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Thiersch, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 4. Abhandlung): Ein parthenonisches Giebelproblem — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33047#0007
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Zut' Deutung der erhaltenen Figuren vom Parthenon-ostgiebel. 7

in Athen hat die antike Tradition von der alten Örtlichkeit niclit
gelassen. Drauhen am Ilissos, wo einst beim Aphroditeheiligtum
„in den Gärten“ ein hermenförmiges Bilcl der Moire stand, verehrten
nach Politis die athenischen Mädchen juexP 1 die Moiren

mit Darbringung von Salz und Honig. Nach Bernhardt Schmidt
(Volksleben der Neugriechen I, 217 ff. und Wachsmuth, Das alte
Griechenland im Neuen, S. 71) reiben sich clort auch die Frauen an
einem Felsen, indem sie dabei die Moiren anrufen, ihnen Fruchtbarkeit
und eine gute Geburtsstunde zu verleihen. Und beim „Gefängnis
des Sokrates“, jener antiken Felsenkammer am Abhang der Pnyx,
holten sich die Mädchen im Echo Auskunft tiber ihren Zukünftigen.

Analogien dazu, aus alter Religionsgerneinschaft zu erklären,
für die keltischen und mitteleuropäischen Feen wie die nordischen
Nornen gibt schon J. Grimm, Deutsche Mythologie I, 337ff. Vergl.
auch Elard Hugo Meyer, Mythologie der Germanen 259 ff. und
Richard M. Meyer, Altgermanische R.eligionsgeschichte 255. Die
„weird lady of the woocls“ orakelt aus einer Plöhle, Frau Venus
und Frau Holle wohnen in Bergen, „Riesenhäusern“. Bei Marca-
brius wohnen die „tre fate“ in der Tiefe einer Felsschlucht; „nachts
auf einem Berge“ verieihen sie ihre Gaben bei Guilhdei von Poitou.
Auch in der deutschen Volkssage spinnen sie in einer Berghöhie
(Grimm, S. 344). Die Bayern verehren die clrei Schwestern in
unterirclischen Gängen und Höhlen, „steinernen Stuben“ (E. PI. Meyer,
S. 255, dazu die griechische Paraliele angemerkt S. 261). Selbst
einzeln erscheint in der französischen Überlieferung eine „Frau
vom schwarzen Felsen“. -Ja einmal tragen dort alle drei sogar
während des Spinnens riesige Felsblöcke auf dem Haupt und in
der Schürze. Vlelleicht ist aucli die R.undnische, in cler auf den
keltischen Matronensteinen die clrei Göttinnen zu sitzen pflegen,
nur eine architektonische Umgestaltung und Verfeinerung der alten
Felsgrotteniclee, eine Verclrängung der Naturform durch Kultur-
form, wie bei cler Kapelle von Der el-bachri. Es war eine Höhle,
in welcher der ägyptischen Sage nach die Hathorkuh clen Neu-
geborenen gesäugt hatte. Die Grotte ist zur gewölben Ädikula
geworden. Zu vergleichen sincl ferner clie Form der römischen Mi-
thräen und clie iranischen Felsgrotten als ihr Ausgangspunkt.

Mit diesem physikalischen Hintergrund werden die Moiren, als
„Göttinnen von der weitesten kosmischen Becleutung“, wie das
schon von anderen angemerkt worden ist, den Nymphen aufs
nächste verwandt, den Nepdiöe^, clen Quellnymphen cler griechischen
 
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