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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 9. Abhandlung): Eros und Psyche — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32171#0017
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Eros uncl Psyche.

17

Die Darstellung des Ra'ubes zwingt uns, in dem Götterpaar
Hades und Persephone zu sehen, und vielleicht sind auch noch
Spuren der ihre Tochter suchenden Demeter vorhanden. Sie
möchte ich in der eine Fackel tragenden mit vorgestreckter Hand
nach rechts eilenden Frau (A83) erkennen. Merkwürdig ist die
links oben in der Ecke nach iinks eilende Flügelfigur. Es ist
Iris, die Götterbotin, welche die den Kreis der Himmlischen
meidende Demeter versöhnen soll, aber unverrichteter Sache
wieder zurückkeliren muß. 69) Nur so läßt sich die der Szene
abgewendete Richtung des Figürchens erklären. Nach iinks kann
eine Fortsetzung nicht mehr gefolgt sein, wie das Loch in der
Mitt.e ausweist. 70) Den Schlangenwagen (A 43) darf man ihr ver-
mutungsweise gleichfalls zuschreiben 71), da er ihr auch sonst
eignet. 72) Diese spärlichen Fragmente weisen auf einen Demeter-
kult im Heiligtum nicht mit Notwendigkeit hin. Nur mit dem
Raub ihrer Tochter wird die Göttin in Verbindung zu setzen sein.

Anders wird es mit Dionysos und Hermes, die sich unter
den Opfernden befinden. Die Opfergaben, welche den Gottheiten
auf ihrem Thron von den Sterblichen dargeboten werden, haben
wir schon kurz charakterisiert. Rei ihnen handelt es sich zum
Teil nur um Darbringungen von seiten der Resucher des Heilig-
tumes. „Mariae Tempelgang“ möchte man das reizende Relief
nennen (A 15), auf welchem ein kleines Mädchen mit einer „Kerze“
in der Hand, von der Mutter halb geschoben, auf die Gottheiten
zuschreitet. A'uch den Ivrieger, der einen Hahn als Weihgabe
bringt, würde ich lieber als einen Resucher des Tempels denn
als Ares fassen (A 5 ?, 13, 14; R 15), und ebenso den leicht be-
waft'neten Jüngling, der sein Pferdchen hinter sich herzieht (A 16),
wenn er überliaupt zu unsern Reliefs gehört. Die beiden kriege-

69) Im Homerisclien Hymnus ; Förster, S. 36 ; auf Monumenten S. 141
als Gegenstück zu Hermes. Über Demeter in der Unterwelt s. Malten,
Ilermes, 1910, S. 533.

70) Quagliatis Deutung als Seele (Ausonia, a. a. 0., S. 231) scheitert
auch daran, daß Eidola stets männlich gebildet worden sind.

71) Wenn er nicht den Triptolemos trug, und der Gegenstand in der
linken Hand nicht als Fackel, sondern als Ährenbündel zu erklären ist. Doch
läßt der lange Chiton wohl eher auf eine Frau schließen; so auch Old-
eather, 119, der bei der Gestalt mit der Fackel an Hekate denkt, natürlich
dann die „Seele“ unverständlich findet.

72) Förster, a. a. 0., passim; vgl. Wolfegger SkizzenbucM (Robert,
Eöm. Miti., 1901, Taf. XI).

Sitzungsberichte der Heidelb. Alrademie, phii.-hist, Kl. 1911. 9. Abh. 2
 
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