Ein ungedr. Bericht über das Konldave von 1241 irn röm. Seplizoniwn. 13
Trastevere, der Spanier Aegidius von Torres, Rainer von Viterbo
und der damals noch lebende Engländer Robert von Somercote.
Schon der Name des Colonna zeigL, wenn auch bei dem
einen oder andern persönliche Motive mitwirken moch'ten 34), an,
daß dies die kaiserfreundliche Friedenspartei war. Ihr standen
nur drei weitere Kardinäle: Rainald von Ostia (später Papst
Alexander IV.), Sinibald von S. Lorenzo (später Papst Inno-
zenz IV.) und Richard Annibaldi gegenüber, die Romanus von
Porto wählten, einen der energischsten Kardinäle, der bereits
als scharfer Gegner des Kaisers hervorgetreten war. Friedrich II.
machte denn auch kein Hehl daraus, daß er diese Wahl unbe-
dingt ablehne. Ob seine Stellungnalrme irgendwelchen Einfluß
ausgeübt hat, läßt sich nicht bestimmen. Entsclieidend war jeden-
falls, daß keiner der beiden Kandidaten die nach der Wahlord-
nung von 1179 nötige Zweidrittelmehrheit besaß. Da an eine
Einigung der Parteien vorerst nicht zu denken war, zog sicli das'
Konklave in die Länge, und dadurch kam es, daß die Kardinäle
alle jene oben geschilderten bitteren Leiden auszukosten hatten.
Man hat über sie in alter und neuer Zeit Worte herbsten
Tadels ausgesprochen und ihre Uneinigkeit, Herrschgier und Hab-
sucht gegeißelt. Gewiß felilte es im Kollegium nicht an s'charfen
persönlichen Reibungen; aber hier ist doch ohne weiteres ein-
Ieuchtend, daß die großen Weltgegensätze im wesentlichen die
Parteiung bestimmten, und es würde ein schlechtes Licht auf
die Charakterfestigkeit und Gesinnungstüchtigkeit der damaligen
Kardinäle werfen, hätten sie sich unter so schwierigen Yerhält-
nissen, da einmal die nötige Mehrheit auf keiner Seite vor-
handen war, leichter Hand auf einen der heiden Kandidaten
geeinigt.
Unser Brief trägt aber noch weiter in erheblichem Maße zu
ihrer Entlastung bei. Sie haben, wie wir jetzt sicher erfahren,
das in solcher Lage allein Mögliche getan: indem beide Bewerber
ftir ihre Person verzichteten, einigte man sich auf einen Kom-
promißkandidaten! Diese Tatsache ist für uns nich’t völlig neu.
Eine weitentfernte Quelle, die Annalen von Stade, haben sie uns
bereits überliefert. „Beide traten zurück“, so heißt es dort 35),
34) Vgl. über die Stellungnahme der einzelnen die guten Bemerkungen
von V. WESTENIiOLZ, S. 57ff.
35) M. G. SS. 16, 367: Cesserunt ambo et iterum cardinales elegerunt
unum, sed non de suo collegio. Sed Romanis quaerentibus, quis esset, nomen
illius ex'primere noluerunt.
Trastevere, der Spanier Aegidius von Torres, Rainer von Viterbo
und der damals noch lebende Engländer Robert von Somercote.
Schon der Name des Colonna zeigL, wenn auch bei dem
einen oder andern persönliche Motive mitwirken moch'ten 34), an,
daß dies die kaiserfreundliche Friedenspartei war. Ihr standen
nur drei weitere Kardinäle: Rainald von Ostia (später Papst
Alexander IV.), Sinibald von S. Lorenzo (später Papst Inno-
zenz IV.) und Richard Annibaldi gegenüber, die Romanus von
Porto wählten, einen der energischsten Kardinäle, der bereits
als scharfer Gegner des Kaisers hervorgetreten war. Friedrich II.
machte denn auch kein Hehl daraus, daß er diese Wahl unbe-
dingt ablehne. Ob seine Stellungnalrme irgendwelchen Einfluß
ausgeübt hat, läßt sich nicht bestimmen. Entsclieidend war jeden-
falls, daß keiner der beiden Kandidaten die nach der Wahlord-
nung von 1179 nötige Zweidrittelmehrheit besaß. Da an eine
Einigung der Parteien vorerst nicht zu denken war, zog sicli das'
Konklave in die Länge, und dadurch kam es, daß die Kardinäle
alle jene oben geschilderten bitteren Leiden auszukosten hatten.
Man hat über sie in alter und neuer Zeit Worte herbsten
Tadels ausgesprochen und ihre Uneinigkeit, Herrschgier und Hab-
sucht gegeißelt. Gewiß felilte es im Kollegium nicht an s'charfen
persönlichen Reibungen; aber hier ist doch ohne weiteres ein-
Ieuchtend, daß die großen Weltgegensätze im wesentlichen die
Parteiung bestimmten, und es würde ein schlechtes Licht auf
die Charakterfestigkeit und Gesinnungstüchtigkeit der damaligen
Kardinäle werfen, hätten sie sich unter so schwierigen Yerhält-
nissen, da einmal die nötige Mehrheit auf keiner Seite vor-
handen war, leichter Hand auf einen der heiden Kandidaten
geeinigt.
Unser Brief trägt aber noch weiter in erheblichem Maße zu
ihrer Entlastung bei. Sie haben, wie wir jetzt sicher erfahren,
das in solcher Lage allein Mögliche getan: indem beide Bewerber
ftir ihre Person verzichteten, einigte man sich auf einen Kom-
promißkandidaten! Diese Tatsache ist für uns nich’t völlig neu.
Eine weitentfernte Quelle, die Annalen von Stade, haben sie uns
bereits überliefert. „Beide traten zurück“, so heißt es dort 35),
34) Vgl. über die Stellungnahme der einzelnen die guten Bemerkungen
von V. WESTENIiOLZ, S. 57ff.
35) M. G. SS. 16, 367: Cesserunt ambo et iterum cardinales elegerunt
unum, sed non de suo collegio. Sed Romanis quaerentibus, quis esset, nomen
illius ex'primere noluerunt.