Metadaten

Hampe, Karl [Editor]; Baethgen, Friedrich [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 13. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung (I/II) — Heidelberg, 1910

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32159#0009
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung I, II.

9

habeüs aclhuc pro puero. Da die beiden Stücke uns in ähnliche
Zusammenhänge führen, wie die vorhergehenden Briefe, so mögen
sie hier angereiht werden. Wir werden in ihnen etwa um ein Jahr
zurückversetzt in die Zeit vor dem Einmarsch des Grafen Walter
von Brienne in das Königreich Sizilien. Einen Augenblick mag man
freilich erwägen, ob hier nicht. clie Capuaner Kämpfe des Jahres
E208 gemeint sein könnten, über die uns die Annales Casinenses
und Richard von S. Germano berichten. 10) Indessen cla ist es docli
nicht Dipold selbst, der die Stadt bedrängt, und die Capuaner waren
von Ihih gegen Peter von Celano erfüllt, während sie nach unsern
Briefen gerade ihre ganze Idoffnung auf ihn setzten. Die Beziehung
auf R208 ist dalier unmöglich; noch weniger kann natürlich an
Kaiser Ottos IV. Einzug in das ihm vom Grafen von Celano über-
lieferte Capua vom November 1210 gedacht werden, wenn aucli
Dipold damals auf seiner Seite stand.

Der Brief Nr. 3 gibt uns überclies neben sonstigen Anspielungen
mit den Worten „einmal habe das Glück den Grafen Peter geäfft
(ex quo semel vobiscum fortuna lusit) 11 einen ziemlich sicheren An-
haltspunkt datur, daß das Stück nicht nacli der Schlacht bei Cannä
(Okt. 1201) geschrieben sein kann, denn seine clortige Gefangen-
nahme war bereits das zweite Kriegsunglück, das ihn traf; sein
erstes clie ilirn von Dipold bereitete Niederlage bei Venafro im Juni
1200, bei der sein Sohn Berarcl in die Hände Dipolds fiel. 11) Damit
gewinnen wir zugleicli, wenigstens für Nr. 3, einen terminus post
cfuem, nämlich den Juni 1200. Dah in der Pariser Handschrift
unsere beiden Briefe sich an mehrere Stücke aus den Jahren 1200
und 1201 anreihen, dient weiterhin zur Bestätigung dieser Datierung,
denn wenn auch in der Sammlung eine chronologische Ordnung

10) Ygl. Winkelmann, Otto IV., S. 92, wozu die ältere Redaktion des Richaru
von S. Germano ed. Gaudenzi S. 74, heranzuziehen ist. Steht dort: Riccardus de
Aquila comes, cuius fratris feci memoriam, auctorüate et vi fretus comitis Dio-
puldi, Capuam recipit, a Capuanis vocatus in odium comitis Petri ele Celano,
während die jüngere Redaktion beginnt: Eodem anno comes Fundanus suprci
memoratus etc., so möchte ich denn doch vermuten, daß es sich bei dem Worte
fratris nur um einen Lesefehler Gaudenzis oder seiner Vorlage handelt, denn
fratris und supra können sich in paläographischer Abkiirzung sehr ähnlich sehen.
Ist diese Vermutung richtig, so wird allen Folgerungen der Roden entzogen, die
Le.ieune, Walther von Palearia, Kanzler des normannisch-stautischen Reiches,
Bonner Diss. 1906, S. 131 Anm. 2 aus dem Worte fratris zieht, indem er die
damalige Eroberung Capuas einem Bruder Robert von Aquila zuweist usw.
n) Richard v. S. Germ. z. J. 1200.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften