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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 13. Abhandlung): Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33056#0011
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Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts y. Ghr.

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des Diokles auffordem. Dabei kann die Anordnung der Frag-
mente, welche sich anscheinend alle aufs Auge beziehen, vorläufig
nur eine provisorisch willkürliche sein und scheidet im wesent-
lichen nur die beiclen Hauptgruppen von einerseits aitiologisch-
pathologischen und andrerseits therapeutischen Stücken.

Um mit dem allgemeinsten Thema zu beginnen, so scheint
sich’s in fr. 13 um clie Wahrnehmung des Lichtes und das Zustande-
kommen des Sehens zu handeln. Wir liören im Verlaufe der (allein
in Betracht kommenden) ersten Kolumne dreimal (Z. 5, 11 f., 16 f.)
vom φώς und an dem leider gleichfalls beschädigten Anfang
(Z. 1—3) vom. . πνεΰμα, das durch die. . πόροί, in clie äußere Luft
strömt. Idier trifft man zum ersten Male das πνεΰμα, den Faktor,
der sclron nach dem äußerlich überaus häufigen Vorkommen im
Papyrus in der Theorie seines Autors eine maßgebende Rolle
gespielt haben muß. Derselbe herrscht bekanntlich als eigentliches
und bezeichnendes Lebensprinzip im System des Diokles vor, bei
welchem das Pneuma, abgesehen von der Lungenatmung, durch
clie πόρο!. der Haut ein- und ausgeht. Was die spezielle optische
Notiz des Fragmentes betrifft, so taugt sie mit ihrer verstümmelten
Kürze naturgemäß schlecht zu einem eingehenden Vergleiche
mit dem, was M. Wellmann (Fragmentsammlung S. 47 f.) auf
Grund der Vindicianus-Exzerpte (c. 19) als Diokleische Lehre
vom Sehproblem aufstellt: 'aus dem Herzen strömt clas glänzende
Sehpneuma clurch die πόροι. zum Hirn und von da durch den
Sehnerv zum Glaskörper 5, [weiter zur Kristallhaut und durch clie
Vorderfläche der Linse nach dem Engpaß der Pupille, avo die
Berührung mit den sichtbaren Dingen uncl darauf der Sehakt
erfolgt],

Okulistisch darf man wohl auch fr. 1 deuten, dessen Bezie-
hung mir noch vor kurzem völlig unbestimmt dünkte. Einiger-
maßen fassen läßt sich nur der Satz zu Beginn, wonach etwas
auf der linken wie auf der rechten Seite statthat, 'cla auch clas
πνεΰμα in diesen (oder: dieser ?). . ist’. Das Wort 'rechts’ kehrt
dann wieder Z. 5 und nochmals Z. 9. Den Gedanken an die beiden
Hälften des Gesichtes legen Analogien aus den Problemen des
Pseudo-Aristoteles nahe. Eines von ihnen 1) wirft die Frage nach

x) [Ar.]. Probl. 31,7 S. 957^ 35 Διά τί είς μέν τά δεξιά άμφοτέρας τάς
δψεις άμα διαστρέφειν δυνάμεθα, καί είς τά άριστερά και πρδς τήν ρΐνα,
καί είς τδ άριστερδν δέ ή τδ δεξιδν τήν έτέραν, άμα δέ είς τδ δεξιδν καί
άριστερδν ά.δυνατοΰμεν.
 
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