Metadaten

Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0030
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
30

Wilhelm Weber :

ganze Land ist eine solche Fülle von Denkmälern zerstreuh
ein Teil wichtiger Dokumente für die verlorene Architektur der
späten Zeit, daß der Weg von Rom nach Alexandrien, der sinn
widrig wäre, verschlossen ist. 84) Daraus allein schon erkennt
man mit Genugt.uung, daß man in Ptolemäischer Zeit so baute,
daß ein eigener Stil zugrunde liegt, der erblühte aus der Ver-
einigung ägyptischen und griechischen Geistes. Ist dies zuge-
standen, wer möchte dann nicht glauben, daß das Iseum der
Welthauptstadt die Imitation eines angesehenen Baus in Alexan-
drien ist, wohl des Haupttempels, in dem die ägyptisch-griechische
Isis die Gläubigen beider Nationen sah. 85) Dieser Ternpel aber
geht, der ReligionspoJitik der Reichsgründer wegen, notwendig
in die Zeit des 1. Ptolemäers zurück. 86)

Nur nach diesen Vorausset.zungen könnte man begreifen,
daß diesc Form so große Wirkung gehabt, daß sie das Charakteri-
stikum ihrer Fassade an andere sakrale und nichtsakrale Bauten

maszewskis folgend, zur Diskussion, daß ein kleines Indizium mehr ge-
wonnen wird in der Tatsache, daß die Krieger vor dem Tempel N. 6 als
Schildzeichen einen Skorpion tragen. Dieser ist das Zeichen der Prae-
torianer, da er Tiberius’ Nativitätsgestirn ist. (v. Domaszewski, Abh. z.
Böm. Religion, 14). Der aus dem Rhyton »Spendende ist also römischer
Feldherr. Weiter s. oben N. 6. III. Jahrh. ist unbedingt zu spät ; die Wahl
ist auch sonst nicht groß. Hoffentlich bringt bald eine wiirdige Neuausgabe
Lösung auch clieser Fragen.

84) Bestätigend tritt dazu, daß schon in frühhellenistischer Zeit. ägyp-
tische Bauideen in griechisches Gebiet. hinausgetragen wurden, vgl. z. B.
das Heiligtum der äg. Götter in Priene, Wiegand-Schrader, Priene, S. 164ff. ;
Koch, Röm. Mitt., 1907, 380, und das in Thera, FIiller von Gärtringen,
Thera, I, 258 ; die Anwendung von äg. Baugliedern wie dem bekannten
Palmenkapitell von Pergamon (abgeb. z. B. Springer-Mici-iaelis 7, Fig. 524)
und eben erst bekannt werdenden andern von dort. Es wäre nicht schwer
anzunehmen, daß unter dem starken Einfluß äg. Nationalität diese erste
Periocle der Iseengrünclungen steht (iiber andere Lokale wissen wir nicht so
Genaues) ; wie auch Gaulos und andere im Hellenismus noch st.ärker
ägypt.isierende Kultdenkmäler haben, als dies bei späterer Ausbreitung der
Fall ist. Ich trenne wohl davon phönikische Einflüsse, verzichte auch, die
Einwirkung Ägyptens auf Petraea, Palästina, Syrien anzudeuten, da. hier
eine lebendig wirkende Tradition eine Rolle spielt.

85) Lit. Drexler, Roscher, s. v. Isis, 423. Ich denke, trotz aller
ägyptischen lseen im Lande kann man behaupten, daß in einer Griechen-
st.adt der Haupttempel nicht im Philaetyp geschaffen war.

86) Es ist vorläufig gevvagt zu sagen, ob er der ist, den Alexander
hat bauen lassen ; (die viel behandelte Stelle) Arrian 3, 1, 5: ... bd,uaa9ai ebei
Kai iepa öoa ku'i deujv div rivcuv, tujv ,uev 'EX.A.i'ivuoliv, ylaibo<; be AiyuTTTiac, . . .
Jedenfalls macht die Schnelligkeit staunen, mit der der neue Götterverein,
in clem Sarapis erscheint, sich über das Meer ausbreitet. Wir haben noch
anzuregen, daß auch der Grieche Timotheos mitgewirkt ha! bei der ganzen
Ordnung ; darin spricht sich das Neue aus.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften