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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 4. Abhandlung): Ein Heidelberger Fragment aus Menanders Perikeiromene: mit 1 Faks — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32166#0003
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Bei den Vorarbeiten zur weiteren Publikation der griechisch
literarischen Papyri der Heidelberger Sammlung entdeckte ich, daß
der von mir schon vor Jahren als Bruchstück der neuen Komödie
transskribierte P. 219 dieVerse 42—59 vonMenanders Perikeiromene,
den Schlub vom Monolog cler Agnoia (42—51) und den Anfang der
folgenden Bedientenszene enthält (52 — 59 Selbstgespräch des Sosias).
Wir bekommen damit aus Ägypten bereits den vierten Text von
dem nämlichen Menanderschauspiel: ein neuer Beweis für clie grohe
Verbreitung und Beliebtheit gerade dieses Stückes und zugleich ein
gutes Omen für die Zukunft! Wir dürfen zuversichtlich lioffen,
daß weitere Funde auch den grohen Lücken zugute kommen werden,
welclie die Perikeiromene noch immer aufweist: wir besitzen von
dem Drama mit unsern gegenwärtigen ca. 450 Versen noch nicht
einmal die Hälfte, und cler Aufbau seiner Handlung steht noch
lange nicht fest.

Der Zeit nach differieren clie Handschriften der Perikeiromene
beträchtlich. Der Oxyrhynchos-Papyrus (V. 398—448) gehört
dem ersten ocler zweiten, das Leipziger Pergament (V. 217—277;
338—397) clem clritten, cler Gairener Papyrus (V. 1—216; 230—337)
dem vierten oder fünften Jahrhundert nach Ghr. an (vgl. Koerte,
Menandrea, p. XII). Das Heidelberger Bruchstück erweist sich mit
als das früheste. Es entstammt clem zweiten Jahrhunclert. Seine
Schrift (vgl. das Faksimile), eine kleine, regelmähige uncl zierliche,
streng aufrechte, gerundete Unziale mit mäßiger Neigung zur Ligatur,
reiht sich einer Gruppe von Buchhänden an, die bei aller Ver-
scliiedenheit im einzelnen das gemeinsame Gepräge des zweiten
Jahrhunderts nach Ghr. tragen. 1)

9 Ich meine die Schriften des Herondas (größer und weniger regulär), der
Ilias-Scholien P. üxy. II, 221 (in der Größe unsrem Menanderpapyrus gleichend,
aber gedrängter und stärker ligierend), des Chariton P. Fay. 1 (gedrängter und
kräftiger) und des Thukydides-Kommentars P. Oxy. YI, 853 (nachlässiger und
kursiver). Etwas abzuliegen scheinen größere Vertreter des nämlichen Typus

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