Metadaten

Weber, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 4. Abhandlung): Neue zoogeographische Probleme aus dem indoaustralischen Archipel — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36556#0007
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neue zoogeographische Probleme aus dem indo-austral. Archipel. (B. 4) 7

Wanderungen, die er in seinen zoogeographischen Spekulationen
die Tiere ausführen läßt.
Wie bereits hervorgehoben ist das ebensowenig der Fall in
den Schriften anderer Zoogeographen. Und doch hätte es nament-
lich für den indo-australischen Archipel vor der Hand gelegen,
von dieser Hypothese Gebrauch zu machen. Sie hätte manches
erklärt, wofür willkürlich angenommene Hebungen und Senkungen
des Landes oder des Meeres zu Hilfe gerufen wurden.
Nehmen wir, um den sichersten Weg zu bewandeln, an, daß
im Pleistozän die Strandlinie im besprochenen Gebiete etwa 70 m
oder rund 40 Faden tiefer stand als heute, eine Zahl, die in münd-
licher Überlegung mit Prof. MoLENGRAAFF festgestellt wurde. Ein
Blick auf eine Karte mit Tiefenangaben des Meeres lehrt dann
sofort, daß in dem Falle Java, Borneo, Sumatra und die zwischen
ihnen gelegenen kleineren Inseln einen zusammenhängenden Land-
komplex bildeten, der mit dem asiatischen Kontinent, speziell mit
Malakka und Siam ausgedehnt zusammenhing.
Im äußersten Osten begegnen wir der gleichen Erscheinung.
Neu-Guinea, durch eine Flachsee von den Aru-Inseln, durch untiefe
Straßen von Waigeu, Batanta und kleineren benachbarten Inseln
getrennt und durch die untiefe Torres-Straße von Australien ge-
schieden, würde bei Trockenlegung der Sahul-Bank mit Australien
und den genannten Inseln eine gewaltige Landmasse bilden.
Auch der zentrale Teil des Archipels gäbe uns ein ganz anderes
Bild. Ihn wollen wir aber weiterhin außer Betracht lassen und
nur hervorheben, daß er gegenüber dem östlichen und westlichen
Teil eine gewisse Selbständigkeit dadurch erfährt, daß er von
ihnen durch tiefe Straßen und Meeresteile getrennt ist. Im Westen
durch die Makassarstraße und die Celebes-See, im Osten durch
die Halmahera-, Ceram- und den tiefen Teil der Arafura-See sowie
durch deren Verbindungen.
Was uns die Betrachtung der Karte lehrt, auf der wir uns
diese Meeresteile 70 m untiefer vorstellen, stimmt nun in mancher
Beziehung auffallend überein mit Annahmen, zu denen die im Laufe
der Jahre zutage geförderten zoogeographischen Tatsachen führten.
Halten wir uns diesbezüglich nur an die neueren Untersuchungen
und beschränken uns dabei auf solche Schriften, die durch originale
Untersuchung von Material zu allgemeinen Schlüssen kamen oder
auf geologischer Basis paläogeographische Ansichten zur Darstel-
lung brachten, so begegnen wir zunächst den epochemachenden
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften