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Hans von Schubert :
Das konnte er um so ruhiger, als der Papst die Nieder-
lage, die er in der Wahlangelegenheit erlitten, nicht noch ver-
mehren, die Blöße, die er sich gegeben, nicht, noch offen-
kundiger machen durfte dadurch, daß er denselben Fürsten,
den er soeben nicht nur der Tugendrose, sondern des Kaiser-
thrones für würdig erklärt hatte, in jähem Umschlag wieder als
den gefährlichsten Mitschuldigen des notorischen Häretikers be-
handelte. Man hörte zunächst trotz des Leipziger Gesprächs
nichts von einem Vorgehen gegen Luther. Dagegen mußte der
Kurfürst, den Plan in seiner neuen Gestalt nun gegen Miltitz
verteidigen, der durch denselben ja ausgeschaltet war. Die end-
liche Überbringung der goldenen Rose bot dem sanguinischen
Mann Gelegenheit zur Erneuerung seiner Aktion. Erwägt man,
daß er auf dem Wege nach Sachsen in Dresden sich laut
rühmte, er habe Martinus in seinen Händen-^), so ist man doch
geneigt, anzunehmen, daß er von dem Plan eines Verhörs auf dem
Reichstag, von der Frankfurter Abmachung, noch nichts wußte.
Spätestens erfuhr er am 25. September davon, als ihm Feilitzsch
bei Gelegenheit der feierlichen Überreichung der Rose in Alten-
burg einen (verlorenen) Brief des Kurfürsten zur Besorgung
an den Trierer über das Verhör einhändigte, in dem Glauben,
daß Miltitz seiner Absicht gemäß auf dem Wege nach Trier
sei 25), und sich überhaupt mit Miltitz über die Luthersache
besprach. Daraus wird sich erklären, daß dieser am Tage
darauf in zwei Schreiben an Luther und seinen Kurfürsten
eine neue Unterredung mit Luther in Liebenwerda erbat. Als
Resultat dieser Unterredung, die am 9. stattfand, verkündigte
er am 10. den beiden Kurfürsten, daß Luther sich bereit er-
klärt habe, mit ihm zum Trierer zu reisen.26) Zum mindesten
24) Luther an Joh. Lang v. 3. Sept., ENDERS, 11, 139, auch Miltitz an d.
Kurf. v. 26. Sept., TENTZEL-CYPRiAN, I, 417.
25) Sachsen an Trier v. 21. Okt., W.ALCH, XV, 909. Mittitz an Friedr.
v. 10. Okt., ENDERS, tt, 189; Friedr. an Mittitz v. 12. Okt., ebenda, S. 190.
26) Her Brief an den Trierer, den Mittitz in seinem Schreiben an Frie-
drich erwähnt, ist nicht erhalten. Er hatte ihn noch am 10. an Sittich von Ber-
lepsch zur Weiterbeförderung geschickt und den ihm in Altenburg übergebenen
kurfürstlichen beigegeben. Das letztere war dem Kurfürsten sehr ärgerlich,
schon deshalb, weil zwischen den beiden Briefen eine Differenz klaffte : die
in seinem eigenen Briefe festgehaltene Frankfurter Abmachung schien durch
das Resultat des jüngsten, mit Erlaubnis des Kurfürsten vollzogenen Gesprächs
zwischen L. und M., so wie es M. in seinem Briefe darstellte, ins Wanken
gebracht. Außerdem hatte sich Miltitz „vernehmen lassen", als ob er neben
Hans von Schubert :
Das konnte er um so ruhiger, als der Papst die Nieder-
lage, die er in der Wahlangelegenheit erlitten, nicht noch ver-
mehren, die Blöße, die er sich gegeben, nicht, noch offen-
kundiger machen durfte dadurch, daß er denselben Fürsten,
den er soeben nicht nur der Tugendrose, sondern des Kaiser-
thrones für würdig erklärt hatte, in jähem Umschlag wieder als
den gefährlichsten Mitschuldigen des notorischen Häretikers be-
handelte. Man hörte zunächst trotz des Leipziger Gesprächs
nichts von einem Vorgehen gegen Luther. Dagegen mußte der
Kurfürst, den Plan in seiner neuen Gestalt nun gegen Miltitz
verteidigen, der durch denselben ja ausgeschaltet war. Die end-
liche Überbringung der goldenen Rose bot dem sanguinischen
Mann Gelegenheit zur Erneuerung seiner Aktion. Erwägt man,
daß er auf dem Wege nach Sachsen in Dresden sich laut
rühmte, er habe Martinus in seinen Händen-^), so ist man doch
geneigt, anzunehmen, daß er von dem Plan eines Verhörs auf dem
Reichstag, von der Frankfurter Abmachung, noch nichts wußte.
Spätestens erfuhr er am 25. September davon, als ihm Feilitzsch
bei Gelegenheit der feierlichen Überreichung der Rose in Alten-
burg einen (verlorenen) Brief des Kurfürsten zur Besorgung
an den Trierer über das Verhör einhändigte, in dem Glauben,
daß Miltitz seiner Absicht gemäß auf dem Wege nach Trier
sei 25), und sich überhaupt mit Miltitz über die Luthersache
besprach. Daraus wird sich erklären, daß dieser am Tage
darauf in zwei Schreiben an Luther und seinen Kurfürsten
eine neue Unterredung mit Luther in Liebenwerda erbat. Als
Resultat dieser Unterredung, die am 9. stattfand, verkündigte
er am 10. den beiden Kurfürsten, daß Luther sich bereit er-
klärt habe, mit ihm zum Trierer zu reisen.26) Zum mindesten
24) Luther an Joh. Lang v. 3. Sept., ENDERS, 11, 139, auch Miltitz an d.
Kurf. v. 26. Sept., TENTZEL-CYPRiAN, I, 417.
25) Sachsen an Trier v. 21. Okt., W.ALCH, XV, 909. Mittitz an Friedr.
v. 10. Okt., ENDERS, tt, 189; Friedr. an Mittitz v. 12. Okt., ebenda, S. 190.
26) Her Brief an den Trierer, den Mittitz in seinem Schreiben an Frie-
drich erwähnt, ist nicht erhalten. Er hatte ihn noch am 10. an Sittich von Ber-
lepsch zur Weiterbeförderung geschickt und den ihm in Altenburg übergebenen
kurfürstlichen beigegeben. Das letztere war dem Kurfürsten sehr ärgerlich,
schon deshalb, weil zwischen den beiden Briefen eine Differenz klaffte : die
in seinem eigenen Briefe festgehaltene Frankfurter Abmachung schien durch
das Resultat des jüngsten, mit Erlaubnis des Kurfürsten vollzogenen Gesprächs
zwischen L. und M., so wie es M. in seinem Briefe darstellte, ins Wanken
gebracht. Außerdem hatte sich Miltitz „vernehmen lassen", als ob er neben