Die Vorgeschichte der Berufung Luthers auf den Reichstag zu Worms 1521. 13
wird man dem entnehmen können, daß er den Rcichstags-
gedanken wieder zn eliminieren und durch das sofortige Verhör
vor dem Trierer und ihm zu ersetzen strebte. Luther ver-
sicherte freilich seinerseits auf Anfrage dem Kurfürsten, daß
Miltitz' Darstellung ganz verkehrt sei und er nicht daran denke,
„vor dem Reichstag mit irgendeinem Menschen nach Trier zu
reisen", aber „willig und bereit sei nach kurf. Gnade und Zu-
sage auf den Reichstag zu kommen".27) Das gab dann Friedrich
an seinen Trierer Kollegen am 21. weiter. Die Unterredung
mit Miltitz hatte somit nur das Resultat gehabt, die Frankfurter
Abmachung zu festigen.
Eine Handhabe für Miltitz hot die Tatsache, daß Martini
- auch zu Friedrichs Unwillen — kam, ohne daß der Reichs-
tag einberufen wurde, und daß unterdessen die religiöse
Bewegung immer tiefere Wurzeln schlug. Im Spätjahr 1519
setzt der neue Umsclnvung in Rom ein, in dem zuerst Eck
eine Rolle spielt. Darauf hat Friedrich im Winter 1519/20 sich
stark gemacht, indem er die gewonnene Position mit allen
Kräften befestigte. Dem ersten, aus Rom drohende Gewitter an-
kündigenden Schreiben des Miltitz vom 8. Dezember^) gegen-
über ließ er eine ausführliche Instruktion ausarbeiten zur Ver-
wendung in erster Linie für die Unterredung mit Miltitz zu
Torgau; darin erzählt der Kurfürst den Gang der Dinge und
gipfelt in der Frankfurter Abmachung, auf die weiteres von
seiten Triers noch nicht erfolgt sei: erfordere Trier Doctor Mar-
tinus und setze ihm einen Termin, werde dieser erscheinen.^)
Greiffenklau Richter sein soiite. Der Kurfürst verlangte sofort seinen Brief
zurück und erlangte ihn in der Tat noch rechtzeitig, so daß er ihn mit
einem erläuternden Begleitschreiben (WALCH, XV, 909f.) am 21. von Lochau
aus dem Trierer direkt zuschicken konnte. Miltitz' Entschuldigungsbrief
TENTZEL-ÜYPRIAN, I, 419ff.
2?) Erl. Ausg., 53, 28 (WALCH, XV, 907), vgl. L. an Spalatin v. 13. Okt.,
ENDERS, II, 102. Über die Erklärung der Differenz s. ÜREUTZBERG, S. 77.
28) TENTZEL-CYPRIAN, I, 405ff.
29) Ebenda, II, 142ff., nam. 145f. Sowohl das Protokoll, S. 148ff., wie
das Bedenken der Räte, I, 409 ff., hat die Tendenz, die Schuld der Verzögerung
vom Kurfürsten ab und außer Miltitz dem Erzbischof von Trier zuzuschieben,
der keinen Geleitsbrief geschickt, Luther nicht zitiert, Miltitz ohne Kreditiv
gelassen habe. Von der Behauptung, „daß R. v. Greiffenklau die Sache auf dem
nächsten Reichstag zu behandeln wünsche", der eben noch nicht stattgefunden
habe (CREUTZBERG, S. 80), von einem Abschieben des ganzen Reichstags-
gedankens auf den Trierer lese ich indessen in allen drei Stücken nichts.
wird man dem entnehmen können, daß er den Rcichstags-
gedanken wieder zn eliminieren und durch das sofortige Verhör
vor dem Trierer und ihm zu ersetzen strebte. Luther ver-
sicherte freilich seinerseits auf Anfrage dem Kurfürsten, daß
Miltitz' Darstellung ganz verkehrt sei und er nicht daran denke,
„vor dem Reichstag mit irgendeinem Menschen nach Trier zu
reisen", aber „willig und bereit sei nach kurf. Gnade und Zu-
sage auf den Reichstag zu kommen".27) Das gab dann Friedrich
an seinen Trierer Kollegen am 21. weiter. Die Unterredung
mit Miltitz hatte somit nur das Resultat gehabt, die Frankfurter
Abmachung zu festigen.
Eine Handhabe für Miltitz hot die Tatsache, daß Martini
- auch zu Friedrichs Unwillen — kam, ohne daß der Reichs-
tag einberufen wurde, und daß unterdessen die religiöse
Bewegung immer tiefere Wurzeln schlug. Im Spätjahr 1519
setzt der neue Umsclnvung in Rom ein, in dem zuerst Eck
eine Rolle spielt. Darauf hat Friedrich im Winter 1519/20 sich
stark gemacht, indem er die gewonnene Position mit allen
Kräften befestigte. Dem ersten, aus Rom drohende Gewitter an-
kündigenden Schreiben des Miltitz vom 8. Dezember^) gegen-
über ließ er eine ausführliche Instruktion ausarbeiten zur Ver-
wendung in erster Linie für die Unterredung mit Miltitz zu
Torgau; darin erzählt der Kurfürst den Gang der Dinge und
gipfelt in der Frankfurter Abmachung, auf die weiteres von
seiten Triers noch nicht erfolgt sei: erfordere Trier Doctor Mar-
tinus und setze ihm einen Termin, werde dieser erscheinen.^)
Greiffenklau Richter sein soiite. Der Kurfürst verlangte sofort seinen Brief
zurück und erlangte ihn in der Tat noch rechtzeitig, so daß er ihn mit
einem erläuternden Begleitschreiben (WALCH, XV, 909f.) am 21. von Lochau
aus dem Trierer direkt zuschicken konnte. Miltitz' Entschuldigungsbrief
TENTZEL-ÜYPRIAN, I, 419ff.
2?) Erl. Ausg., 53, 28 (WALCH, XV, 907), vgl. L. an Spalatin v. 13. Okt.,
ENDERS, II, 102. Über die Erklärung der Differenz s. ÜREUTZBERG, S. 77.
28) TENTZEL-CYPRIAN, I, 405ff.
29) Ebenda, II, 142ff., nam. 145f. Sowohl das Protokoll, S. 148ff., wie
das Bedenken der Räte, I, 409 ff., hat die Tendenz, die Schuld der Verzögerung
vom Kurfürsten ab und außer Miltitz dem Erzbischof von Trier zuzuschieben,
der keinen Geleitsbrief geschickt, Luther nicht zitiert, Miltitz ohne Kreditiv
gelassen habe. Von der Behauptung, „daß R. v. Greiffenklau die Sache auf dem
nächsten Reichstag zu behandeln wünsche", der eben noch nicht stattgefunden
habe (CREUTZBERG, S. 80), von einem Abschieben des ganzen Reichstags-
gedankens auf den Trierer lese ich indessen in allen drei Stücken nichts.