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Schoell, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 15. Abhandlung): Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides: mit Bemerkungen zur Tetralogie des attischen Theaters — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32161#0030
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Fritz Schöll:

will Lykos, unter dem Vorwand ihm seine Gefangene auszuliefern,
herbeilocken, und dann wollen sie sich seiner bemächtigen: Vater
Zeus wird helf'en. Lykos kommt von selbst und wird — vergebens
ruft er sein Gefolge — herbeigezogen. Nun erst erfährt er den
Tod seiner Gattin und soll seibst sterben. Da erscheint Herrnes als
Bote des Zeus und befiehlt, Lykos zu schonen: er soll auf seine
Herrschaft verzichten und soll die Asche der Dirke in die — nach
ihr dann benannte — Quelle streuen. Amphion soll König von
Theben sein, und nach den Tönen seiner Lyra werden sich die
Steine der Stadtmauer von selbst zusammenschließen: er, wie der
— nun nicht melir rauhe — Zethos sollen schöne und edle Gat-
tinnen heimführen.

Hypsipyle aber hatte bei dem zweijährigen Aufenthalt der
Argonauten auf Lemrios dem gehebten lason, cler wohl ihr Gatte
wurde, zwei Kinder, Euneos und Thoas, geboren, die Iason mit
sicli nach Kolchis nahm. Dann wurcle Hypsipyle bei dem all-
gemeinen Männermorde auf Lemnos die Retterin ihres Vaters Tlioas:
und vor der Wut der Lemnierinnen mufite sie entfliehen. Nach
Iasons Tocle wurden ihre Söhne von dem Argonauten Orpheus
nach Thrakien gebracht, wo Euneos Musik, das Barbitonspiel, Thoas
den Waffenkampf erlernte, bis der Grohvater Thoas, den sein Vater
Dionysos noch weiter beschirmt hatte, sie nach Lemnos zurückführte.
Später ziehen sie aus, ihre Mutter zu suchen, und kommen so nach
Nemea. Die verfolgte Hypsipyle war nach der Flucht an cler Küste
Schiffern in clie Hände gefallen uncl weiter an Lykurgos, den König
von Nemea und Priester cles dortigen Zeus, verkauft worclen. Sie
muß sein und seiner Gemahlin Eurydike kleines Kind, Archemoros,
hüten, immer dabei voll Sehnsucht denkencl uncl singend, was sie
früher geiiebt und gelebt hatte. Die ihr unbekannten Söhne kommen
und fragen sie nac-h Herberge im Königspalast: bei ihrem Anblick
ruft sie: uu paKapia crqpdiv ij leKoüo'' pxig ttot' fjv. Zur selben Zeit
naht auch clas Heer Adrasts, der seinen Schwiegersohn nacli Theben
heimführen will. Amphiaraos, der durch clen Verrat seines Weibes
zur Teilnahme an diesem Zug, seinem Todeszug, gebracht ist, tritt
auf, eine Quelle suchend. Hypsipyle geht mit, sie ihm zu zeigen:
und da sie zunr Schöpfen clen kleinen Archemoros hinlegt, wircl er
von einer Schlange getötet. Voil Kummer und Angst kommt sie
zurück: clen Gedanken an Flucht gibt sie bald auf; und nun ver-
urteilt sie clie unglückliche Mutter Eurydike, clie in Abwesenheit
ihres Gatten clie Herrschaft führt, zunr Tode. Hypsipyle verzweifelt
 
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