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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 1. Abhandlung): Griechische Kalender: 2. Der Kalender der Quintilier und die Überlieferung der Geoponica — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32163#0032
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Franz Boll:

seinen Bücliern clie Titel sämtlicher Kapitel mit clen Autorennamen
vorangestellt, im Text dagegen vor den einzelnen Kapiteln nur die
Titel ohne die Autorennamen wiederholt.“ Mit anclern Worten:
das Lenuna Kaxa KuivxiXXiov in Q stammt aus dem Inlialtsverzeich-
nis des Anatolius. Uncl wenn es cler Lemmatist der Geoponica
ebenfalls, in etwas anderer Form (tojv KuvtiXiujv), bringt, woher
soll er es irgend haben als eben aus der gleichen naheliegenclen
Quelle ?

T. Aetios und die syromakedonischen Monatsnamen.

Noch ist eine weitere Frage zu behandeln, deren Lösung zu-
gleich erklären wird, warum bei dem Armenier nur die eine Hälfte
von Q erhalten ist. Schon Gemoll 47) und vielleicht schon der alte
Pontedera 48) hat gesehen, daß zwischen Geop. I 9 und dem Iva-
lender, den der Arzt Aetios in sein Werk aufnahm, eine nähere
Verwandtschaft bestehe. Auclr hier erlaubt erst clie Auffmdung
der volleren Textgestalt Q ein bestinnntes Urteil. Wir sehen, daß
fast alle in Q verzeiclmeten Auf- und Untergänge auch bei Aetios
vorkommen (vgl. die Übersichtstafel am Schluß). Die Frage cler
Priorität braucht nicht mehr gestellt zu werclen, cla wir nun aus
dem Armenier wissen, daß Q bei Anatolius stand, cler um ein oder
zwei Jahrhunderte älter ist als Aetios. So bleibt nur die Folgerung,
claß Aetios den Kalender der Quintilier (oder vielleicht dessen Vor-
lage) ebenfalls, direkt oder durch eine Mittelquelle, benutzt hat.
Zwischen Aetios und Q bestehen allerdings in der Datierung zahl-
reiche Differenzen; auffallenderweise betragen sie in der grofien
Mehrzahl der Fälle nur einen Tag, uncl zwar ist in diesen Fällen
stets bei Aetios der frühere Tag genannt. Es liegt also vermutlich
bei Aetios ein Umrechnungsfehler vor; genau stimmen nur clie
beiden einzigen Daten überein, die auf den ersten römischen Mo-
natstag fallen (1. April und 1. Dezember). So leuchtet es ein, dah
Aetios bei der Umrechnung von römisehen Monatsdaten Felrler ge-
rnacht hat: über die Kalenden konnte er sich natürlich nicht irren,
aber bei der Reduktion der übrigen Angaben vergaß er den Ka-
lenden-, Nonen- oder Identag selbst hinzuzuzählen, und kam daher
z. B. bei Trpö rpicrKaiöeKdTiig KaXavöuuv 'AttpiXXIcuv auf den 19. statt
auf den 20. März. 49) Damit wird zugleich ersichtlich, daß clas Ori-

47) A. a. 0., S. 187.

4S) Ygl. Waghsmuth, a. a. 0., S. LXVIII.

49) Ein einziges Datum bei Aetios stimmt sonst in der Mehrzahl der Hss. mit Q
 
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