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Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0012
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12

Wilhelm Weber :

auf Basis. 43) Auf den Rampen zwei Tiere 44) und zwei ungleich schreitende
Statuen. 45)

Das Iseum war getrennt vom Serapeum 46), wie dieses in seinern Aus-
sehen dem Charakter seiner Gottheit entsprechend; es ist unbekannt, wie
viele Bauten sonst zum Heiligtum gehörten. 47) Nur, daß eine Säulenhalle
den Hof einschloß, sclieint sicher, da anders die erhaltenen großen Säulen
von Granit wie die Reste von Marmor nicht unterzubringen sind; die,
wenigstens nach der Münze, niclit zum Tempel selbst gehören. 4s) Der ägyp-
tische Charakter war durcli sie noch gesteigert.

Dressel hat nicht erörtert, wann dieser Bau entstand. 49) Er war
fertig in Vespasians Zeit; wir hören nichts davon, daß der Kaiser als
Bauherr am Iseum beteiligt ist. Die Münze rühmt nur die Gastfreundschaft
der Göttin. Daher wird es der sein, welcher bei der Rezeption zum Staats-

43) Über das Ivultbild habe ich hier nicht zu handeln.

44) Dressel : „Vielleicht ein Tier oder eine Sphinx“. Das letztere
scheint nicht möglich; der Kynokephale, von denen zwei im Kapitolsliof
(Lanciani, Bull. co?nm., 1883, Taf. VII, VIII), der berühmte des Phidias und
Ammonios im Vaticano (Marucci-ii, Vat. Egizio, 68b.), alle drei vom Iseum
Campense stammen.

45) Daß die Figuren „nackt“ sind (Dressel 642), ist nach meinem
Urteil ausgeschlossen. Vorausgesetzt, daß beide wirkiich weiblich sind und
nicht vielmehr Contrapost eines Königspaares wahrscheinlicher ist, waren sie
gewiß bekleidet wie die Tuaa, Marucchi (Anm. 44) n. 17, oder wie Arsinoe,
Mar. 14. Der hohe, spitze Aufsatz kann nichts anderes seiti, als eine Hathor-
(d. h. weibliche) oder Doppelkrone. Aber das Münzbild scheint nicht genau
kopiert zu haben, denn es gibt eine Stellung des einen (r. Fuß vorgesetzt),
die in Freiplastik meines Wissens ungewöhnlich ist (anders die Reliefs :
Granitsäulen des Iseums. Hier freilich imitierende Kunst). Jedenfalls lernen
wir durch die Münze viel für die äg. Monumente in Rom. Icli würde sogar
glauben, daß die großen, vorhin genannten Statuen in gleicher Weise vor
einem Hei'igtum der äg. Göttin in den Sallustgärten verwertet waren, wüßten
wir etwas mehr über die Umstände und die Topograpliie der Gegend.
(Braschi, De tribus stat. in. Rom. Capit. erectis, Rornae 1724, S. 4. Fea,
Misc., I. C. XXIV, 15. Lit. Jordan-Hülsen, I, 3, 435f.

46) Der Grundriß des Serapeums ist dem des Canopus in der Villa
Adriana sehr ähnlich. IJülsen, Top., I, 3, 56Sf. Das weist weiter hinaus.
Über den Canopus bei Alexandrien wissen wir nichts. Breccia, Guicle de la
ville et du Musee d’Alexandrie, 1907, S. 62. Diese Kongruenz läßt mit
Recht auf Imitation eines alexandrinischen Bauwerks schließen (vit.
lladr. 26, 5) ; die Form ist wohl nicht griechisch, kommt sonst nocli vor in
der Villa unter der Farnesina (jetzt auch Ippel, Der III. pomp. Stil, S. 40)
und in einem Bau, an den Rivoira (Nuova Antologia 16. April 1910) er-
innert. All dies ist um so bemerkenswerter, als der Haupttempel in Alexan-
drien, trotzdem auch er nichtgriechische Glieder ent.halten haben muß,
Fassade (und Grundriß) in griech. Stil zeigte (Dattari, Taf. XXX, 3803).

47) Sicher Räume f. Kult- (Pompei) und Heilzwecke (Atexandrien), in
denen Vespasian m. Gefolge übernachtet (Dressel 644).

4S) Es sind zwei Gruppen von Säulen : jene aus Granit, mit den
Priesterreliefs an der Basis; dann einzelne Fragmente ilal. Marmors
(Lanciani, cfr. Anm. 44), dazu Berlin, Äg. Mus., 16 783.

49) Geschichte des Iseums : Jordan-IJülsen, I, 3, 568.
 
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