10
K. Hampe:
vielfacher Gesuche, trotz der Erpressung von Geldgeschenken
durch die Wächter, verwehrt. Alle Widrigkeiten des Leidens,
Erbrechen wie Stuhlgang, spielten sich vor den Augen der übrigen,
von den Kranken also nicht getrennten Brüder, zuweilen auch vor
Fremden, also wohl den Wächtern oder Beamten des Senators ah.
Einer der Kardinäle, den man, wie es scheint, aufgab, wurde
mit GewalLnoch lebend in den Totenwinkel geschleppt. Dabei
spielten sich Szenen der rohesten Gemeinheit ab; denn die Kriegs-
knechte bespien während des Transportes den armen Ivranken,
sangen. ihm höhnende Totenlieder und stießen unsänft unter
die Traghahre mit den Bogen ihrer Armbrüste. Als der llnselige
später ein Abführmittel einnehmen mußte, war er, da man ihm
jeden abgesonderten Winkel verweigerte, gezwungen, seine Not-
durft auf dem offenen Dache vor aller Augen zu verrichten.
Ebensowenig wurde ihm ein abgesonderter Raum zur letzten
Beichte gestattet. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß dieser
offenbar am schwersten erkrankte Ivardinal der Engländer Robert
von Somercote 29) war, der im Konklave am 26. September 1241
gestorben ist, Sein Landsmann Matthäus von Paris hlat in seiner
großen Chronik seines Hinscheidens mit Anteil gedacht 30); er
verzeichnet das Gerticht, Robert sei von einigen seiner Kollegen
wegen seiner Aus'sichten auf die Papstwürde, die sie ihm doch
in Yerachtung seiner Nationalität mißgönnten, vergiftet. worden —,
natürlich ein ganz leeres Gerede! War er wirklich jener miß-
handelte Ivranke, so erfolgte sein Tod noch' unter viel erbärm-
licheren Umständen. Keinem der Kardinäle wurde gestattet,
seiner Beerdigung beizuwolmen, fluchend wünschte man ihnen,
daß sie möglichst bald dem Bruder ins Grab folgen möchten.
Die allgemeine Beliebtheit des Engländers, die schon Mat-
thäus von Paris erwähnt, ist durch die gemeinsam ertragenen
Leiden und das traurige Ende unter den Kardinälen nur noch
29) Die Namensform „Somerset“, die sich in neueren deutschen Dar-
stellungen (FEHLING, Kaiser Friedrich II. u. d. röm. Kardinäle 1227—1239
[1901], S. 77; V. WESTENHOLZ, S. 55, 57, 58, 61) findet, beruht wolil lediglich
auf einem Yerselien. Statt des Narnens „Sumercote“ findet sich nur in der
Chron. S. Petri Erforcl, S. 236, clie Benennung cle Curc&im. Zu Somercote vgl. im
Dictionary of national biography, Bd. 53 (1898) clie Artikel Lawrence (der be-
kannte Kanonist) und Robert S., die hier als Verwandte, vielleicht Brüder,
betrachtet werden. Ob etwa der Ort Somercotes in der Grafschaft Lincoln Be-
ziehung zu dem Familiennamen hat, weiß icli nicht.
30) ED. LUARD, IV, 168.
K. Hampe:
vielfacher Gesuche, trotz der Erpressung von Geldgeschenken
durch die Wächter, verwehrt. Alle Widrigkeiten des Leidens,
Erbrechen wie Stuhlgang, spielten sich vor den Augen der übrigen,
von den Kranken also nicht getrennten Brüder, zuweilen auch vor
Fremden, also wohl den Wächtern oder Beamten des Senators ah.
Einer der Kardinäle, den man, wie es scheint, aufgab, wurde
mit GewalLnoch lebend in den Totenwinkel geschleppt. Dabei
spielten sich Szenen der rohesten Gemeinheit ab; denn die Kriegs-
knechte bespien während des Transportes den armen Ivranken,
sangen. ihm höhnende Totenlieder und stießen unsänft unter
die Traghahre mit den Bogen ihrer Armbrüste. Als der llnselige
später ein Abführmittel einnehmen mußte, war er, da man ihm
jeden abgesonderten Winkel verweigerte, gezwungen, seine Not-
durft auf dem offenen Dache vor aller Augen zu verrichten.
Ebensowenig wurde ihm ein abgesonderter Raum zur letzten
Beichte gestattet. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß dieser
offenbar am schwersten erkrankte Ivardinal der Engländer Robert
von Somercote 29) war, der im Konklave am 26. September 1241
gestorben ist, Sein Landsmann Matthäus von Paris hlat in seiner
großen Chronik seines Hinscheidens mit Anteil gedacht 30); er
verzeichnet das Gerticht, Robert sei von einigen seiner Kollegen
wegen seiner Aus'sichten auf die Papstwürde, die sie ihm doch
in Yerachtung seiner Nationalität mißgönnten, vergiftet. worden —,
natürlich ein ganz leeres Gerede! War er wirklich jener miß-
handelte Ivranke, so erfolgte sein Tod noch' unter viel erbärm-
licheren Umständen. Keinem der Kardinäle wurde gestattet,
seiner Beerdigung beizuwolmen, fluchend wünschte man ihnen,
daß sie möglichst bald dem Bruder ins Grab folgen möchten.
Die allgemeine Beliebtheit des Engländers, die schon Mat-
thäus von Paris erwähnt, ist durch die gemeinsam ertragenen
Leiden und das traurige Ende unter den Kardinälen nur noch
29) Die Namensform „Somerset“, die sich in neueren deutschen Dar-
stellungen (FEHLING, Kaiser Friedrich II. u. d. röm. Kardinäle 1227—1239
[1901], S. 77; V. WESTENHOLZ, S. 55, 57, 58, 61) findet, beruht wolil lediglich
auf einem Yerselien. Statt des Narnens „Sumercote“ findet sich nur in der
Chron. S. Petri Erforcl, S. 236, clie Benennung cle Curc&im. Zu Somercote vgl. im
Dictionary of national biography, Bd. 53 (1898) clie Artikel Lawrence (der be-
kannte Kanonist) und Robert S., die hier als Verwandte, vielleicht Brüder,
betrachtet werden. Ob etwa der Ort Somercotes in der Grafschaft Lincoln Be-
ziehung zu dem Familiennamen hat, weiß icli nicht.
30) ED. LUARD, IV, 168.