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Partsch, Josef; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 12. Abhandlung): Studien zur Negotiorum Gestio I. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33055#0044
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44

Josef Partsch:

ediktale actio negotiorum gestorum vorlag * 1. Schon danach wäre
wahrscheinlich, daß im klassischen Texte die actio negotiorum
gestorum utilis gegeben war. Aber dasselbe ist auch im Scholion
der Anonymos-Katene zu D. 27, 3, 1, 13 bezeugt und muß auch
bei Thalelaios gestanden haben. Der Anonymus, also jene Quelle,
welche die Kommentare der justinianischen Juristen zusammen-
faßte 2, enthält den Satz zu D. 27, 3, 1, 13 (29): OutiAlccv vsyo-
Tiopoujx ysoTopoug. TauToc (Heimb. corr. TauTy]v) yap sScoxsv sTaTpoTrcp

xal oTpaTTjyG) xa.Ta GTpaT7]yoü (folgt Zitat von D. 3, 5, 29 (30) 3.

Dasselbe muß wohl von Thalelaios ursprünglich gesagt
worden sein. Denn schol. 2 ad God. 5, 58, 1 spricht von der actio
negotiorum gestorum gegen den contutor 4, in Schol. 1 ad God. 5,
58, 2 von der actio utilis schlechthin 5. Bei demselben Schrift-
steller, in demselben Buche erklärt sich clas nur, wenn er eine

Auslegung der Stelle nach justinianischem Rechte tut. Zu den prozessualen
Schwierigkeiten kommt die materiell-rechtliche: im Referat der actio utilis
nach D. 27, 3, 1, 13 ist gar nichts davon erwähnt, daß der verurteilte contutor
die Yerurteilung ohne Verschulden der Prozeßführung sich zugezogen haben
muß. Wenn man dagegen die Interpolation erkennt und den Passus sed —
adquievisti streicht, dann besteht kein wesentlicher Gegensatz zwischen
D. 27, 3, 1, 14 und Cod. 5, 58, 2. Denn daß dort von dem dolus communis,
hier von der culpa die Rede ist, kann bei der römischen Tutorenhaftung, die
zunächst nur auf den dolus sich bezieht und allmählich auch die culpa in
concreto umfaßt, nicht -wundernehmen. Anders anscheinend Solazzi,
minore etä 101. Was die Stelle mit Beziehung auf das Verlangen nach
Aktionenzession praktisch im Auge hat, ist hier nicht zu untersuchen. Jeden-
falls steht neben dem Vorgehen gegen den Miindel eine actio utilis gegen die
contutores in Frage. —- Solazzi, Bulletino 22 p. 42 n. 1 verdächtigte zu
Unrecht die Worte vel utili actione uteris. Man könnte ja daran denken,
daß hier die iibliche schematische Interpolation fiir die actio utilis des Zessio-
nars vorliegt (vgl. Bonfante, Institutioni 1912 S. 389 n. 1). Heute (minore
etä p. 100) will er statt der utilis actio eine actio negotiorum gestorum ver-
muten. Aber dabeiist die gesamte byzantinische Überlieferung nicht gewürdigt.

1 D. 3, 5, 29 (30). Julianus (3. Dig.) Valerius Severus Respondit,
adversus contutorum negotiorum gestorum actionem (utilem) tutori dandam.
Vgl. auch Thalelaios schol. ad. Cod. 5, 58, 1 (Bas. 38, 19, 1. Heimb. 2, 785),
schol. Anon. ad. D. 27, 3, 1, 14, Heimb. 3, 716.

2 Vgl. statt aller H. Peters, Sitzungsberichte d. Sächs. Gesellschaft
der Wissenschaften phil. hist. Kl. 1913 I. S. 6 ff.

3 Heimb. 3, 714 ad Bas. 38, 3, 1. Heimb. in Manuale vermutet die
Autorschaft des Anonymos.

4 Heimb. 3. 785. Thalelaios, ITeimb. Man. vermutet die Autorschaft
des Anonymos.

5 Heimb. 3, 785. Thalelaios, Heimb. Man. vermutet die Autorschaft
des Anonymos.
 
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