Mohammedaniscbe Städtei', Fellachen u, Beduinen im heutigen Ägypten.
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Beweise hierfür darf man sich allerdings nicht auf die Formel
bismilläh al-rahman al-rahwi herufen, die vor der Inangriffnahme
jedes neuen Ganges, und auf die andere Formel el-hamdu lillah
bzw. askurak rabbunä, die am Ende cler Mahlzeit gesprochen wirch
Denn clerartige Tischgebete können, wie die Kulturgeschichte lehrt,
aus den verschiedenartigsten Motiven hervorgegangen sein. Da-
gegen sincl die beiden folgenden Vorschriften, daß clas Essen wie
clas Gebet bedeckten Hauptes verrichtet werden rnulh und daß clas
Essen ebensowenig wie eine andere heilige Handlung unterhrochen
werden darf, wohl kaurn anders denn aus der Heiligkeit zu
erklären.
AIs ich zum erstenmal als Gast in ein muslimisches Haus
kam, saßen clie männlichen Glieder der Familie gerade beim
Mittagsmahl (ghada). Ohwohl sie mich sehr liehten uncl seit einem
•Jahre nicht gesehen hatten, fiel es doch keinem ein, von der Tafel
aufzustehen und mich willkommen zu heißen, worüber ich natür-
lich als Neuling über alle Maßen niedergeschlagen war. Sie
forderten mich nur durch fortgesetztes Tafacjdal-Rufen zum Mit-
essen auf. Erst nach Beendigung der ganzen Malilzeit uncl cler
vorgeschriebenen Reinigung fand eine ebenso feierliche wie herz-
liche Begrüßung statt.
Da clie Tafelrunde zur Zeit meiner Ankunft schon beirn letzten
Gange war, bekam ich nichts anderes als trockenen Reis und
Brot. Denn Nachservieren ist nicht ühlich. Diese Erfahrung mußte
ich auch später noch öfter machen als mir lieb war.
Am Tisch sitzen zu bleiben, ohne weiter zu essen, verstößt
gegen den guten Ton. Man muß die Kauwerkzeuge in bestäncliger
Bewegung halten und vernehmlich schmatzen, um niclit den An~
schein zu erwecken, als schmecke es einem nicht. Auch das
Trinken ist von lautem Schlürfen begleitet.
Jecler, cler satt ist, steht ohne Rücksicht auf clie übrigen Tisch-
genossen auf uncl verrichtet die vorgeschriebene Reinigung von
Hand und Mund, wobei auch für letzteren Wasser und Seife ver-
wandt wird.
Die national-ägyptische Küche gilt allgemein als sehr schmack-
haft, wenn auch oft als zu fett uncl zu stark gewürzt. Am meisten
Überwindung kostet es wohl dein Fremclen, schon in aller Frühe
eine Portion Saubohnengemüse (fül mudemmes) hinunterzuschlingen.
Doch wenn man wochenlang nichts anderes bekommt, hat man
Zeit, sich daran zu gewöhnen. Zusammen mit Fül wird oft eine
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Beweise hierfür darf man sich allerdings nicht auf die Formel
bismilläh al-rahman al-rahwi herufen, die vor der Inangriffnahme
jedes neuen Ganges, und auf die andere Formel el-hamdu lillah
bzw. askurak rabbunä, die am Ende cler Mahlzeit gesprochen wirch
Denn clerartige Tischgebete können, wie die Kulturgeschichte lehrt,
aus den verschiedenartigsten Motiven hervorgegangen sein. Da-
gegen sincl die beiden folgenden Vorschriften, daß clas Essen wie
clas Gebet bedeckten Hauptes verrichtet werden rnulh und daß clas
Essen ebensowenig wie eine andere heilige Handlung unterhrochen
werden darf, wohl kaurn anders denn aus der Heiligkeit zu
erklären.
AIs ich zum erstenmal als Gast in ein muslimisches Haus
kam, saßen clie männlichen Glieder der Familie gerade beim
Mittagsmahl (ghada). Ohwohl sie mich sehr liehten uncl seit einem
•Jahre nicht gesehen hatten, fiel es doch keinem ein, von der Tafel
aufzustehen und mich willkommen zu heißen, worüber ich natür-
lich als Neuling über alle Maßen niedergeschlagen war. Sie
forderten mich nur durch fortgesetztes Tafacjdal-Rufen zum Mit-
essen auf. Erst nach Beendigung der ganzen Malilzeit uncl cler
vorgeschriebenen Reinigung fand eine ebenso feierliche wie herz-
liche Begrüßung statt.
Da clie Tafelrunde zur Zeit meiner Ankunft schon beirn letzten
Gange war, bekam ich nichts anderes als trockenen Reis und
Brot. Denn Nachservieren ist nicht ühlich. Diese Erfahrung mußte
ich auch später noch öfter machen als mir lieb war.
Am Tisch sitzen zu bleiben, ohne weiter zu essen, verstößt
gegen den guten Ton. Man muß die Kauwerkzeuge in bestäncliger
Bewegung halten und vernehmlich schmatzen, um niclit den An~
schein zu erwecken, als schmecke es einem nicht. Auch das
Trinken ist von lautem Schlürfen begleitet.
Jecler, cler satt ist, steht ohne Rücksicht auf clie übrigen Tisch-
genossen auf uncl verrichtet die vorgeschriebene Reinigung von
Hand und Mund, wobei auch für letzteren Wasser und Seife ver-
wandt wird.
Die national-ägyptische Küche gilt allgemein als sehr schmack-
haft, wenn auch oft als zu fett uncl zu stark gewürzt. Am meisten
Überwindung kostet es wohl dein Fremclen, schon in aller Frühe
eine Portion Saubohnengemüse (fül mudemmes) hinunterzuschlingen.
Doch wenn man wochenlang nichts anderes bekommt, hat man
Zeit, sich daran zu gewöhnen. Zusammen mit Fül wird oft eine