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K. Hampe:
Rache aufzuraffen und turchtet, wie man spottet, neue Schläge
Dipolds. Die Not der Terra di Lavoro aber ist inzwischen gestiegen;
man ist der Verzweiflung nahe. Noch einmal wendet sich nach
längerer Zeit des Harrens Rainald von Gapua an den Vater, nun-
mehr mit bitteren Vorwürfen und Ermahnungen. Die Schmach, in
der der Graf zu versinken droht, trifft ja das ganze Haus; aber er
will, wie es scheint, guten Rat nicht hören; andre Einwirkungen,
die Rainald nicht kennt, wertet er hoher, als die seines Sohnes,
den er noch immer als einen Knaben behandelt, — ein individueller
Zug, welcher der Stilübung wenigstens eines Fremden kaum zuzu-
trauen wäre. Und doch sind die Aussichten, seinen Ruhm herzu-
stellen und seine Macht zu erweitern, noch immer günstig genug.
Die Neapolitaner, Aversaner und andre Bürger der Terra di Lavoro
haben bis jetzt auf ilm geharrt und sind bereit, sich ganz in seine
Hand zu geben. Werden hier clie Gapuaner nicht mit erwähnt, an
denen der Verfasser doch das nächste Interesse hatte, so wäre ja
denkbar, daß sie inzwischen schon mit Dipold abgeschlossen hätten,
und Rainald etwa von einem anclern Ptatze aus schrieb. Wahr-
scheinlicher jedoch erklärt sich ihre Übergehung daraus, daß es an
dieser Stelle darauf ankam, den Grafen Peter durch die Aussicht
auf Erweiterung seines Einflusses aus seiner Untätigkeit herauszu-
locken (tempus et locits est, in quo — potestis — dominatus vestri
potenciam lacius ampliare), daß aber Capua sich bereits frülier unter
diesen Einfluß begeben hatte. Auch cliese aus cler Lage wohl er-
klärliche Auslassung könnte gegen die Annahme einer bloßen Stil-
übung angeführt Averden.
In Wirklichkeit waren es vorwiegend siclierlich andre Gründe,
als Schwäche und Feigheit, die den Celanesen zur Zurückhaltung
bestimmten: clie Abmachungen der Kurie mit Walter von Brienne,
die ihm eben durch seinen Schwager, den Kanzler Walter von
Palear bekannt geworden sein mochten 16), clie ärgerlichen Hemmnisse,
die cler Papst vor kurzem seiner östliclien Machtausdehnung über
die Abruzzenprovinz bereitet hatte 17), vielleicht auch clie Rücksicht
auf seinen von Dipolcl gefangenen Sohn Berard. Auch als Brienne
siegreich in die Terra cli Lavoro vorclrang und nach seinem Siege
vom Erzbischof Rainalcl freuclig aufgenommen wurde, schloß sich
Graf Peter ihm nur unter dem Zwang cler Verhältnisse besorgt
16) Vgl. WlNKELMANN, OttO IV., S. 29, 33.
17) Ebencla S. 19; Lejeune a. a. 0., S. 67.
K. Hampe:
Rache aufzuraffen und turchtet, wie man spottet, neue Schläge
Dipolds. Die Not der Terra di Lavoro aber ist inzwischen gestiegen;
man ist der Verzweiflung nahe. Noch einmal wendet sich nach
längerer Zeit des Harrens Rainald von Gapua an den Vater, nun-
mehr mit bitteren Vorwürfen und Ermahnungen. Die Schmach, in
der der Graf zu versinken droht, trifft ja das ganze Haus; aber er
will, wie es scheint, guten Rat nicht hören; andre Einwirkungen,
die Rainald nicht kennt, wertet er hoher, als die seines Sohnes,
den er noch immer als einen Knaben behandelt, — ein individueller
Zug, welcher der Stilübung wenigstens eines Fremden kaum zuzu-
trauen wäre. Und doch sind die Aussichten, seinen Ruhm herzu-
stellen und seine Macht zu erweitern, noch immer günstig genug.
Die Neapolitaner, Aversaner und andre Bürger der Terra di Lavoro
haben bis jetzt auf ilm geharrt und sind bereit, sich ganz in seine
Hand zu geben. Werden hier clie Gapuaner nicht mit erwähnt, an
denen der Verfasser doch das nächste Interesse hatte, so wäre ja
denkbar, daß sie inzwischen schon mit Dipold abgeschlossen hätten,
und Rainald etwa von einem anclern Ptatze aus schrieb. Wahr-
scheinlicher jedoch erklärt sich ihre Übergehung daraus, daß es an
dieser Stelle darauf ankam, den Grafen Peter durch die Aussicht
auf Erweiterung seines Einflusses aus seiner Untätigkeit herauszu-
locken (tempus et locits est, in quo — potestis — dominatus vestri
potenciam lacius ampliare), daß aber Capua sich bereits frülier unter
diesen Einfluß begeben hatte. Auch cliese aus cler Lage wohl er-
klärliche Auslassung könnte gegen die Annahme einer bloßen Stil-
übung angeführt Averden.
In Wirklichkeit waren es vorwiegend siclierlich andre Gründe,
als Schwäche und Feigheit, die den Celanesen zur Zurückhaltung
bestimmten: clie Abmachungen der Kurie mit Walter von Brienne,
die ihm eben durch seinen Schwager, den Kanzler Walter von
Palear bekannt geworden sein mochten 16), clie ärgerlichen Hemmnisse,
die cler Papst vor kurzem seiner östliclien Machtausdehnung über
die Abruzzenprovinz bereitet hatte 17), vielleicht auch clie Rücksicht
auf seinen von Dipolcl gefangenen Sohn Berard. Auch als Brienne
siegreich in die Terra cli Lavoro vorclrang und nach seinem Siege
vom Erzbischof Rainalcl freuclig aufgenommen wurde, schloß sich
Graf Peter ihm nur unter dem Zwang cler Verhältnisse besorgt
16) Vgl. WlNKELMANN, OttO IV., S. 29, 33.
17) Ebencla S. 19; Lejeune a. a. 0., S. 67.