Anwendung der Stereoskopie beiDarstellung anatomischerObjekte. (B.5) 5
und woraus er für diese unmittelbar lernen kann. Fast alles, wenn
man von der abweichenden Beschaffenheit der Gewebe absieht!
Und gerade diese ist für die meisten anatomischen Studien
von großem Vorteil.
Denn das Bindegewebe ist so zart und durchsichtig, daß alle,
auch die feinsten Nerven- und Gefäßstämme, durchschimmern,
ja auf weite Strecken zu verfolgen sind, bevor sie ganz freigelegt
wurden. Die Entfernung des Bindegewebes gelingt dadurch, daß
seine Festigkeit noch hinter der des feinsten Nervenästchens zurück-
bleibt, so schonend, daß man auch ohne Injektion die feinsten
Nerven- und Gefäßpräparate hersteilen kann, und zwar in kurzer
Zeit, bei einiger Übung vielleicht 10mal so schnell, wie beim Er-
wachsenen bei vollendeter Fertigkeit. Allerdings müssen diese
Feten in gut erhaltenem Zustande sein.
Das Schönste erreicht man durch Injektion oder, besser gesagt,
Ausspülung des gesamten Gefäßsystems vom Herzen aus. BRAUS
und ich haben diese Methode 1894 bei Haifischen angewandt^,
ich habe sie dann bei Amphibien und menschlichen Feten viel
gebraucht.
Man eröffnet den Herzbeutel und bindet in den Aortenbogen
oder die Arteria pulmonalis eine Kanüle ein. Gleichzeitig eröffnet
man mehrere Körpervenen. Man spült das ganze Gefäßsystem
zunächst mit 0,8% Kochsalzlösung von Blut möglichst leer, erwei-
tert es durch den Druck und ödematisiert das ganze Bindegewebe.
Dann kommt die Konservierungsflüssigkeit. Ich habe früher mit
Vorliebe dazu Sublimatessigsäure (äa5%) verwandt. Nach been-
deter Ausspülung mit der Konservierungsflüssigkeit wird diese
entweder durch nochmalige Ausspülung mit Kochsalzlösung wieder
verdrängt, oder man läßt gleich jetzt Alkohol in steigender Kon-
zentration einlaufen. Damit ist vorzügliches zu erreichen,
namentlich in bezug auf die feinsten Verzweigungen der Nervenh
Auch für die Feten von Menschen gilt das in gleichem Maße.
Der Erfolg dieser Konservierung durch Injektion des Gefäß-
systems ist ein hervorragender. Jeder Gewebsteil, ob an der Ober-
fläche oder in der Tiefe oder dem Knochenmark, ist vollendet
auch für die feinste histologische Untersuchung fixiert und bleibt
in diesem Zustande, wenn das Präparat nun im 70%-Alkohol ver-
^ Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft, 1894.
2 Studien über die Zungenbein-, Kiemenbogen- und Kehlkopfmuskeln
der Urodelen. I. und II. Teil. Zool. Jahrbuch 1901 und 1904.
und woraus er für diese unmittelbar lernen kann. Fast alles, wenn
man von der abweichenden Beschaffenheit der Gewebe absieht!
Und gerade diese ist für die meisten anatomischen Studien
von großem Vorteil.
Denn das Bindegewebe ist so zart und durchsichtig, daß alle,
auch die feinsten Nerven- und Gefäßstämme, durchschimmern,
ja auf weite Strecken zu verfolgen sind, bevor sie ganz freigelegt
wurden. Die Entfernung des Bindegewebes gelingt dadurch, daß
seine Festigkeit noch hinter der des feinsten Nervenästchens zurück-
bleibt, so schonend, daß man auch ohne Injektion die feinsten
Nerven- und Gefäßpräparate hersteilen kann, und zwar in kurzer
Zeit, bei einiger Übung vielleicht 10mal so schnell, wie beim Er-
wachsenen bei vollendeter Fertigkeit. Allerdings müssen diese
Feten in gut erhaltenem Zustande sein.
Das Schönste erreicht man durch Injektion oder, besser gesagt,
Ausspülung des gesamten Gefäßsystems vom Herzen aus. BRAUS
und ich haben diese Methode 1894 bei Haifischen angewandt^,
ich habe sie dann bei Amphibien und menschlichen Feten viel
gebraucht.
Man eröffnet den Herzbeutel und bindet in den Aortenbogen
oder die Arteria pulmonalis eine Kanüle ein. Gleichzeitig eröffnet
man mehrere Körpervenen. Man spült das ganze Gefäßsystem
zunächst mit 0,8% Kochsalzlösung von Blut möglichst leer, erwei-
tert es durch den Druck und ödematisiert das ganze Bindegewebe.
Dann kommt die Konservierungsflüssigkeit. Ich habe früher mit
Vorliebe dazu Sublimatessigsäure (äa5%) verwandt. Nach been-
deter Ausspülung mit der Konservierungsflüssigkeit wird diese
entweder durch nochmalige Ausspülung mit Kochsalzlösung wieder
verdrängt, oder man läßt gleich jetzt Alkohol in steigender Kon-
zentration einlaufen. Damit ist vorzügliches zu erreichen,
namentlich in bezug auf die feinsten Verzweigungen der Nervenh
Auch für die Feten von Menschen gilt das in gleichem Maße.
Der Erfolg dieser Konservierung durch Injektion des Gefäß-
systems ist ein hervorragender. Jeder Gewebsteil, ob an der Ober-
fläche oder in der Tiefe oder dem Knochenmark, ist vollendet
auch für die feinste histologische Untersuchung fixiert und bleibt
in diesem Zustande, wenn das Präparat nun im 70%-Alkohol ver-
^ Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft, 1894.
2 Studien über die Zungenbein-, Kiemenbogen- und Kehlkopfmuskeln
der Urodelen. I. und II. Teil. Zool. Jahrbuch 1901 und 1904.