Niobiden.
lers Vorgang 8) für eine Giebelkomposition in Anspruch genommen
werden. lch muß gestehen, daß ich dagegen mancherlei Be-
denken hahe, allerdings hinzufügen, daß ich für diese Gruppe
auf meine Kenntnis der Münchener Abgüsse angewiesen bin,
während ich die neugefundene römische Niobide noch in Rom
selbst studieren konnte. Und diese neue Statue gehört mit den
Kopenhagener Skulpturen zusammen 9); das dürfte aus Furt-
wänglers Darlegungen zur Genüge hervorgehen. Allerdings
glaube ich nicht, daß die genannten Marmorwerke alle aus der-
selben Werkstatt stammen, denn das Kopenhagener Mädchen
scheint auch mir das Werk eines nicht sehr hervorragenden
Kopisten 10), während die römische Niobide zu dem schönsten
gehört, was uns in letzter Zeit Avieder geschenkt worden ist,
und sicherlich ein griechisches Originalwerk darstelit. Sie aber
verliert alles, wenn man sie sich in einem Giebel vorstellt.
Man überlege sich, wie die Statue von unten betrachtet wirken
würde: die ganze Schönheit des Ivopfes, der wunderbar schmerz-
liche Ausdruck des zum Himmel erhobenen Antlitzes, der leicht
geöffnete Mund — alles würde dem Beschauer verloren gehen;
und ich meine, vor dem Gedanken, eine Giebelaufstellung an-
zunebmen, muß uns schon Starks Tafel 18 warnen. Trotz
aller Schönheit und Symmetrie der Bewegung bleibt hier die
Anordnung der Florentiner Statuen ein Nebeneinander von ein-
zelnen Figuren; und viel anders kann anch die vorausgesetzte
Komposition des fünften Jahrhunderts nicht ausgesehen haben.
Daß die Florentiner Niobidengruppe nicht in ein Giebelfeld
eingeordnet war, halte ich, wie es jetzt wohl meistens geschieht,
für unbestreitbar, und eine malerische Aufstellung im Freien
anzunehmen, dafür ist es doch wohl noch ein bißchen früh
an der Zeit. 11) Starks Vorschiag dagegen, sich die einzelnen
Statuen zwischen den Säulen eines ßaues aufgestellt zu denkcn,
8) Münch. S.-B., 1899, S. 27911.; 1902, S. 4431!.; 1907, S. 207ff.
9) Sie findet sich wieder auf der in den Notizie d. s. 1908, 227
(vgl. 230) bekannt gemachten Vasenscherbe aus Populonia. Die Bonner
Scherbe einer Niobidendarstellung aus Orvieto hat M. IIeinemann, Land-
schaftl. Elemente in der Griech. Kunst, S. 100, Fig. 16, kiirzlich veröffent.-
licht (vgl. auch S. 101, Anm. 3).
10) Arndt, Glyptotheque Ny-Carlsherg, S. 66. Auch in der Größe har-
moniert die neue Niobide nicht mit den Kopenhagencr Statuen, was sich
durch die Annahme von Kopien und Original leicht erklärt.
u) An malerische Aufstellung denkt eella Seta, Scorcio sull’arte elle-
nistica, S. 228 f.
lers Vorgang 8) für eine Giebelkomposition in Anspruch genommen
werden. lch muß gestehen, daß ich dagegen mancherlei Be-
denken hahe, allerdings hinzufügen, daß ich für diese Gruppe
auf meine Kenntnis der Münchener Abgüsse angewiesen bin,
während ich die neugefundene römische Niobide noch in Rom
selbst studieren konnte. Und diese neue Statue gehört mit den
Kopenhagener Skulpturen zusammen 9); das dürfte aus Furt-
wänglers Darlegungen zur Genüge hervorgehen. Allerdings
glaube ich nicht, daß die genannten Marmorwerke alle aus der-
selben Werkstatt stammen, denn das Kopenhagener Mädchen
scheint auch mir das Werk eines nicht sehr hervorragenden
Kopisten 10), während die römische Niobide zu dem schönsten
gehört, was uns in letzter Zeit Avieder geschenkt worden ist,
und sicherlich ein griechisches Originalwerk darstelit. Sie aber
verliert alles, wenn man sie sich in einem Giebel vorstellt.
Man überlege sich, wie die Statue von unten betrachtet wirken
würde: die ganze Schönheit des Ivopfes, der wunderbar schmerz-
liche Ausdruck des zum Himmel erhobenen Antlitzes, der leicht
geöffnete Mund — alles würde dem Beschauer verloren gehen;
und ich meine, vor dem Gedanken, eine Giebelaufstellung an-
zunebmen, muß uns schon Starks Tafel 18 warnen. Trotz
aller Schönheit und Symmetrie der Bewegung bleibt hier die
Anordnung der Florentiner Statuen ein Nebeneinander von ein-
zelnen Figuren; und viel anders kann anch die vorausgesetzte
Komposition des fünften Jahrhunderts nicht ausgesehen haben.
Daß die Florentiner Niobidengruppe nicht in ein Giebelfeld
eingeordnet war, halte ich, wie es jetzt wohl meistens geschieht,
für unbestreitbar, und eine malerische Aufstellung im Freien
anzunehmen, dafür ist es doch wohl noch ein bißchen früh
an der Zeit. 11) Starks Vorschiag dagegen, sich die einzelnen
Statuen zwischen den Säulen eines ßaues aufgestellt zu denkcn,
8) Münch. S.-B., 1899, S. 27911.; 1902, S. 4431!.; 1907, S. 207ff.
9) Sie findet sich wieder auf der in den Notizie d. s. 1908, 227
(vgl. 230) bekannt gemachten Vasenscherbe aus Populonia. Die Bonner
Scherbe einer Niobidendarstellung aus Orvieto hat M. IIeinemann, Land-
schaftl. Elemente in der Griech. Kunst, S. 100, Fig. 16, kiirzlich veröffent.-
licht (vgl. auch S. 101, Anm. 3).
10) Arndt, Glyptotheque Ny-Carlsherg, S. 66. Auch in der Größe har-
moniert die neue Niobide nicht mit den Kopenhagencr Statuen, was sich
durch die Annahme von Kopien und Original leicht erklärt.
u) An malerische Aufstellung denkt eella Seta, Scorcio sull’arte elle-
nistica, S. 228 f.