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Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 1. Abhandlung): Ein ungedruckter Bericht über das Konklave von 1241 im römischen Septizonium — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33042#0032
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K. Hampe:

hinstellen. 55) Wie er Iiier clie Dinge rückgreifend schildert, das
können wir nach allem, was wir jetzt wissen, keineswegs als eine
Entstellung oder arge Übertreibung ansehen. „Die Römer“, so
schreibt er, „die immer schlimmere Ausschreitnngen begingen,
streckten ihre gewalttätigen Hände schamlos aus nach den er-
hahenen Personen, den ehrwürdigen Kardinälen der römischen
Kirche, unsern geliebten Freunden, von denen sie die einen
aus Haß gegen uns mit schwerer Kerkerhaft, mehrere andre mit
verschiedenen Unbilden und Oualen bedrängten, in der Absicht,
die kirchliche Freiheit gänzlich zu vernichten, welcher wir kraft
unsres Amtes als Vogt und Schützer der Ivirche machtvoll auf
jegliche Weise beizuspringen verpflichtet waren.“ Späterhin galt
das freilich wohl nicht für alle römischen Kardinäle in gleicher
AVeise und mochte mehr auf einen Johann Colonna als einen
Romanus von Porto zutreffen. Indes der Ivaiser wünschte in der
Tat nicht eine ziellose Verlängerung der Sedisvakanz, vielmehr
ihre baldige Reendigung durch die Wahl eines zum Friedens-
scliluß geneigten Papstes, und er ist in dieser Hoffnung den
Kardinälen bekanntlich einen Schritt nach dem andern ent-
gegengekommen, allerdings nicht ohne seinerseits dafür Zu-
geständnisse und Bürgschaften zu verlangen.

Dabei hat nun die Freilassung der beiden gefangenen Kar-
dinä.le eine bedeutsame Rolle gespielt. Wenn man darauf jetzt
viel größeres Gewicht legte als bei dem letzten Ivonklave, so
lag das jedenfalls an der zusammengeschmolzenen Zahl und der
Zersplitterung der Kardinäle. Da die Anagnigruppe nicht die
römischen Ivollegen zu sich hinüberzuziehen vermochte, so hoffte
sie sich durch jene beiden Gefangenen, die jetzt überdies gegen
ein Vorgehen ohne ihre Beteiligung protestiert hatten 56), ver-
stärken zu können, um etwa dann mit mehr Aussicht auf Erfolg
eine selbständige Papstwahl vorzunehmen. Von ihr ist daher
die erneute Verhandlung mit dem Kaiser über die Freilassung
jener Kollegen im Beginn des Jahres 1242 57) angeregt worden,
und zwar, was noch nicht beachtet zu sein scheint, vorderhand
nur von einer Fraktion dieser Gruppe, nur von zwei, jedenfalls

55) Vgl. R. J. V, 3366. Auch in dieser Hinsicht stimme ich mit V. WESTEN-
HOLZ, S. 68, nicht überein, die hier zu sehr clem Urteil des Matth. Par. IV, 240ff.
'folgt, auch die Spaltung in die Gruppen von Anagni und Rom zu wenig im
Auge behält.

56) Vgl. V. WESTENHOLZ, S. 62.

57) Vgl. R. J. V, 3280.
 
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