Metadaten

Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 1. Abhandlung): Griechische Kalender: 2. Der Kalender der Quintilier und die Überlieferung der Geoponica — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32163#0026
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18

Franz Boll:

für den Kalender Geop. I 9, die uns hier zunächst angeht, ist nun
besonders lehrreich: sie hat jetzt in Q eine Stütze gefunden, die
von der Willkür oder Mutmahung cles Lemmatisten völlig unab-
hängig ist. Ich weiß nicht, oh jemand glauben könnte, die -- nocli
dazu im Singular steliende — Überschrift Kara KuivxiXXiov für den
so ungleich reichhaltigeren Ivalencler Q sei erst entstanclen, nach-
clem irgendwer aus reiner Mutmaßung zu Geop. I 9 diesen Ver-
fassernamen hinzugesetzt hatte. Womöglich noch unwahrschein-
licher wäre die Annahme, cler gleiche Lemmatist habe sowohl
clem einzelstehenclen Kapitel Q wie clem Kapitelchen Geop. I 9 den
Hinweis auf clie Quintilier — oder vielmehr einmal auf clen Quin-
tilius, das anclremal auf die Quintilier — beigeschrieben: wenn er
ein so gewissenhafter Forscher war, um die keineswegs auf cler Hancl
liegende ursprüngliche Identität von Q uncl G zu clurchschauen, so
wird es erst recht unmöglich, ihm zuzutrauen, er habe nach purer
Willkür irgendeinen beliebigen Autornamen darüber gesetzt. Jede
ruhige Überlegung wircl cliesen Unwahrscheinlichkeiten die einfache
und ganz unbedenkliche Lösung vorziehen, daß die Überschrift Kaxa
KuiviiXXiov in Q — uncl somit auch clie Tujv KuvtiXiuüv in G —
eben nichts anderes als echte alte Traclition ist.

Nichts ist selbstverständlicher, als daß in einem landwirtschaft-
lichen Werk ein solcher Kalencler vorkam; wenn, wie durch Gar-
gilius Martialis bezeugt ist 34), Quintiliis in satione castaneae Yer-
giliarum non omütendus occasus, so wircl ein Kalender in ihrem
Werk geraclezu geforclert. Ließe es sich vollencls zeigen, claß Q
wirklich, uncl zwar nicht nur in cler Exzerptengestalt G, sonclern in
der vollen Form, in der es uns nun vorliegt, in einem landwirt-
schaftlichen für die Geoponica als Quelle nachweisbaren Werke vor-
kam, so würde jeder Grund, die Überschrift von Q auch nur im
geringsten für unsicher zu halten, wegfallen und zugleich das
Lemma von G gesichert sein.

3. Die armenische Übersetzung des Quintilierkalenders.

Die irn letzten Satz gewünschte Sicherheit hat sich mir in un-
erwarteter Weise geboten, nachclem ich die Untersuchung bis zu
diesem Punkte geführt hatte. In rechter Zeit erinnerte ich mich, daß
wir aufier der syrischen Übersetzung der Geoponica, in der Buch I

der aucli zuletzt noc-h (bei Wissowa-Kroll) seine Sclilußfolgerungen viel zurück-
haltender gefaßt hat, als sie zuletzt Pasquali fiir ihn formuliert.

34) Ed. A. Mai, Auct. class. I, 4)0.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften