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Stein, Karl vom und zum; Gradenwitz, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 12. Abhandlung): Der Freiherr vom Stein an Fritz Schlosser auf Stift Neuburg bei Heidelberg: 29 Briefe und eine Skizze ; nebst einem Anh. ; mit 3 Faks. — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32158#0051
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Frh vom Stein und Schlosser.

51

Rnhang.

Rus deu Vriefeu der Tvchier.

183N

Ll. 6ILSÜQ V. OlsoN.

Riinelieii den Augnst 1831.

empf. 13. Aug. 1831 F. S.

Jhre theilnehmenden Worte kamen mir in Nassau zu, lieber herr Rath,
u ich danke Jhnen herzlich für dieselben. Zu unerwartet tras uns der herbe
Schlag, der uns den geliebten verehrten Vater entriß, um sdaßs den Schmerz
nicht noch erschütternder, vernichtender gemacht zu haben. So ist auch
5 kein Andrer Trost, bei einem sür diese Welt unersezlichen Verlust, als
der der Ergebung in einen Allweisen Willen Gottes, die Anerkennung die
des Entschlasenen schöne u seltene Eigenschaften, sein hoher moralischer
Werth, bei Allen finden, die ihn kannten, u der Gedanke, daß die sreie
Seele den Ausschwung genomen hat, nach dem sie lange sich sehnte, doppelt
10 seit die imer trüber u verworrner werdende Zeit, neue Stürme herbeizu-
sühren drohte, auch ueber sein, schon so viel geprüftes Haupt. Aber was
kann uns, die das Glück hatten einen solchen Vater zu haben, seinen
Verlust ersetzen? Wir haben das Gesühl, daß sunss unsrem Leben seine
Krone geraubt wurde, u unaussprechlich verarmt uni seinen reichsten
15 Schatz, liegt der Pfad vor uns der uns nie mehr zu ihm führen kanns.s
Kehren wir nächsten Somer nach dem armen lieben Nassau zurück, das
ich mir noch imer nicht ohne ihn denken kann, so würde es uns sehr
sreuen Sic u Jhre Frau Gemahlin auf Jhren schönen Besitzungen aussuchen,
n einem Andenken leben zu können, daß auch Sie gewiß treu bewahren
20 werden, wie das der große Todte den wir beweinen, ja wohl um sein Vater-
land, seine Freunde u seine Kinder, in reichem Maaß verdient hat. Heute
erhielt ich den Brief der Frau Räthin, u bitte Sie einstweilen meinen
Dank mit den herzlichsten Empfehlungen für dieselbe zu uebernehmen. Wie
wenig ahndeten wir bei unserm Abschied am 15* August vorigen Jahres,
25 von meinein unvergeßlichen Vater, daß es der letzte seyn würde, der hinüber-
reichen müßte in das Land das nur das Licht des Glaubens unsern Blicken
erhellt. Leben Sie wohl lieber Herr Rath, u denken mit Theilnahme der
Tiesbetrübten. Giech trägt mir viele Empfehlungen sür Sie auf.

H. G. v. Giech.
 
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