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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 6. Abhandlung): Die Vorgeschichte der Berufung Luthers auf den Reichstag zu Worms 1521 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32881#0015
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Die Vorgeschichte der Berufung Luthers auf den Reichstag zu Worms 1521. 15
des Kardinals Riario und des mainzischen Geschäftsträgers Tet-
leben aus dem römischen Lager vom 6. Juli in Lochau ein-
trafen, die KvLKOFF (S. 450) mit Recht als Ultimatum bezeichnet
hat. Sie waren die Frucht von Ecks Mühen, der Vorbote der
Rullc Exsurge vom 15. Juni. Von da an suchte der Kurfürst
seine Stellung zu verstärken, indem er den sich nahenden
jungen Kaiser und die anderen Fürsten ins Auge faßte und
sie nun ebenfalls für seinen Plan des deutschen Schiedsgerichts
zu gewinnen strebte. Während er in der Antwort auf das
Schreiben des Kardinals von Mitte Juli wieder auf das Kom-
missariat des Trierers verweist^^)^ veranlaßt er Luther, dessen
Eriefe an Spalatin für die kurfürstliche Antwort auf die beiden
Schreiben zum Teil als Vorlage dienten, sich nicht nur mit einem
feierlichen „Erbieten" an die breiteste Öffentlichkeit, sondern
daneben in einem inhaltlich verwandten Schreiben auch noch
besonders an den Kaiser zu wenden und sich „unter den Schatten
seiner Flügel" zu flüchten, bis er reddita ratione Sieger oder
Gesiegter wäre.34) Wird hier die Art des Verhörs unbestimmter
gelassen, so verlangt Luther in der protestatio vel oblatio eine
Untersuchung coram non suspectis, sed aequis, sacris etprofanis,
spiritualibus et secularibus iudicibus, sub fide publica, idonea
et sufficienti, conductu liberod^) Das waren Worte, die weit
über das Verhör vor dem Trierer allein hinausführten. Alle
diese Schritte und Schreiben sind aber von Wittenberg und
Torgau gemeinsam vereinbart worden. Am 30. August ging das
Schreiben Luthers an den Kaiser ab, nachdem es der Kurfürst
bzw. Spalatin noch vor der Abreise (am 27.) zur Krönung Karls
in Aachen durchkorrigiert hattet) Schon von der Reise aus
ließ Friedrich Luther mahnen, dem Erief an den Kaiser auch
noch persönliche Eriefe an die Reichsfürsten an die Seite zu
stellend?) Wenn sich des auch Luther weigerte, so wissen wir
aus seiner großen Schrift „An den christlichen Adel", die, Mitte
33) Opp. var. arg. II, 351 (mit falscher Datierung, zur richtigen namentl.
KALKOFF, S. 506).
34) ENDERS, II, 468ff.
33) Opp. var. arg. V, 4ff., Weim. Ausg., VI, 302ff.
33) Am 23. hatte Luther Brief und Erbieten an den Kurfürsten gesandt
(mitto corrigenda), ENDERS, II, 464. Über alles dies, nam. das Verhältnis
Luthers und des Kurfürsten die sorgfältigen Nachweise KALKOFFS, Z. /. Ah.,
XXV, 467, 503—514.
3?) ENDERS, II, 510.
 
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