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https://doi.org/10.11588/diglit.32892#0041
Mohammedanische Städteiy Fellachen u. Beduinen im heutigen Agypten. 41
Als Enver Bey daranging, den militärischen Widerstand gegen
die italienische Invasion zu organisieren, knüpfte er an die Grund-
lagen an, die das beduinische Stammwesen einerseits uncl das
religiöse Ordenswesen der Senüslja anderseits geschaffen hatten.
Da die Kablle sich aus einzelnen Unterstämmen (Jj> oder ^jj) zu-
sammensetzt, die Schechen verschiedener Abstufung unterstehen, so
übertrug er diesen Personen je nachdem di$ Funktionen von Offizieren
verschiedener Grade. An der Spitze von irregulären Heerhaufen
findet man teils Stammeshäuptlinge, teils Leiter lokaler senüsischer
Bruderschaften (seh zäicija, moltaddem zäivija). Im letzteren Falle
besteht clie Truppe gewöhnlich aus den Gliedern einer oder meh-
rerer Zäwija. Es kommt aber aucli vor, dah ein Stamm sich zum
Anführer im Kriege eben einen Senüslja-Schech wähit, der im
Rufe besonderer Tapferkeit oder Heiligkeit steht. Dagegen sind
diejenigen Senüsija-Scheche, welche wir an der Seite der ein
Kommando innehabenclen Stammeshäuptlinge antreffen, in ihren
Funktionen wohl auf clie Leitung cler religiösen Exerzitien beschränkt.
In einem Beduinenzelt sind gewöhnlicb 15—20 Streiter unter-
gebracht. Mahlzeiten werden zwei am Tage eingenommen: eine
morgens und eine abends. Jede Kablle hat ihre eigene Fahne mit
besonderen Farben ■— rot, grün, weiß, orange, rosa, blau usw. —
Den meisten ist cler osmanische Halbmond und das moslimische
Glaubensbekenntnis aufgenäht. Eine besondere Uniform wird clen
Beduinen nicht gegeben. Sogar die in die regulären Linien-
regimenter (WiälU Jyil) Eingereihten tragen als Abzeichen nur eine
Art Binde (jDV' <ds>\ cJ-j JiuS' ^_ah) oJ Lv).
Wie fast alle Söhne cler Wüste zeichnen sich die Beduinen
cler Cyrenaika aus durch hervorragencle Fertigkeit irn Beiten und
Schießen, durch grohes Ungestüm im Angriff und eine fast japanische
Todesverachtung. Ihre Hauptuntugend ist die Disziplinlosigkeit.
Sie gehorchen nicht ihren militärischen Yorgesetzlen, sonclern tun
im Kampfe, was sie wollen. Sie bevorzugen den Massenangriff
uncl halten nur das Schiehen aus dem Stande für ritterlich. Die
türkischen Offiziere hatten große Not, ihnen klar zu machen, daß
es keine Schancle ('eb) sei, sicli auf den Boden zu werfen oder
sonst Deckung zu suchen, claß die weit auseinandergezogenen,
dünnen Gefechtslinien im Kampfe mit europäischen Truppen clen
dichten Heerhaufen vorzuziehen seien, uncl daß es überhaupt nicht
3**
Als Enver Bey daranging, den militärischen Widerstand gegen
die italienische Invasion zu organisieren, knüpfte er an die Grund-
lagen an, die das beduinische Stammwesen einerseits uncl das
religiöse Ordenswesen der Senüslja anderseits geschaffen hatten.
Da die Kablle sich aus einzelnen Unterstämmen (Jj> oder ^jj) zu-
sammensetzt, die Schechen verschiedener Abstufung unterstehen, so
übertrug er diesen Personen je nachdem di$ Funktionen von Offizieren
verschiedener Grade. An der Spitze von irregulären Heerhaufen
findet man teils Stammeshäuptlinge, teils Leiter lokaler senüsischer
Bruderschaften (seh zäicija, moltaddem zäivija). Im letzteren Falle
besteht clie Truppe gewöhnlich aus den Gliedern einer oder meh-
rerer Zäwija. Es kommt aber aucli vor, dah ein Stamm sich zum
Anführer im Kriege eben einen Senüslja-Schech wähit, der im
Rufe besonderer Tapferkeit oder Heiligkeit steht. Dagegen sind
diejenigen Senüsija-Scheche, welche wir an der Seite der ein
Kommando innehabenclen Stammeshäuptlinge antreffen, in ihren
Funktionen wohl auf clie Leitung cler religiösen Exerzitien beschränkt.
In einem Beduinenzelt sind gewöhnlicb 15—20 Streiter unter-
gebracht. Mahlzeiten werden zwei am Tage eingenommen: eine
morgens und eine abends. Jede Kablle hat ihre eigene Fahne mit
besonderen Farben ■— rot, grün, weiß, orange, rosa, blau usw. —
Den meisten ist cler osmanische Halbmond und das moslimische
Glaubensbekenntnis aufgenäht. Eine besondere Uniform wird clen
Beduinen nicht gegeben. Sogar die in die regulären Linien-
regimenter (WiälU Jyil) Eingereihten tragen als Abzeichen nur eine
Art Binde (jDV' <ds>\ cJ-j JiuS' ^_ah) oJ Lv).
Wie fast alle Söhne cler Wüste zeichnen sich die Beduinen
cler Cyrenaika aus durch hervorragencle Fertigkeit irn Beiten und
Schießen, durch grohes Ungestüm im Angriff und eine fast japanische
Todesverachtung. Ihre Hauptuntugend ist die Disziplinlosigkeit.
Sie gehorchen nicht ihren militärischen Yorgesetzlen, sonclern tun
im Kampfe, was sie wollen. Sie bevorzugen den Massenangriff
uncl halten nur das Schiehen aus dem Stande für ritterlich. Die
türkischen Offiziere hatten große Not, ihnen klar zu machen, daß
es keine Schancle ('eb) sei, sicli auf den Boden zu werfen oder
sonst Deckung zu suchen, claß die weit auseinandergezogenen,
dünnen Gefechtslinien im Kampfe mit europäischen Truppen clen
dichten Heerhaufen vorzuziehen seien, uncl daß es überhaupt nicht
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