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Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0041
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Ein Hermes-Tempel des Ivaisers Marcus.

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fielen, durch die Vereinigung der Völker die verschiedenen Formen
zusammenfl-ossen, da wurden dank jener Kühnheit, welche die
Führer auszeichnet, alle Schwierigkeiten, zumeist wohl von Grie-
chen, überwunden. Da man großenteils die Verdienste der ein-
zelnen Zentren (Alexandrien, Antiochien etc.) nicht mehr würdigen
kann., wird man nur schwer Einflüsse hin und her abwägen
können, und jedes Endurteil wird nur relativen Wert haben.
Daß aber ein Strom, der in Ägypten entspringt, im Westen mündet;
ist fraglos. Denn dort sahen wir da.s älteste Steingewölbe (Anm.
113 n. 12), dort die Überwölbung des Kulthauses im Beginn der
hellenistischen Zeit, — Iiier ist nicht der Btatz, diesen Zusammen-
hang zu verfolgen. 137)

Nur zwei Beispiele seien kurz gestreift. Das sog. Nymphaeum
in Nimes, ein Bau augusteischer Zeit, ist gedeckt von einem
durchgehenden Steintonnengewölbe, ist also das älteste derartige
Kulthäus im Westen.

Das Auftreten des Typs in der frühhellenisierten Provinz
zeigt, daß er gewiß nicht so vereinzelt war, zumal alle Zeichen
hellenistischer Kunst, z. B. das Motiv der wechselnden Bogen-
nischen 138) die Herausbildung aus lokalen Vorstufen verbieten.

Dann steht auch das zweite Beispiel, der Tempel der Roma'-
Venus, nicht so vereinzelt, dessen Gewölbespannung die Weite
von 21 m erreicht. Wir kennen positive Gründe, soviel ich sehe,
nicht, aus denen heraus Hadrian von der Tradition sich lossagte.

In der Tat dominiert Rom über allen Lokalbralich. Aber
niemand wird bestreiten, daß die koptische Kunst, wenn sie
in ihren Kirchenhauten das Tonnendach wählte 139), a;n die alexan-

method of construction to be employed”. Butler (Anm. 130), S. 15, vgl.

S. 26. Die schönen Gewölbe in Hatra kenne ich nur aus Justi, Persien,
S. 173. Andere, sassanidische, bei M. Bell, /. Eell. Stucl., XXX, 69ff. Ich
erinnere hier nur an die indischen Fassaden, ohne Einfluß hin oder her
feststellen zu können. Foucher (Anm. 132), S. 114ff.

137) Ebensowenig, all die Formen der Baldachine der Kaiserzeit auf-
zuzählen, die aus Münzen bekannt sind, deren schönster vielleicht der von
Tarsus ist (gut ahgeh. bei Milani, Studi e Mat., II, 56, Fig. 213a, b.,
cfr. I, 48), deren einer unserer Hermesdarst, ähnlich ist : Caesarea Lib.

7. int. num. IA * S. * 7, 62, n. 135: Voüte de temple soutenue par deux hermes.

138) Auch dies System ist schon früh ; als Nischenbekrönung sind beide
Cliebel in Alexandrien (Kom esch-Schukafa) üblich. Die stärkere Profilie-
rung ist kein Gegengrund, der Zahnschnitt sitzt auch bei den Bogengiebeln
wie oben N. 2 unter dem Bogengeison. Man möchte darum auch dies für
alexandrinische Erfmdung halten.

139) A. Butler, The ancient Coptie Churches, I, S. 9f., „a Coptic
peculiarity“. Sein Urteil ist dann zu modifizieren. Von Kleinarchitektur
 
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