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Duhn, Friedrich von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 1. Abhandlung): Der Dioskurentempel in Neapel — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32138#0022
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F. von Dulm:

clie Nymphe Parthenope besonders gern als Numen der Stadt
galt; eine Statue von ihr schwebt augenscheinlich Statius vor in der
Anrufung, weiche clie Hauptgötter Neapels vereinigt, Silv. IV, 8, 47 ff.:
Tu, ductor populi longe migrantis, Apollo,
cuius adhuc volucrem laeva cervice sedentem
respiciens blande felix Eumelis adorat.

Vgl. Vollmer zu der Stelle. Ob aber cliese Statue, welche also
die Nymphe mit einem Raben oder anderem apollinischen Vogel
auf der Schulter darstellte, in unserm Tempel stand oder nicht
etwa an ihrem dem Meeresstrande nahen Grabmal, bleibt natürhch
dunkel. Auch die Nymphe liaben wir gewib zu erkennen in dem
schönen weiblichen Kopf auf den Neapler Didrachmen. Dennoch
veranlaßt mich der unbedingt anzunehmende Parallelismus dieser
verlorenen Gestalt zu Apollon, lieber an Artemis zu denken. Sie
und Apollon sincl im Empfmden gerade der hellenistisch-römischen
Zeit untrennbar. Können wir auch gemeinsame Verehrung schon
auf der Burghöhe von Kyme bis jetzt nur voraussetzen. nicht er-
weisen, so ist doch sehr erwägenswert, dah die Neapler Kupfer-
prägung außer den Dioskuren nur Apoll und Artemis kennt. Die
lvehrseite der Münzen mit dem Artemiskopf zeigt stets ein Füll-
horn zwischen dem Stadtnamen: auch das ist nicht gleichgültig, da
die entsprechenden Serien mit dem Kopf des Apollon früher den
Neapler Mannstier, später durchweg Apollonattribut zeigen. So be-
weist denn die attributive Verbindung des Füllhorns mit Artemis,
daß sie als besondere Segenspenderin, als eine Art Tuxn Trjq TröXeuü«;,
empfunden wurde.

Mehr wissen wir von den beiden Dioskuren selbst, wenn näm-
lich die an der Vorderseite der Kirche liegend — weil der Sage
nach durch Petrus auf seinem Wege nach Rom herabgeworfen —
eingemauerten Marmorleiber ihnen gehören. Und für diese alte
Annahme spricht in der Tat alles. 10 Ich liabe die Torsi unter-

1,5 Auch die Mafiverhältnisse stimmen, vorausgesetzt daß die beiden Cte-
stalten gerade die Mitte einnahmen. In dieser Zeit ist es ein ganz richtiges Ver-
hältnis, wenn bei Säulenhöhe von 10,985 (genaue Messung durch die Pompieri
bei Capasso, a. a. 0., 188, not. 228) und Frontbreite an der Oberstufe von etwa
18 m (direkte Messung der Distanz der beiden links und reclits stehen gebliebenen
Säulen — Schaftmitte zu Schaftmitte, unten — 15,50 m, äußere Schaftdistanz
14,58 m) die lichte innere Höhe des Giebelfeldes in der Mitte etwa 2,80-^- 3 m (3:1)
betragen haben würde. Das stimmt auch ziemlich mit dem von Francesco
d’Olanda wiedergegebenen Bilde. Bei etwa Epfacher Lebensgröfie der Dioskuren
reichte also die Mitte des Giebelfeldes für ihre Aufnalime,
 
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