Bolle. Während der
Eiszeit waren in Nordamerika 20721000 qkm, in Nordeuropa
7138000 qkm vergletschert. Schätzt man die mittlere Eismächtig-
keit auf 1km, so waren dem Meere mindestens 25630000 cbkm
Wasser entzogen und sein Spiegel mußte unter Berücksichtigung
der Verjüngung der ozeanischen Bäume 71 m tiefer stehen als
heute; wird angenommen, daß gleichzeitig die antarktische Ver-
gletscherung ausgedehnter war, so muß seit der letzten Glazialzeit
der Meeresspiegel um einen noch stattlicheren Betrag gestiegen sein,
und zwar, wenn der Gletscherrückzug schrittweise erfolgte, gleich-
falls ruckweise" und S. 660: ,,Die Ursachen der allgemeinen An-
i MAX WEBER, Der indo-australische Archipel und die Geschichte seiner
Tierwelt. Jena 1902.
^ A. PENCK, Jahrb. Geogr. Ges. München VII 1880/81, pag. 47.
3 v. DRYGALSKi, Die Geoiddeformationen der Eiszeit, Zeitschrift Ges. f.
Erdkunde. Berlin XXII. 1887, pag. 274.
4 A. PENCK, Morphologie der Erdoberfläche II. 1894.