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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 1. Abhandlung): Griechische Kalender: 2. Der Kalender der Quintilier und die Überlieferung der Geoponica — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32163#0020
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12

Franz Boll:

Die vornehme Familie stammte aus Älexandria Troas; die beiden
Brüder waren in ihrer amtlichen Laufbahn unzertrennlich, wurden
im selben Jahre Konsuln (151 n. Ghr.) und erlagen schließlich aucli
(c. 182) gemeinsam einem Bluturteil des Kaisers Commodus. 11) Sie
schufen in griechischer Sprache zusammen ein Werk, das „in der
landwirtschaftlichen Literatur des ausgehenden Altertums vor und
neben Florentinus den ersten Rang einnahm“. 12) Es wird öfters bei
Gargilius Martialis und namentlich in clen Geoponica zitiert; neben
dem Verfassernamen KuivxiXioi begegnet auch (so Geop. XI 3 in
Lemma und Text) 13) der Singular KuivriXtoc;.

Die Vermut.ung, dah es diese Quintilier sein werclen, von denen
unser Kalender herrührt, bestätigt sich clurch die Geoponica. In ilinen
steht unter der Überschrift 'EttitoXp kai öucri«; cpavepuuv dorepujv.
Tujv KuvxiXtujv ein Kalencler. 14) Vergleicht man diesen Auszug in
den Geoponica mit dem Kalender Q in unserer Hs., so zeigt sich.
claß fast alle Auf- uncl Untergänge, clie in clem Kalender der G(eo-
ponica) stehen und dazu die Notiz über die Etesien, auch in Q
vorkommen, dab aber umgekehrt in Q weit mehr enthalten sind:
von dem, was in G steht, fehien, wenn man von dem bloßen Aus-
fall eines Datums und umgekehrt clenr bloßen Ausfall der Phase
zu einem Datum absieht 15), nur vier Angaben, deren Veriust in der
Überlieferung in allen vier Fällen sich leicht erklären läßt; dagegen
enthält Q nicht weniger als 30 Angaben mehr als G. Daß G nur
ein ganz elencler Auszug sein könne, zeigte schon längst die Be-
obachtung, wie unbegreiflich verschieden die einzelnen Monate im
Kalender bedacht sind: März und Dezember überliaupt nicht, April
und Juli mit je fünf Beobachtungen. Die Zusammengehörigkeit von
G mit dem dreifach reicheren Texte Q kann nicht zweifelhaft sein.
Die vollkommene wörtliche Übereinstimmung, die alle Angaben von
G rnit den entsprechenden in Q zeigen, würde in keinem anclern
Kalender in solchem Umfang zu finden sein; besonders beweis-

n) Vgl. die Zusammenstellung der zahlreichen inschriftlichen und literarischen
Zeugnisse bei Rohden -Dessau, Prosopogr. imp. Rom. III, 116 sq.

12) E. Oder in Wissowa-Krolls R.-E. VII, 1222. Vgl. auch Teuffel, Röm.
Literaturgescli. 5 II, 891.

13) Das Schwanken zwischen Singular und Plural findet sicli auch in den
Quintilierzitaten des Gargilius Martialis.

14) Er ist auch bei Wachsmuth, Lyd. de ost. 2, p. 293, abgedruckt.

15) Gerade dieser Fall (vgl. die Übersichtstabelle am Schlufi der Abhandlung
zum 4. bis 24. Juli) zeigt übrigens anschaulich, wie solche Verluste in der Über-
lieferung voi’gekommen sind.
 
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