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Weber, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 4. Abhandlung): Neue zoogeographische Probleme aus dem indoaustralischen Archipel — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36556#0015
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Neue zoogeographische Probleme aus dem indo-austral. Archipel. (B. 4) 15

folgendes Ergebnis. Beiden Flüssen gemeinschaftlich sind 33 Ge-
nera mit 117 Arten; von letzteren kennt man 45 Arten aus dem
Kapuas und 20 aus dem Mahakkam, sodaß von den 117 Arten
nur 52 gemeinschaftlich sind.
Die auffällige Armut des Mahakkam gegenüber dem Kapuas
(76 gegenüber 118 Arten) könnte man aus dem etwas geringeren
Umfang des Mahakkam verglichen mit dem Kapuas erklären wollen,
vielleicht auch aus der Art der Untersuchung beider Flüsse. Man
könnte behaupten, daß der Kapuas etwas gründlicher untersucht
sei. Es ist denn auch möglich, daß zukünftige Sammlungen den
Unterschied etwas verringern werden; sie werden aber nicht viel
an der Andersartigkeit beider Flüsse ändern.
Nähere Untersuchung steht diese in ein noch auffälligeres
Licht. Wir sahen, daß von den 53 Genera des Kapuas 20 im Ma-
hakkam fehlen; diese 20 Genera kommen aber wohl in den Flüssen
von Ost-Sumatra vor. Von den übrig bleibenden 33 Genera gehören
ferner 30 auch Ost-Sumatra an. Daraus folgt, daß der Kapuas,
trotzdem sein Ursprung in Zentral -Borneo nur um
wenige Stunden von dem des Mahakkam entfernt ist,
von letzterem faunistisch weit verschiedener ist als
von den Flüssen Ost-Sumatras. Das läßt sich doch nur so
erklären, daß er mit letzteren einstmals ein zusammenhängendes
Flußsystem muß gebildet haben, das als gewaltiger Strom vermut-
lich in die Chinesische See ausmündete.
Unterwirft man sämtliche Flüsse, die an der West- und Ost-
seite von Borneo ausmünden einer gleichen Untersuchung, dann
wird unser obiger Schluß noch überzeugender. Die östlichen Flüsse,
die in die Makassar-Straße sich ergießen, erfuhren eben keine
Änderung und Bereicherung durch das pleistozäne Sinken des
Meeres; sie blieben was sie waren.
Damit ist die geologische Hypothese, von der wir ausgingen,
tiergeographisch glänzend bestätigt. Aus den Besultaten, die
sich auf diesem Gebiete aus ihr ergeben, habe ich hier nur eins
zur Sprache gebracht; weitere Forschung wird andere Resultate
zeitigen.
 
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