Metadaten

Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0011
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus.

11

Beschreib. : Auf fünf von profilierten Rampen eingefaßten Stufen
erhebt sich eine viersäulige Fassade : Säulen, deren Kapitelle unklar 38);
darüber sehr detailliert Gebälk (Architrav; Friesbalken mit ungeflügeltem
Sonnendiskus und Uräen ; starker Zahnschnitt; gerades Geison) ; auf ihm
ruht ein Korbbogen; ihn krönen als Eck- und Firstakrotere ägyptische
Sperber in der auch aus Rom, Benevent und andern Orten bekannten
Stellung 39) ; wie die seitlichen auf Ranken sitzen, so begleitet ihn, die
Liicken füllend, ein von beiden Seiten aufsteigendes Rankenornament (stark
eingezogene Spiralen, dazwischen Blätter). 40) Im Tympanon Isis Sothis
auf Hund n. r., sechs Sterne. Je zwei äußere Säulen mit Gitterwerk ver-
bunden. Dahinter ist der Türbau 41) sichtbar : breite, profilierte Seitenteile
mit durchgehendem Sturz, der geflügelten Diskus trägt, wolil als Hohlkehle
zu denken ist und in Uräenfries 42) endigt. Darin Isis, mit Situla und Patera,

38) Dressel urteilt vorsichtig : „Vielieicht . . . eine Spielart der ko-
rinthischen Kapitelle“. Es läßt sich niclit entscheiden.

39) Möglicherweise sind noch Fragmente unter den in Rom vor-
handenen Exemplaren.

40) Vgl. den Hermestempel oben S. 8.

41) Dressel hält ihn für die Front cles eigentlichen Heiligtums (641.
646) : „Das Iseum besteht . . . aus einem im Innern wahrscheinlich als
Hallenbau ausgestalteten Peribolos und einem von diesem umschlossenen,
vollkommen freistehenden Gebäude, dem eigentlichen Heiligtume“. Lehren
Beispiele wie das Iseutn in Pompei, die Heiligtiimer auf dem Herculaner Bild,
Helbig N. 1111, und dem Harpokratesbild, Neapel Inv. 8975 u. andere, claß
der kleine Podientempel keinen Peribolos vertrug, so zeigt clie Antwort auf
die Frage nach der Bedachung die Schwierigkeit dieser Auffassung. Ferner
hat Dressel selbst (641) darauf hingewiesen, daß das mittlere Säulenpaar
des Bildes wegen auseinandergeschoben wurde. Der Miinzschneider wollte die
charakt. Türeinfassung geben ; mußte er sie da nicht auch zur Seite ziehen?

42) Möglicherweise kennen wir ein Stück dieses Frieses, clas ich hier
mit güfiger Erlaubnis der Verw. des Äg. Museums wiedergebe : Berl. Äg. Mus.,

Abb. 1.

16 784. Uräenfries (Abb. 1). Stück einer 1. Ecke, r. gebrochen, weißer, ital.
Marmor. Gef. Via Carnpo Marzo in Rom, also nahe dem Iseum. H. 0,185.
L. 0,47. Seitl. D. 14. Oberfläche u. Unterseite glatt. In seitl. Tiefe von
5 crn bis zur H. von 11 cm die Rückseite roh ausgehauen. Vorn acht, seitl.
zwei aufgerichtete Uräen mit Scheibe ; sehr exakte Arbeit, an Eleganz und
Sorgfalt eines der besten Stücke von Handwerksarbeit ägypt. Imitation auf
itai. Boden. Ich notiere, daß Zugehörigkeit nur zu diesern oder dem do-
mitianischen Bau in Frage kommt; ebenso, daß sie an den Ecken umbiegen
wie am Sturz einer Grabtür aus Alexandrien, Sctireiber-Sieglin, Sieglin-
ex'pedilion, I, Abb. 38,
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften