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Partsch, Josef; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 12. Abhandlung): Studien zur Negotiorum Gestio I. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33055#0014
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14

Josef Partsch:

gestor ist der amicus qui absentis negotia gerit, noch in vielen Ent-
scheidungen der Klassiker 1. Und bekanntlich ist ja der Curator,
qui absentis negotia curat, ein fester Begriff schon der republi-
kanischen Gesetzgebung 2.

Ferner muß das Edikt über die negotiorum gestio die Erwäh-
nung der Tatsache, daß kein Mandat vorlag, enthalten haben.
Gerade in dieser Beziehung unterschätzt die moderne Literatur
wohl die Notwendigkeit der ediktalen Grundlage für die klassi-
sche Praxis. Bei den Klassikern steht der Satz fest, daß die actio
negotiorum gestorum und die actio mandati ähnliche Anwendungs-
gebiete haben, und daß die actio negotiorum gestorum nur dort
in Frage kommt, wo das Mandat fehlt oder unwirksam ist 3 4. Daß
der Satz gilt, ist allbekannth ,,Da die actio mandati entfällt,
ist die actio negotiorum gestorum gegeben“ 5. Daß nie ein Versuch

1 Bei Cicero vgl. Yerr. 2 2, 24, 59 bis 25, 62 — pro Quinctio 19, 60
bis 21, 61. Im Briefe wird oft mit dem Gedanken der negotiorum gestio
für den absens gespielt: Cic. ad Attic. 4, 1, 8 — ad fam. 3, 8, 6. —■ 5, 9, 1.
Für den Juristen bemerkenswert ist die Anspielung auf das Mandat an den
gestor in Cic. ad fam. 13, 44.

In den Rechtsquellen vgl. Pap. D. 3, 5, 30 (31) 2. D. 20, 6, 1 pr.
Paul. D. 4, 6, 22 pr. Gai. D. 34, 5, 5 (6). Auch die Amici, welche im Inter-
diktenprozesse als Vertreter in der Besitzausübung genannt werden, sind
echte procuratores absentis D. 43,19, 3, 4. Die Byzantiner warfen anscheinend
manchmal ebenso den amicus aus dem Texte hinaus, wie ich es oben Seite 12
Anm. 2 für Gaius D. 3, 5, 21 (22) vermutete. Das geht aus D. 43, 19, 1, 7, 8
hervor: Is, cuius colonus aut [quis alius] (U: amicus) iter ad fundum fecit,
usus videtur itinere vel actu vel via, et idcirco interdictum habebit ... Si
[quis] autern, cum putaret fundum ad se pertinere, suo nomine iter fecerit
amicus meus . . . Das Doppelsubjekt quis . . . amicus meus ist für die Hast
bemerkenswert, mit der man interpolierte. So ist der amicus in D. 43, 16,
1, 22 wohl als überflüssig herausgestrichen und durch alius ersetzt: im klas-
sischen Texte fehlte hier der amicus neben dem technischen Prokurator
(omnium bonorum) ebensowenig, wie er schon seit alter Zeit in den Kommen-
taren zum Interdikt sicher stand; ein Indiz dafür ist Cic., Phil. 2, 40, 104:
non enim te dominus modo illis sedibus, sed quivis amicus, vicinus, hospes,
procurator arcebit.

2 1. Julia municipalis 1. 1.

3 Vgl. Chambon, negotiorum gestio S. 115 ff. Kohler, Jahrb. f. Dogm.
25, 75 ff.

4 D. 3, 5, 31 (32), 1. — D. 3, 5, 5 pr. — D. 3, 5, 18, 2. — D. 17, 1, 60,
1. -—- D. 17, 1, 6, 1. Vgl. D. 11, 7, 14, 15 für die actio funeraria sowie auch
D. 17, 1, 22, 10.

5 Ulpian 10 ad ed. D. 3, 5, 5 pr.: . . . et hic nascitur negotiorum gestorum
actio cessante mandati actione. Pap. (3 resp.) D. 3, 5, 31, 1: quia mandati
 
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