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K. Hampe:
tung über wichtige Ereignisse im Königreich hervorzugehen scheint.
Indessen war die Reibungsfläche doch zu ausgedehnt, die Familien-
beziehungen Rainalds zu sehr mibtrauenerweckend und die Zahl der
unkrautsäenden Gegner zu groß, als dah Störungen seines Verhält-
nisses zur Kurie ganz hätten ausbleiben können. Sie rnubten für
ihn um so empfmdlicher sein, als seine Überzeugungen und Inter-
essen in gleicher Weise mit dem päpstlichen Hofe verknüpft waren.
Eine Spannung im Sommer 1202 ging auf einen im kirchlichen
Rechtsleben jener Tage ziemlich alltäglichen Anlaß zurück. Rainald
glaubte die Kirche S. Maria de Valle, die er vor seiner Erwählung
zum Erzbischof besessen, auch weiter behalten zu können, da von
einer vollen Verwaltung des Erzbistums in jenen Zeiten nicht ent-
fernt die Rede sein konnte. Innozenz III. aber, cler wohl bemüht
war, dem Sohne des unzuverlässigen Grafen von Celano seinen
Machtkreis nicht über Gebühr zu erweitern, wies auf das kanonische
Verbot der Pfründenkumulation vom clritten Laterankonzil hin.
Obwohl der Erwählte dessen Beziehung auf den vorliegenden Fall
nicht recht anerkennen mochte, hätte er an offenen Ungehorsam
gegen die päpstlichen Wünsche schwerlich je geclacht. Der Konflikt
verschärfte sich aber durch verleumderische Machinationen seiner
Gegner. Sie brachten an cler Kurie gegen ihn die Beschuldigung
vor, er habe in Capua einen Boten des Papstes, cler jenes Mandat
überbracht liatte, auspeitschen lassen. Falis wirklich solche Un~
gebühr verübt worden war, war Rainald daran völlig unbeteiligt;
mögliclierweise war es eben ein Streich seiner Gegner, um ihn anzu-
schwärzen. Er selbst versichert, er sei zu cler fraglichen Zeit so
schwer krank gewesen, dafä Dipold von Acerra habe wagen können,
sein Lager vor die Mauern von Capua zu legen und es persönlich
zu verlassen. In Briefen an seinen Vater 52) und einen Freund 53)
forclerte er balcl Bestrafung der Verleumder, die ihm bekannt ge-
worden waren. Jedoch Innozenz III. schenkte — das spricht immer-
hin für clie Tatsächlichkeit jener Mißhancllung — der Anklage
Glauben und übersandte sein Schreiben zwar noch einmal, aber
jetzt durch einen Abt, an dem man sich wolil nicht so leiclit ver-
greifen würde, und beauftragte cliesen, ihm Rainalds Antwort mit-
zuteilen, was einem Abbruch des clirekten Verkehrs mit clem Er-
wählten gleichzukommen schien. Dieser sandte nun an den Papst
52) Ygl. Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 595,
53) Unten Nr. 2,
K. Hampe:
tung über wichtige Ereignisse im Königreich hervorzugehen scheint.
Indessen war die Reibungsfläche doch zu ausgedehnt, die Familien-
beziehungen Rainalds zu sehr mibtrauenerweckend und die Zahl der
unkrautsäenden Gegner zu groß, als dah Störungen seines Verhält-
nisses zur Kurie ganz hätten ausbleiben können. Sie rnubten für
ihn um so empfmdlicher sein, als seine Überzeugungen und Inter-
essen in gleicher Weise mit dem päpstlichen Hofe verknüpft waren.
Eine Spannung im Sommer 1202 ging auf einen im kirchlichen
Rechtsleben jener Tage ziemlich alltäglichen Anlaß zurück. Rainald
glaubte die Kirche S. Maria de Valle, die er vor seiner Erwählung
zum Erzbischof besessen, auch weiter behalten zu können, da von
einer vollen Verwaltung des Erzbistums in jenen Zeiten nicht ent-
fernt die Rede sein konnte. Innozenz III. aber, cler wohl bemüht
war, dem Sohne des unzuverlässigen Grafen von Celano seinen
Machtkreis nicht über Gebühr zu erweitern, wies auf das kanonische
Verbot der Pfründenkumulation vom clritten Laterankonzil hin.
Obwohl der Erwählte dessen Beziehung auf den vorliegenden Fall
nicht recht anerkennen mochte, hätte er an offenen Ungehorsam
gegen die päpstlichen Wünsche schwerlich je geclacht. Der Konflikt
verschärfte sich aber durch verleumderische Machinationen seiner
Gegner. Sie brachten an cler Kurie gegen ihn die Beschuldigung
vor, er habe in Capua einen Boten des Papstes, cler jenes Mandat
überbracht liatte, auspeitschen lassen. Falis wirklich solche Un~
gebühr verübt worden war, war Rainald daran völlig unbeteiligt;
mögliclierweise war es eben ein Streich seiner Gegner, um ihn anzu-
schwärzen. Er selbst versichert, er sei zu cler fraglichen Zeit so
schwer krank gewesen, dafä Dipold von Acerra habe wagen können,
sein Lager vor die Mauern von Capua zu legen und es persönlich
zu verlassen. In Briefen an seinen Vater 52) und einen Freund 53)
forclerte er balcl Bestrafung der Verleumder, die ihm bekannt ge-
worden waren. Jedoch Innozenz III. schenkte — das spricht immer-
hin für clie Tatsächlichkeit jener Mißhancllung — der Anklage
Glauben und übersandte sein Schreiben zwar noch einmal, aber
jetzt durch einen Abt, an dem man sich wolil nicht so leiclit ver-
greifen würde, und beauftragte cliesen, ihm Rainalds Antwort mit-
zuteilen, was einem Abbruch des clirekten Verkehrs mit clem Er-
wählten gleichzukommen schien. Dieser sandte nun an den Papst
52) Ygl. Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 595,
53) Unten Nr. 2,