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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 9. Abhandlung): Eros und Psyche — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32171#0031
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Eros und Psyche.

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aber, die sicb der Braut entgegenstreckt, fliegt, einem Vögelchen
gleich, Eros zum Lager hin, das sich ilirn entschleiernde Mädchen
mit einer Tänie zu kränzen. So erfah'ren wir, zu welchem Zwecke
Aphrodite über das Meer gekommen ist, denn an der engen Zu-
sammengehörigkeit beider Reliefs kann, wie wir gleich sehen
werden, ein Zweifel nicht bestehen.

Weniger anspruchsvoll ist eine gleichartige Darstellung,
welche sich irn Museum von Catanzaro befmdet. Auf lhr sind
zwei sich an den Händen haltende Eroten zu sehen. Es scheint
das erste Stadium eines Ringkampfes gemeint zu sein.

Bei diesem Relief ist ein Teil der glatten oberen Decke er-
halten. Zusammengestellt mit dem Heidelberger Fragment und
einem Bruchstück der Brautgemachdarstellung in Tarent 155) er-
gibt sich die Form dieser kleinen Monumente. Es waren oben
geschlossene Tonkästen, etwas mehr breit als tief, an der Vorder-
seite und an den Seitenwänden mit Reliefs geschmückt, während
die Hinterfront — vielleicht — unverziert blieb.

Vom Schmuck der Seiten hat sich einiges erhalten. Das
Heidelberger Bruchstück belehrt uns, daß ein Relief in Triest als
Seitenwand zur Aphrodite auf dem Wagen gedient hat. 156) Ein
anderes Fragment vereinigt einen kleinen menschlichen Kopf mit
reichen pflanzlichen Motiven 157), und man darf vielleicht ver-
müten, daß der oben besprochene Kopf zwischen Eroten eben-
falls mit diesem Relief verbunden gewesen sei, mit welchem es
nach den von Evans 158) gegebenen Maßen in der Höhe genau
übereinstimmt, während die Breite entsprechend geringer ge-
wesen sein muß.

Die architektonische Umrahmung durch dorische Säulen auf
dem Wagenrelief, durch ionische an jenem Aphroditekopf, durch
Pilaster bei einem weiteren Triestiner Fragment der Brautszene
|Taf. Ilb] 159) erinnert an die Ausgestaltung griechischer Weih-
reliefs 160), und Weihgaben dürften auch hier vor uns stehen.

155) Nur ein kleiues Stück von der Ecke der Nebenseite und die linke
Hälfte des Hauptreliefs erlialten. Einzelverkauf, S. 12 (zu 597/98), erwähnt
Arndt Bruchstücke in Korfu und München. Ein Fragment mit der Göttin jetzt
in P. Arndts Besitz in München.

156) Einzelverkauf 598, Nr. 844.

157) E. V. 598, Nr. 843, rechts.

158) A. a. 0., S. 33f.

159) E. V. 598, 843 (zu Anm. 161 gehörig?).

160) v. Duhn, Arch. Ztg., 1877, S. 139ff. Athen. Mitt., 1877, S. 214ff.
 
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