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Duhn, Friedrich von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 1. Abhandlung): Der Dioskurentempel in Neapel — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32138#0013
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Der Dioskurentempel in Neapel.

o

wichtige Naehträge geliefert. Nach festem Plan wurde, wolil zu
Anfang des fünften Jahrhunderts 5, die cumanische Kolonialstadt
angelegt. Deutlich erkennt man die geradlinig geführten drei Haupt-
straßen der Ost-West-Richtung, die von anderen nordsüdlich laufen-
den so geschnitten werden, dah die Insulae sich in der Form von
Nord nach Süd gestreckter länglicher Rechtecke darstellen. lm
heutigen Alt-Neapel hat sicli, wie schon vor Jahrhunderten hemerkt
worden ist und wie jede Tiefgrabung bestätigt, die alte Strahen-
teilung noch in allem Wesentlichen treu erhalten. Wo innerhalb
des Umfangs der antiken Stadt Unregelmäßigkeiten heginnen, also
namentlich im Westen und Süden, da haben z. T. noch in grie-
chischer Zeit Erweiterungen des ursprünglichen Stadtgeliiets statt-
gefunden; durch Auffindung zahlreicher Reste sowohl der ersten
Mauer, wie namentlich neuerdings der Erweiterungsmauern, ist zur
Gewißheit erhoben, was eine sorgfältige Retrachtung des Pians
Capassos schon vermutungsweise ergeben konnte.

Ziemlich im Mitteipunkt der Stadt, an einem Hauptkreuzungs-
punkt der Straßen, sieht man auf Gapassos Plan den Tempel ein-
getragen, clem diese meine Remerkungen gelten. Sclion Fabio
Giordano erwähnt die Überlieferung, daß sich vor diesem Tempel
das antike Forum ausgebreitet habe: zahlreiche Analogien aus
andern Städten sprechen durchaus für die Richtigkeit dieser An-
setzung. Seibst den heutigen Namen des Phatzes „Mercato vecchio“

5 Festere Bestimmung der Zeit kann wohl erst durch Vermehrung der Ctrab-
funde und genauere Aussonderung und Untersuchung der bisher bekannt ge-
wordenen gewonnen werden. Letztere sind alle ziemlich jung. Ältere, bis in die
neolithisehe Zeit hinauf, durch Frühgriechisches, Korinthisches, Griechisches jüngerer
Zeit und noch einiges Römische zeitlich hestimmte Funde, die in den letzten Jahren
in Schuttlagerungen unterhalb Pizzofalcones an der Seeseite gemacht worden sind
und, noch so gut wie unveröffentlicht, mir aus dem Neapler Museum bekannt sind
(meines Wissens nur einmal in wissenschaftlicher Literatur im Vorbeigehen erwähnt
von Pirro, a. a. 0. II, 13, in dilettantischer Weise besprochen und z. T. abgebildet
von dall’Osso, Napoli NobUissima XV, 1906, 35—42, 48, 50—51), gehören wolil zu
der älleren, später Palaepolis genannten Siedelung, die aueh ic-h mit Nissen, Pirro
u. a auf die Höhe von Pizzofalcone setze, im Gegensatz zu de Petra (Atti clella B.
Accad. cli Napoli XXIII, 1905, 41—66) und hei Capasso, a. a. 0.). Daß übrigens
durch die regelmäßige Anlage Neapels Abhängigkeit von Hippodamos von Milet
bewiesen sei, und damit die Gründung über Piräus und Thurioi hinabgeschoben
werden rnüsse, kann ich Nissen, Landesk. II, 747, und Pirro, a. a. 0. II, 16 — 36,
nicht zugeben. Es genüge, auf italischem Boden an Alt-Selinus, Poseidonia,
Marzahotto zu erinnern. Schon Belochs Hinweis auf ältere Beispiele Bull. dell’Ist.
1877, 10, hätte warnen sollen.
 
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