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Hampe, Karl [Hrsg.]; Baethgen, Friedrich [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 13. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung (I/II) — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32159#0010
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10

K. Hampe:

keineswegs beobaehtet ist, so läf.H sicli docli öfter wahrnehinen, dah
einzelne Gruppen von Briefen absichtslos in ihrem natürlichen Zu-
sammenhang belassen sind.

Wir wissen, daß die Deutschen Dipolds in jener Zeit vor dem
Eingreifen Walters von Brienne in cler Terra di Lavoro die Ober-
hand hatten. Gcrma/ni ante adventum ip.sius per regnum libere dis-
currebant, sagen die Gesta Innocentii c. 3t. In Neapel, Capua und
Salerno wurden päpstliche Delegierte, welche bei Strafe des Bannes
Preisgabe Dipolds und Unterstützung Briennes forclerten, mit clem
Tode bedroht und durch Rainald von Gapua nht Mühe gerettet.
Dem heranrückenden Grafen AValter schloß Gapua die Tore, und
in der Nähe der Stadt wurde am 10. Juni 120t die erste Schlacht
zwischen Franzosen und Deutsclien geschlagen, die der Maclitstellung
Dipolds in cliesen Gegenden vorderhand ein Ende bereitete. 12) Un-
gefähr ein Jalir dürfte dies Ubergewicht geclauert haben, denn noch
im März 1200 hatte Dipold einen Plünderungszug in das Gebiet
von S. Germano unternommen, war von da zunächst in seine un-
weit der Nordgrenze gelegene Burg Rocca d’Arce zurückgekehrt und
hatte im Juni den Grafen Peter von Gelano bei Venafro geschlagen. 13)

llier setzen unsere Briefe ein. Die Seharen Dipolds beherrschen
die Ebene der Terra cli Lavoro, verheeren Saatfelder und Wiesen,
erbeuten Viehherden uncl schädigen die B ürger cler festen Städte,
deren Mauern ihnen noch Widerstand leisten, durch beständige,
Leben und Gut bedrohende, die Kräfte erscliöpfende Überfälle.
Gapua will nicht umsonst clen Sohn cles mächtigen Grafen Peter
von Gelano sicli zum Erzbischof erwählt haben, es setzt auf jenen
seine ganze Hoffnung, will in Verteidigung oder Vertragsschluß seinen
Weisungen allein folgen, lehnt claher alle Lockungen Dipolds, clie
auf eine Preisgabe des Erzbischofs hinauslaufen, voll Entrüstung uncl
unter Bedrohung seines Boten ab, verlangt aber um so sehnlicher,
aus der drangvollen Lage durch einen Anmarsch cles Grafen Peter
laefreit zu werden. Der Erwählte RainaM macht sich, zugleich im

12) Vgl. Winkelmann, Otto IV., S. 40, 41, wo im Texte das Schreiben der
päpstliehen Delegierten richtig irn Zusammenhang der Ereignisse vor der Schlacht
bei Gapua vom 10. Juni 1201 verwertet ist. Dann aber darf es auch nicht mit
dem Juli datiert werden, wie er selbst ebenda S. 517 und Reg. Imp. V, 12224
getan hat; die Beziehung auf die päpstlichen Manifeste Reg. Imp. V, 5756 u. 5757
bietet dafür keinen hinreichenden Grund, zumal da auch diese Stücke nur aus
den keineswegs streng chronologisch geordneten TnEiNERschen Rubriken bekannt
und daher nicht mit Sicherheit zu datieren sind.

13) Vgl. Richard v. S. Germano z. J. 1200.
 
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