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Broman, Ivar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 7. Abhandlung): Über eine milchleistenähnliche Bildung am unteren Augenlid des menschlichen Embryos — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36559#0009
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f ber eine miichleistenähnliche Bildung am unteren Augenlide. (B. 7) 9
Zeit werden sie nicht selten von einander vollständig isoliert, und
zwar dadurch, daß die zwischenliegende Partie der Lidleiste bei
der Längenausdehnung vollständig verstreicht.
Auch die verdickten Partien der Lidleiste gehen bald zugrunde.
Ende des 4. Embryonalmonats verschwinden sie (und damit auch
die ganze Leiste) spurlos. Ich habe dieses Verschwinden nicht
genauer verfolgen können, nehme aber als wahrscheinlich an, daß
die jetzt eintretende Abplattung, Verhornung und Abschilferung
der betreffenden Peridermzellen allein die Ursache des Verschwin-
dens bildet.
Auch bei anderen Säugetieren (Schwein, Rind, Hund) habe ich
in der entsprechenden Entwicklungsperiode eine ähnliche Lid-
leiste gefunden. Hier würde man sie aber lieber Lid spalten-
leiste benennen wollen, denn sie behält hier dauernd ihre ur-
sprüngliche Lage gerade außerhalb der verklebten Lidspalte. Da
sie außerdem bei diesen Tieren nie so hoch wird wie beim Menschen,
fällt sie selbstverständlich viel weniger auf. Bemerkenswert ist,
daß die Form der verklebten Lidspalte bei gewissen Tieren anfangs
nach unten schwach konvex ist und später schwach s-förmig
gebogen wird. Man bekommt daher den Eindruck, daß beim Men-
schen die Form der Lidleiste mehr als diejenige der Lidspalte mit
der Form der Lidspalte anderer Säugetiere übereinstimmt. Lln-
denkbar wäre es also nicht, daß atavistische Gründe die sekundäre
s-Biegung der menschlichen Lidleiste hervorrufen. Um dieses &u
beurteilen, wäre es von großem Interesse nachzusehen, wie die
Lidleiste sich bei Affenembryonen verhält.

Unsere Lidleiste ist also eine vergängliche Peridermbildung,
die an und für sich nicht viel Interesse hätte beanspruchen können.
Ein größeres Interesse gewinnt sie aber durch ihre beim Menschen
stattfindenden, regelmäßigen Lageveränderungen. Diese beweisen
nämlich, daß die oberflächliche Epidermisschicht. gegen die tie-
feren^ verschieblich ist, so daß stärker wachsende Körper-
partien von dem Periderm weniger stark wachsender überzogen
werden können; und zwar dies auch wenn sie jenseits einer
i Die betreffende Verschiebung findet aller Wahrscheinlichkeit nach
zwischen den beiden Epidermisschichten statt und nicht zwischen Epidermis
und Corium. Denn die tiefe Epidermisschicht ist ja an der Lidspalte durch die
epitheliale Verklebung sozusagen verankert.
 
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