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Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0021
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Die Anfänge des Ghristentuins bei den Burgundern.

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sie mit Alama-nnen, Franken und Alanen unter Jovinus nach Arles
gezogen seien. Über eine Kathoiisierung der Burgunder hat Gregor
nichts aus ihm entnommen. Im Gegenteii, wenige Zeiien weiter
noch II, 9 schreibt er bei einem Überblick über clie damalige Auf-
teilung Galliens, zur Zeit, cla der Franke Chlogio (nach Ap. Sicl. c. V,
312, sclion ca. 428 nachweisbar, Mommsen, Herm. 1901, 520) im Lande
der Thoringer (an Maas und Waai) Hof gehalten habe: Burguncliones
quoque, Arrianorum sectam sequentes, liabitabant trans Rhodanum,
quocl adjacit civitate Lugdunense (ed. Wünsch, p. 77i2f.). Die Sache
ist um so auffallender, als Gregor zwischen den Zitaten aus Frige-
ridus zu 411 und 417 und diesem Satze auch Kenntnis des Orosius
verrät uncl für den Einbruch der Vandalen etc. in Gallien clessen
Angaben VII, 40, also eine Stelle heranzieht, clie von cler über die
Bekehrung cler Burguncler VII, 32 nicht weit entfernt ist, nur dah er
Stilicho aus dem intellektuellen Urheber des Einbruchs, den Irrtum
steigerncl, zu seinem Anführer macht. Gregor hat also gewih auch
Orosius VII, 32 gelesen, vgl. auch I, 41 uncl V, praef. War seine
Lektüre zu flüchtig oder hat er Orosius keinen Glauben geschenkt,
hat er ihn nicht ernst genommen oder seine Angaben absichtlich
unterdrückt, um clen Franken ihren Ruhm als erstes katholisches
Volk nicht zu schmälern? Immerhin, hätte im Renatus Profuturus
Frigeridus eine einclrucksvolle und deutliche Angabe über clie Katho-
lisierung cler Burgunder gestanden, so wäre es nicht ganz leicht
gewesen zu einer Zeit, da man diesen Schriftsteller in der Biblio-
thek zu Tours noch besaß, über das Faktum so glatt hinwegzugehen.
Daf3 die treffllche Chronik cles gallaecischen Bischofs Flydatius,
der auch für clie Zeit bis zu seiner Erhebung 427 sich bereits auf
zeitgenössische Berichte stützt, gleichfalls nichts bringt, will weniger
sagen, als clais clie südgallisclie Chronik, clas sogenannte Chronicon
Imperiale, und clie Fortsetzer uncl Vervollständiger der Prosperschen
Chronik, cler (langobardische) Gontinuator Prosperi Havniensis, die
Weltchronik des sogenannten Sulpicius Severus und namentlich cler
Burguncler Marius von Avenches, cler erste Bischof von Lausanne,
(f 594) ebenfalls schweigen. Denn ihnen wie Gregor von Tours
ist. wahrscheinlich gemeinsam die Benutzung verlorener Annalen
von Arles, clie, mit Konsularfasten wie clie Pmvennater verbunden,
für clie ganze Geschichtsschreibung des 5. Jahrhunderts die sichere
Grundlage gegeben zu haben seheinen.15) Man muß also schließen,

SEN.

15) Alle diese Chronica minora in Mon. Germ. auct. ant. ]X u. XI, ed. Momm-
Über die Annalen v. Arles s. IIolder-Egger, Über die Weltchronik des sog.
 
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