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Rudolf Pagenstecher :
lung des Herrn Joh. W. F. Reimers wertvolle Ergänzungen,
und da ich zugleich dort feststellen konnte, welchem Zwecke
die Statuetten gedient haben, so scheint mir eine Mitteilung des
Neuen, verbunden mit erneuter Würdigung des Alten, nicht ohne
Interesse, zumal da ich durch die Freundlichkeit F. von Duhns
in der Lage bin, auch noch den Rest einer Niobidendarstellung
auf einem aretinischen Sigillatagefäß in Heidelberg veröffent-
lichen zu könnem, dessen Wert. jeder, der weiß, wie selten mytho-
logische Darstellungen auf den Vasen dieser Gattung sind,
wiirdigen wird.
Monumentale Wiedergaben des tragischen Geschickes,
welches die Götter über die stolzej sich Göttin dünkende 4) Tochter
des Tantalus verhängten, indem sie den Übermut der Mutter jan
den Kindern rächtem, sind uns in nicht unbeträchtlicher Anzahl
erhalten. Man wird nicht felilgehen, wenn man annimmt, daß das
Epos und nach ihm die Tragödien des Aschylos und Sophokles 5)
einen ganz besonders bildenden Eintluß auf den Credankengang
derKünstler ausgeübt haben und so Goethes Wort wahr machten,
„d.aß mehr als man denkt, der bildende Künstler vom Dichter
und Schriftsteller abhängt“. Wir besitzen jenes pompejanische
Marmorgemälde 6) als Beweis eines solchen engen Zusammen-
hanges und dürfen wohl auch die Originale der im Hause des
Ouästors oder der Dioskuren zu Pompeji an die Pfeiler des
Peristyls gemalten Dreifüße mit einem choregischen Sieg in Ver-
hindung bringen. 7 *) Es ist. bemerkenswert, daß sich von den
Motiven unserer Terrakotten zwei wenigstens einigermaßen ent-
sprechend an diesen Dreifüßen nachweisen lassen.
Im allgemeinen aber hat Stark recht, wenn er auf S. 149
sein.es Buches sagt: „Die Gräberwelt ist es, in und für welche
die Darstellungen dieses Mythus vor allem verwendet werden“.
Nun müßten wir allerdings gleicli eine Ausnahme nennen, näm-
lich die Kopenhagener Statuen, die allgemein nach Furtwäng-
4) C. Robeht, 24. Ilall. Winckelmannsprogr. (Niobe). S. 9.
5) Robert, a. a. 0. Huddilston, Greek tragedtj in the liglit, of vase
painting, S. 8f. Haupt, Comment. archaeol. in Aeschylum, S. 128ff.
6) Robert, a. a. 0. Roscher, Lexikon, III, S. 410, Abb. 7 (Sauer).
Shebelew, a. a. 0. Fig. 50.
7) Museo Borbonico, VI, 13, 14. IIelbig, Wandgemälde, 1154. Sauer
boi Rosciier, III, 422. Shebelew, Fig. 30, 31. Zur Frage der Dreifiiße iu
der Nähe des Tbrasyllosmonuments : Shebelew, S. 27. Judf.ich, Topographie
von Alhen 2, S. 281 9, \vo Literatur.
Rudolf Pagenstecher :
lung des Herrn Joh. W. F. Reimers wertvolle Ergänzungen,
und da ich zugleich dort feststellen konnte, welchem Zwecke
die Statuetten gedient haben, so scheint mir eine Mitteilung des
Neuen, verbunden mit erneuter Würdigung des Alten, nicht ohne
Interesse, zumal da ich durch die Freundlichkeit F. von Duhns
in der Lage bin, auch noch den Rest einer Niobidendarstellung
auf einem aretinischen Sigillatagefäß in Heidelberg veröffent-
lichen zu könnem, dessen Wert. jeder, der weiß, wie selten mytho-
logische Darstellungen auf den Vasen dieser Gattung sind,
wiirdigen wird.
Monumentale Wiedergaben des tragischen Geschickes,
welches die Götter über die stolzej sich Göttin dünkende 4) Tochter
des Tantalus verhängten, indem sie den Übermut der Mutter jan
den Kindern rächtem, sind uns in nicht unbeträchtlicher Anzahl
erhalten. Man wird nicht felilgehen, wenn man annimmt, daß das
Epos und nach ihm die Tragödien des Aschylos und Sophokles 5)
einen ganz besonders bildenden Eintluß auf den Credankengang
derKünstler ausgeübt haben und so Goethes Wort wahr machten,
„d.aß mehr als man denkt, der bildende Künstler vom Dichter
und Schriftsteller abhängt“. Wir besitzen jenes pompejanische
Marmorgemälde 6) als Beweis eines solchen engen Zusammen-
hanges und dürfen wohl auch die Originale der im Hause des
Ouästors oder der Dioskuren zu Pompeji an die Pfeiler des
Peristyls gemalten Dreifüße mit einem choregischen Sieg in Ver-
hindung bringen. 7 *) Es ist. bemerkenswert, daß sich von den
Motiven unserer Terrakotten zwei wenigstens einigermaßen ent-
sprechend an diesen Dreifüßen nachweisen lassen.
Im allgemeinen aber hat Stark recht, wenn er auf S. 149
sein.es Buches sagt: „Die Gräberwelt ist es, in und für welche
die Darstellungen dieses Mythus vor allem verwendet werden“.
Nun müßten wir allerdings gleicli eine Ausnahme nennen, näm-
lich die Kopenhagener Statuen, die allgemein nach Furtwäng-
4) C. Robeht, 24. Ilall. Winckelmannsprogr. (Niobe). S. 9.
5) Robert, a. a. 0. Huddilston, Greek tragedtj in the liglit, of vase
painting, S. 8f. Haupt, Comment. archaeol. in Aeschylum, S. 128ff.
6) Robert, a. a. 0. Roscher, Lexikon, III, S. 410, Abb. 7 (Sauer).
Shebelew, a. a. 0. Fig. 50.
7) Museo Borbonico, VI, 13, 14. IIelbig, Wandgemälde, 1154. Sauer
boi Rosciier, III, 422. Shebelew, Fig. 30, 31. Zur Frage der Dreifiiße iu
der Nähe des Tbrasyllosmonuments : Shebelew, S. 27. Judf.ich, Topographie
von Alhen 2, S. 281 9, \vo Literatur.