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Paul Glaue:
I.
Zunächst sucht Helfferich also die These zu beweisen:
Ildefonsus ,,kann, auch wenn er noch so viel aus Augustin 1
entlehnte, das übrige, das unweigerlich auf Rechnung des Ver-
fassers selbst zu setzen ist, garnicht geschrieben haben“ 2, S. 36.
Um die Abfassung der Schrift de cogn. bapt. im
7. Jahrhundert als eine Unmöglichkeit zu erweisen, führt
Helfferich erstens an, daß das Taufbuch Gebräuche nenne, die
Isidor nicht kenne oder vielmehr nicht kennen wolle, weil zu seiner
Zeit das früher schwankende Herkommen einer von allen Kirchen
Spaniens gleichmäßig befolgten Anordnung habe weichen müssen,
S. 37. Ein solcher Widerspruch zwischen beiden Schriftstellern,
auf den auch schon Martene, de ant. eccl. rit. L. 1. C. 1. Ar. 6 § 14,
aufmerksam gemacht habe, ohne ihn zu erklären, soll bestehen
in bezug auf den Gebrauch des Salzes bei den Katechumenen.
De cogn. bapt. cap. 26 heißt es: Ii (catechumeni) in nonnullis locis,
ut refertur, sales accipiunt, velut significato sapientiae condimento.
Sed licet forsitan, ut dicitur, quia sola hoc antiquitas commen-
davit, adeo usquequaquam non probatur. Quia vero ut catechu-
menis in adipiscendo fidei sacramento tradantur, evidenti sanctae
Scripturae nullo documento monstratur, ideo nihil offici ubi non
fit. Isidor aber schreibt de off. eccl. II, cap. 21, 2: Exorcizantur
autern hi primum, deinde sales accipiunt et unguntur. Nach
Helfferich ist es nun undenkbar, daß gleichzeitig — Isidor
1 Was Ildefons aus Augustin entlehnte, zeigt folgende Zusammen-
stellung: In den cap. 15 —18, 30, 136 wird der tract. in Joannem, in den
cap. 17 —18, 78, 80 die Schrift de doctrina Ghristi zitiert. In den cap. 35,
38, 39, 42—44, 51 —53, 72, 83, 95 finden wir Zitate aus de fide et symb.,
in den cap. 40—42, 81, 82, 84—88, 90—93, 95 aus dem Enchiridion, in
den cap. 132—135 aus der ep. ad Probam.
2 Helfferich weiß wohl: „Dagegen erhebt sich das gewichtige Beden-
ken, daß Julian, der darum wissen mußte, in dem von ihm verfaßten Leben
des Ildefons (Migne, Patr. lat. 96, 44) bestimmt versichert, Ildefonsus
habe unter anderem auch die beiden genannten Werke (de cogn. bapt.
und de itinere deserti) geschrieben“ (cf. Florez, Esp. sagr. V 464). Helf-
ferich tut aber dieses Bedenken leichthin ab. Es genüge, sagt er, um diese
Angabe Julians halten zu können, wenn man nachweist, daß Ildefons eine
ältere Schrift „vielleicht anders eingeteilt oder überhaupt nur für seine
Zwecke verwertet habe“. Auch wenn einer mit einer älteren Schrift nichts
weiter zu schaffen gehabt hätte, dann hätte er im 7. Jahrhundert für den
Yerfasser der Schrift gegolten. Das sind u. E. unhaltbare Annahmen, auf-
gestellt, nur um die Justinian-These (s. u.) zu stützen.
Paul Glaue:
I.
Zunächst sucht Helfferich also die These zu beweisen:
Ildefonsus ,,kann, auch wenn er noch so viel aus Augustin 1
entlehnte, das übrige, das unweigerlich auf Rechnung des Ver-
fassers selbst zu setzen ist, garnicht geschrieben haben“ 2, S. 36.
Um die Abfassung der Schrift de cogn. bapt. im
7. Jahrhundert als eine Unmöglichkeit zu erweisen, führt
Helfferich erstens an, daß das Taufbuch Gebräuche nenne, die
Isidor nicht kenne oder vielmehr nicht kennen wolle, weil zu seiner
Zeit das früher schwankende Herkommen einer von allen Kirchen
Spaniens gleichmäßig befolgten Anordnung habe weichen müssen,
S. 37. Ein solcher Widerspruch zwischen beiden Schriftstellern,
auf den auch schon Martene, de ant. eccl. rit. L. 1. C. 1. Ar. 6 § 14,
aufmerksam gemacht habe, ohne ihn zu erklären, soll bestehen
in bezug auf den Gebrauch des Salzes bei den Katechumenen.
De cogn. bapt. cap. 26 heißt es: Ii (catechumeni) in nonnullis locis,
ut refertur, sales accipiunt, velut significato sapientiae condimento.
Sed licet forsitan, ut dicitur, quia sola hoc antiquitas commen-
davit, adeo usquequaquam non probatur. Quia vero ut catechu-
menis in adipiscendo fidei sacramento tradantur, evidenti sanctae
Scripturae nullo documento monstratur, ideo nihil offici ubi non
fit. Isidor aber schreibt de off. eccl. II, cap. 21, 2: Exorcizantur
autern hi primum, deinde sales accipiunt et unguntur. Nach
Helfferich ist es nun undenkbar, daß gleichzeitig — Isidor
1 Was Ildefons aus Augustin entlehnte, zeigt folgende Zusammen-
stellung: In den cap. 15 —18, 30, 136 wird der tract. in Joannem, in den
cap. 17 —18, 78, 80 die Schrift de doctrina Ghristi zitiert. In den cap. 35,
38, 39, 42—44, 51 —53, 72, 83, 95 finden wir Zitate aus de fide et symb.,
in den cap. 40—42, 81, 82, 84—88, 90—93, 95 aus dem Enchiridion, in
den cap. 132—135 aus der ep. ad Probam.
2 Helfferich weiß wohl: „Dagegen erhebt sich das gewichtige Beden-
ken, daß Julian, der darum wissen mußte, in dem von ihm verfaßten Leben
des Ildefons (Migne, Patr. lat. 96, 44) bestimmt versichert, Ildefonsus
habe unter anderem auch die beiden genannten Werke (de cogn. bapt.
und de itinere deserti) geschrieben“ (cf. Florez, Esp. sagr. V 464). Helf-
ferich tut aber dieses Bedenken leichthin ab. Es genüge, sagt er, um diese
Angabe Julians halten zu können, wenn man nachweist, daß Ildefons eine
ältere Schrift „vielleicht anders eingeteilt oder überhaupt nur für seine
Zwecke verwertet habe“. Auch wenn einer mit einer älteren Schrift nichts
weiter zu schaffen gehabt hätte, dann hätte er im 7. Jahrhundert für den
Yerfasser der Schrift gegolten. Das sind u. E. unhaltbare Annahmen, auf-
gestellt, nur um die Justinian-These (s. u.) zu stützen.