Metadaten

Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 6. Abhandlung): Die Vorgeschichte der Berufung Luthers auf den Reichstag zu Worms 1521 — Heidelberg, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32881#0027
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Vorgeschichte der Berufung Luthers auf den Reichstag zu Worms 1521. 27
in diesem Stadium der Verhandlung die Mitteilung zukommen zu
lassen, daß der Kurfürst Luther auf den nächsten Reichstag mit-
bringen wolle oder solle. Das kaiserliche Schreiben vom 28.
stellt den Abschluß der gezeichneten Entwicklung, den Sieg der
kurfürstlichen Bemühungen dar: ,,mit hohem vleis" begehrt der
Kaiser jetzt, selbst vom Kurfürsten Luther nach Worms mitzu-
bringen, ihn „alda von gelerten und hochverstendigen personen
gnugsamlich verhören" zu lassen, d. h. der höchste Vertreter der
weltlichen Macht erklärt die von dem höchsten Vertreter der geist-
lichen Macht bereits entschiedene Sache für unentschieden: sie ist
in der Tat Eck „aus seinen Händen genommen", wie es in dem
Schreiben Burkhards hieß. W^enn dann auch noch Schwankungen
eintraten, die die Berufung ernsthaft in Frage stellten, es blieb
doch dabei, wie Luther am 25. Januar^) nn seinen kurfürstlichen
Herrn schreiben konnte, daß „kaiserliche Majestät, als das
«weltlich Häupt der ganzen Christenheit», die Sache, die, ob
Gott will, Gottes, gemeiner Christenheit und der ganzen deut-
schen Nation und nicht eins einigen Menschen, viel weniger
mein eigen ist, zu seiner kaiserl. Majestät nehmen will".
Damit aber war der Weg geöffnet, daß aus einer Berufung
auf den Reichstag schließlich eine Berufung vor denselben")
und aus der Vernehmung in aller Stille ein Verhör durch die
vollzog, die den letzteren zu einem begeisterten Freunde des „weisen" Kur-
fürsten machte und vielleicht den Grund legte zu der in der Folge so be-
deutungsvollen Gemeinschaft der Häuser Sachsen und Hessen in Sachen der
Reformation. Die Fürsten waren vom 17.—19. zusammen, siehe Spalatin, Amn.
bei MENCKEN, Scriptores etc., 11, 605. Beim Abschied bezeugte er clara voce
vor den Ohren Spalatins : nunc summum ipsi esse amicum ; nunc optare sibi
omnes amicos esse eius ; nunc omnia sua causa et facturum et passurum.
Am 20. traf Friedrich in Eisenach mit Johann zusammen, am 29. war er zu
Hause, um sich in kürzester Frist wieder auf den Weg nach Worms
zu machen.
?6) Erl. Ausg. 53, 56. Vgl. Brück in der Unterredung mit Glapion,
RA. II, 490f. : Die hier erwähnte mündliche Unterredung des Kurf, mit Karl,
in der dieser die.„gnedige Vertröstung, das er („der arme mann") gehört vnd
unbeweldigt pleiben solt", geht wohl auf das Zusammentreffen, das anfangs
Januar gleich nach dem Eintreffen des Kurf, in Worms stattgefunden haben
muß, und nur im weiteren auch auf die Kölner Aussprache ; dazu dann der
Zettel Spalatins, a. a. 0., A. 1, der sicher in diesen Zusammenhang gehört.
77) Eine zweite Aufgabe wäre es, die „Vorgeschichte" der Lutherschen
Vorladung nach der Seite hin zu untersuchen, wie weit der Reichstag schon
vorher, im ausgehenden Mittelalter, zu einer Instanz in kirchlichen Fragen
geworden war.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften