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Partsch, Josef; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 12. Abhandlung): Studien zur Negotiorum Gestio I. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33055#0085
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Studien zur Negotiorum Gestio I.

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Administrationsgewalt des curators formulieren, ist die Ver-
äußerungsbefugnis des curator adulescentis durchweg interpoliert 1.

1 D. 26, 7, 48 (Hermog. 1 epitom.) ist die klassische Kardinalstelle
über die Administrationsbefugnis der Kuratoren: inter bonorum ventrisque
curatorem et inter curatorem furiosi itemque prodigi [pupillive] magna est
differentia quippe cum illis plane (edd. cum Graecis plena) rerum administratio,
duobus autem superioribus sola custodia et rerum quae deteriores futurae
sunt venditio committitur. Pupillive ist hier schon durch die Art der An-
fügung als Interpolation gekennzeichnet (so jetzt auch Solazzi, minore etä
p. 62). Außerdem ist streng genommen für den klassischen Juristen gar
nicht der curator minoris erwähnt. Denn pupillus ist der minor ja nicht.
Im Rechtsleben ist allerdings auch der minor oft als pupillus bezeichnet
worden. Vgl. die insoweit unverdächtigen Belege D. 4, 4, 47, 1, D. 26, 8, 21,
gegen welche letztere Stelle auch Solazzi nicht Durchschlagendes vorbringt
(S. 66 ff.). Endlich P. lat. Wessely, Lateinische Schrifttafeln n. 14.

Ferner ist interpoliert D. 37, 9, 1, 22: Hier ist wohl die beschränkte
Verwaltungs- und Veräußerungsbefugnis des klassischen curator ventris zu
derjenigen der curatores prodigi et furiosi in Parallele gestellt, während sie
in D. 26, 7, 48 in Gegenüberstellung erscheint. Justinians Leute setzten
wohl erst die tutores pupillorum hinzu: ita igitur curam hoc quoque officio
administrabit quo solent curatores [atque tutores pupillorum], Diese Inter-
polation wird auch von Solazzi, minore etä p. 74 ff. angenommen. Im
klassischen Texte stand vielleicht curatores ad quos curatio e lege pei'tinef,
dieser Begriff ist bei Gai. 1, 200 wie bei Ulpian reg. XII als technisch ge-
braucht, während er in den Digesten, nach den Stellen im Vocab. jur. 1, 1138
zu urteilen, planmäßig herausgestrichen ist. Daß gerade die Erwähnung
der curatores interpoliert sei, und die tutores allein im klassischen Texte
gestanden hätten, glaube ich wegen D. 26, 7, 48 nicht.

Übrigens sind auch die Stellen, welche dem curator adulescentis grun-
sätzlich die administratio rerum adulescentis zusprechen, interpoliert:
vgl. D. 4, 4, 1, 3, Ferrini, manuale, p. 961 not. 3; Peters, Sav.-Zeitschr.
32, 279; Albertario, Hodie p. 10; Beseler, Beiträge 2, 98; Solazzi, minore
etä p. 16. In D. 47, 2, 33 am Ende ist die Formulierung byzantinisch, wenn
auch die Entscheidung bezüglich der actio furti den klassischen Rechtszu-
stand für den curator wiedergibt: d. quod in tutore scriptum est —• cura-
toribus Trib. Vgl. jetzt schon ähnlich Solazzi, minore etä p. 80. Daß Inst. 1,
24, 2 interpoliert ist, steht auch fest, vgl. Kübler und P. Krüger, ed. ad h. 1.

Über D. 18, 1, 34, 7 und D. 21, 1, 31, 14 vgl. Solazzi, minore etä p. 42,
43, dessen Darlegung für die Feststellung grundlegend sein wird, daß der
curator adulescentis auf Grund der cura keine besondere Befugnis zur ad-
ministratio hatte.

2 Es gibt eine feste Aufzählung der Vertreter, die bei den Juristen oft
erscheint und oft die kasuistische Darstellung beherrscht: procurator, cog-
nitor, tutor, curator, manchmal actor municipum. In dieser Aufzählung be-
deutet curator nur den gesetzlichen curator furiosi und prodigi, die curatores
ad quos e lege curatio pertinet. Unbezeichnend:

Gai. 4,101: Sed si quidem cum cognitore agatur, dominus satisdare
 
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