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Schoell, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 15. Abhandlung): Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides: mit Bemerkungen zur Tetralogie des attischen Theaters — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32161#0007
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Über zwei sich entsprechen.de Trilogien des Euripides.

7

Ausdruck biöacTKaXia für die TpaYUJ&iai eiq piav (kpoaöTv Tiüepevat,
von denen Aristoteles in der Poetik seltsamerweise nur einmal und
ganz beiläufig spricht. 8 Sicher aber ist der Gebrauch jener Be-
zeichnungen älter als die entsprechenden Einteilungen Platonischer
Dialoge (und ähnlich Demokritischer Schriften): und wenn über-
haupt von Übertragung zu reden wäre, könnte man noch elier an
die TeTpaXoxia von Piede, Gegenrede, Replik und Duplik, wie bei
Antiphon, als Ausgangspunkt denken.

Wenn aber Hirzel den Ausdruck Trilogie beschränken will
auf solche Zusammenstellungen, wo eine einzige Persönlichkeit im
Mittelpunkt steht, auf die sich alles bezieht, so dürfte auch die
Orestie keine Trilogie heißen. Denn in dem nach Umfang und
Wert bedeutendsten ersten Stück wird wohl zum Schluß zweimal
auf clen kommenden Rächer Orest hingewiesen — der auch vor-
her einmat beiläufig genannt war —, aber doch steht er nicht im
Mittelpunkt, sondern am äußersten Endpunkt des Stückes. Auch
daß die AuKoupYeia des Polyphrasmon und die TTavöiovic; cles Phi-
lokles „ohne Zweifel“ ihren Mittelpunkt in Lykurgos und Pandion
besaßen, kann man wohl behaupten, aber nimmermehr erhärten:
unsere Ivenntnis ist auf die Gesamttitel beschränkt — dasselbe gilt
für die von Hirzel nicht genannte OiöiTiööeia des Meletos —, clazu
kommt bei der navöioviq der Sondertitel Tppeuc; — und in diesem
Stück stand doch wohl Tereus im Mittelpunkt — und ein halber
Vers! Kennen wir doch selbst von der AuKOupyeia TerpaXoYta des
Äschylus zwar die vier einzelnen Dramen 'Höuuvoi, Bacroapai, Nea-
viOKot, AuKoüpYoq oaTuptKÖ«; und dazu eine Anzahl Eragmente, aber
auch nicht einen Schattenriß des Inhalts und der Folge der vier
Hancllungen, trotz der Versuche von Welcker, G. EIermann, M. Croi-
set u. a.

Was den Natnen 'Opeoreta betrifft, so hat Gf. Hermann, Opusc. II,
809, ausgesproclien uncl manche — z. B. Ghrist in seiner Literatur-
geschichte — haben es nachgesagt, daß nach Aristophanes in den
Fröschen 1124 ursprünglich damit nur das Mittelstück bezeichnet
worden sei und erst später sei der Name auf die ganze Trilogie
oder Tetralogie übertragen worden, das erstere von Aristarch und
Apollonios, das zweite in „den Didaskalien“ (s. S. lOAnm. 12). Wila-
mowitz hat das noch dadurch verumständlicht, daß Aristophanes

8) Aus diesem einmaligen Ausdruck einen allgemeineren Schluß zu
ziehen, wie Hirzel tut, geht denn doch nicht an, Vgl, auch S. 10, Anm. 12.
 
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