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Friedrich Schwaüy:
deine kleinen Öhrchen1, mögest du am Leben bleiben und viele
Kinderchen kriegen!“ Die begleitenden Frauen und Kinder tragen
brennende Kerzen oder scldagen Tamburine.
Der Umzug versinnbildlicht ohne Zweifel die Aufnahme des
Kindes in die Hausgemeinschaft. Das Streuen von Salz und
Körnern, die brennenden Kerzen und die lärmende Musik dienen
wiederum zur Verscheuchung böser Cteister.
Bevor das Kind in die Wiege zurückkommt, wird es, wie
ich allein aus der Literatur erfahre, zusammen mit Körnern ver-
schiedener Art in ein Sieb gelegt, worauf man leise daran kiopft.
Das ist natürlich ebenfails eine abergläubische Handlung. Fjaglicli
kann nur der Sinn sein. Wenn meine Quelle (Katä'if al-Latä'if,
Kairo 1894, Bcl. 1, 184)2 hinzufügt, „damit sich das Kind in Zukunft
vor nichts fürchte“, so läßt sich mit diesem Motiv höchstens das
Klopfen erklären. Dagegen das Sieb, bzw. die Worfel wie die
Körner weisen eher auf einen Fruchtbarkeitszauber, unr dem Kinde
Wachstum und Gecleihen zu sichern. Dieser Brauch ist, von gering-
fügigen Abweichungen abgesehen, weit über clie Erde verbreitet.
Er fmdet sich z. B. im alten Griechenland und noch jetzt in China
und vieien Landschaften Vorder- und Idinterindiens.3
Von religiösen Festen konnte ich nur am Geburtsfeste Hosen’s
(Müiid Hosen) teilnehmen. Bei meinem ersten Besuche desselben
waren alle Kaffeestuben, Garküchen und Tabakbuden in der Nähe
der Moschee die ganze Nacht geöffnet und prächtig erleuchtet.
Die Straßen und Häuser prangten im Schmucke von Fahnen,
Wimpeln uncl Teppichen, von Lampions, Lampen und großen
Kronleuchtern. Hier und da auf den Straföen waren Buden auf-
geschlagen, in denen Kinderspielzeug und Naschwerk feil gehalten
wurde. Das Menschengewühl war so dicht, daß wir — meine
Freunde und ich — uns nur mit Mühe bis zum Hauptportal der
Moschee hindurchdrängen konnten. Rec-hts vom Eingang saß eine
1 Ohrringe wie alle anderen Schmucksachen sind urspriinghch Amulette.
In der reichhaltigen Liste bei E. W. Lane in den Manners and Customs of thc
modern Egyptians, übers. v. Zenker, Bd. III, Leipzig 1852, S. 205ff., vermisse ich
den Dandasch. Das ist ein eigentümlicher Ring, der im oberen Teil des rechten
Ohrläppchens getragen wird.
2 Vgl. auch C. B. Klunzinger, Bilder aus Oherägypten, Stuttgart 1S78, Seite
181—183.
3 J. G. Frazer, Tlie Golden Bougli, 3. Aufl. Part V. Spirits of the Corn
and of the Wild, Vol. I, S. 5—12 (1912).
Friedrich Schwaüy:
deine kleinen Öhrchen1, mögest du am Leben bleiben und viele
Kinderchen kriegen!“ Die begleitenden Frauen und Kinder tragen
brennende Kerzen oder scldagen Tamburine.
Der Umzug versinnbildlicht ohne Zweifel die Aufnahme des
Kindes in die Hausgemeinschaft. Das Streuen von Salz und
Körnern, die brennenden Kerzen und die lärmende Musik dienen
wiederum zur Verscheuchung böser Cteister.
Bevor das Kind in die Wiege zurückkommt, wird es, wie
ich allein aus der Literatur erfahre, zusammen mit Körnern ver-
schiedener Art in ein Sieb gelegt, worauf man leise daran kiopft.
Das ist natürlich ebenfails eine abergläubische Handlung. Fjaglicli
kann nur der Sinn sein. Wenn meine Quelle (Katä'if al-Latä'if,
Kairo 1894, Bcl. 1, 184)2 hinzufügt, „damit sich das Kind in Zukunft
vor nichts fürchte“, so läßt sich mit diesem Motiv höchstens das
Klopfen erklären. Dagegen das Sieb, bzw. die Worfel wie die
Körner weisen eher auf einen Fruchtbarkeitszauber, unr dem Kinde
Wachstum und Gecleihen zu sichern. Dieser Brauch ist, von gering-
fügigen Abweichungen abgesehen, weit über clie Erde verbreitet.
Er fmdet sich z. B. im alten Griechenland und noch jetzt in China
und vieien Landschaften Vorder- und Idinterindiens.3
Von religiösen Festen konnte ich nur am Geburtsfeste Hosen’s
(Müiid Hosen) teilnehmen. Bei meinem ersten Besuche desselben
waren alle Kaffeestuben, Garküchen und Tabakbuden in der Nähe
der Moschee die ganze Nacht geöffnet und prächtig erleuchtet.
Die Straßen und Häuser prangten im Schmucke von Fahnen,
Wimpeln uncl Teppichen, von Lampions, Lampen und großen
Kronleuchtern. Hier und da auf den Straföen waren Buden auf-
geschlagen, in denen Kinderspielzeug und Naschwerk feil gehalten
wurde. Das Menschengewühl war so dicht, daß wir — meine
Freunde und ich — uns nur mit Mühe bis zum Hauptportal der
Moschee hindurchdrängen konnten. Rec-hts vom Eingang saß eine
1 Ohrringe wie alle anderen Schmucksachen sind urspriinghch Amulette.
In der reichhaltigen Liste bei E. W. Lane in den Manners and Customs of thc
modern Egyptians, übers. v. Zenker, Bd. III, Leipzig 1852, S. 205ff., vermisse ich
den Dandasch. Das ist ein eigentümlicher Ring, der im oberen Teil des rechten
Ohrläppchens getragen wird.
2 Vgl. auch C. B. Klunzinger, Bilder aus Oherägypten, Stuttgart 1S78, Seite
181—183.
3 J. G. Frazer, Tlie Golden Bougli, 3. Aufl. Part V. Spirits of the Corn
and of the Wild, Vol. I, S. 5—12 (1912).