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Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung I. l[,
eignen Interesse, zum Übermittler clieses Wunsches. Sein Schreiben
an den Vater (Nr. 2) entspricht inhaltlich vollkommen der Lage und
gibt auch formell nicht zu den mindesten Bedenken Aniaß; es ist
daher zweifellos als echt zu betrachten, zumal es sich ja in der
Handschrift an andre wirkliche Briefe Rainalds anreiht.
Nicht ganz so sicher kann diese Frage hinsichtlich cles folgenden
Stückes beantwortet werden. Es ist ein ganz ähnliches Gesueh
Rainalds an den Vater, nur ungleich heftiger und dringlicher im
Inhalt, rhetorischer in der Form. Ist es nur eine stilistisehe Be-
arbeitung desselben Vorwurfs, bei cler dann die Farben wirksamer
aufgetragen wärenP Eine solche Erscheinung würde in unserer
Sammlung nicht vereinzelt dastehen. 14) Trotzdem möchte icb micli
nicht dafür entscheiden, sondern unter einigen Vorbehalten auch
dies Stück als echt ansehen. Denn eine genauere Prüfung zeigt
doeh, dafe es nicht derselben Lage, sondern sicher einem späteren
Zeitpunkte entspricht. Nr. 2 enthält zwar ein dringliches Verlangen,
aber cloch noch keine Spur von Vorwürfen! Graf Peter wird noch
als cler unwiderstehliche Kriegsherr hingestellt, dessen Schwerte
Dipold nach göttlichem Ratschluh aufbewahrt ist, bei dessen Er-
scheinen ohne Frage der Kothaufen der Feinde weggefegt werden
wird. Das kann gewiß berechnende uncl schmeichlerische Rück-
sichtnahme des Sohnes sein; es kann aber auch darauf deuten, daß
der Brief schon vor Peters Niederlage bei Venafro geschrieben ist.
Dann müßte clas Eingreifen Dipolds in die Terra di Lavoro bereits
etw ra im April oder Mai 1200 erfolgt sein, und er wäre von da
dem endlich anrückenden Celanesen bis Venafro entgegengezogen.
Die Erwähnung des Verlustes von Ernte und Futtermitteln würde
wohl kaum gegen eine Abfassung des Briefes in der ersten Hälfte
des Juni sprechen, da sie zu dieser Jahreszeit auf den Feldern
schon verwüstet sein können. 15) Ich halte also einen so frühen
Ansatz von Nr. 2 für nicht unwahrscheinlich, wenn ich auch cler
Vorsicht halber den Abdruck unten lieber unbestimrnter mit „Sommer
oder Herbst 1200“ clatiere.
Dagegen enthält Nr. 3, wie ich schon oben erwähnte, cleutliche
Hinweise auf Peters Nieclerlage bei Venafro. Seitdem ist er in
Schlaffheit und Mutlosigkeit verfallen, er vermag sich nicht zur
u) Ygl. z. B. Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 535, 592.
15) Vor dem 19. Juni 1264 gaben z. B. die Römer die Belagerung von Sutri
auf, urn an die Einsammlung ihrer Ernte zu gehen; vgl. mein Urban IV. und
Manfred, S. 53.
Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung I. l[,
eignen Interesse, zum Übermittler clieses Wunsches. Sein Schreiben
an den Vater (Nr. 2) entspricht inhaltlich vollkommen der Lage und
gibt auch formell nicht zu den mindesten Bedenken Aniaß; es ist
daher zweifellos als echt zu betrachten, zumal es sich ja in der
Handschrift an andre wirkliche Briefe Rainalds anreiht.
Nicht ganz so sicher kann diese Frage hinsichtlich cles folgenden
Stückes beantwortet werden. Es ist ein ganz ähnliches Gesueh
Rainalds an den Vater, nur ungleich heftiger und dringlicher im
Inhalt, rhetorischer in der Form. Ist es nur eine stilistisehe Be-
arbeitung desselben Vorwurfs, bei cler dann die Farben wirksamer
aufgetragen wärenP Eine solche Erscheinung würde in unserer
Sammlung nicht vereinzelt dastehen. 14) Trotzdem möchte icb micli
nicht dafür entscheiden, sondern unter einigen Vorbehalten auch
dies Stück als echt ansehen. Denn eine genauere Prüfung zeigt
doeh, dafe es nicht derselben Lage, sondern sicher einem späteren
Zeitpunkte entspricht. Nr. 2 enthält zwar ein dringliches Verlangen,
aber cloch noch keine Spur von Vorwürfen! Graf Peter wird noch
als cler unwiderstehliche Kriegsherr hingestellt, dessen Schwerte
Dipold nach göttlichem Ratschluh aufbewahrt ist, bei dessen Er-
scheinen ohne Frage der Kothaufen der Feinde weggefegt werden
wird. Das kann gewiß berechnende uncl schmeichlerische Rück-
sichtnahme des Sohnes sein; es kann aber auch darauf deuten, daß
der Brief schon vor Peters Niederlage bei Venafro geschrieben ist.
Dann müßte clas Eingreifen Dipolds in die Terra di Lavoro bereits
etw ra im April oder Mai 1200 erfolgt sein, und er wäre von da
dem endlich anrückenden Celanesen bis Venafro entgegengezogen.
Die Erwähnung des Verlustes von Ernte und Futtermitteln würde
wohl kaum gegen eine Abfassung des Briefes in der ersten Hälfte
des Juni sprechen, da sie zu dieser Jahreszeit auf den Feldern
schon verwüstet sein können. 15) Ich halte also einen so frühen
Ansatz von Nr. 2 für nicht unwahrscheinlich, wenn ich auch cler
Vorsicht halber den Abdruck unten lieber unbestimrnter mit „Sommer
oder Herbst 1200“ clatiere.
Dagegen enthält Nr. 3, wie ich schon oben erwähnte, cleutliche
Hinweise auf Peters Nieclerlage bei Venafro. Seitdem ist er in
Schlaffheit und Mutlosigkeit verfallen, er vermag sich nicht zur
u) Ygl. z. B. Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 535, 592.
15) Vor dem 19. Juni 1264 gaben z. B. die Römer die Belagerung von Sutri
auf, urn an die Einsammlung ihrer Ernte zu gehen; vgl. mein Urban IV. und
Manfred, S. 53.