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Thiersch, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 4. Abhandlung): Ein parthenonisches Giebelproblem — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33047#0020
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H. Thiersch:

Abb. 4. Die erhaltenen Figuren der linken Giebelhäfte. (Nach Garrey.)

ihn deutlicher zu machen, ist er hier absichtlich viel länger stehen
gelassen, als es natürlich nötig wäre.) Mit seinem oberen Ende scheint
clas Attribut gerade oder doch fast clie schräge Dachung des Gesimses
berührt zu haben und war vielleicht auch nocli besonders an dieser
befestigt. .Jedenfalls war eine besonders behutsame Befestigung des
unteren Attributendes für den Transport der mit ihrem frei heraus-
stehenden Arme doch schon fertig gearbeiteten Figur, ihr Hinein-
setzen in den Giebel sehr zu empfehlen gewesen. Die Ergänzungs-
versuche haben die Möglichkeit sowohl einer Spinclel wie eines
Spiegels ergeben. Darf man diesem, dem Spiegel den Vorzug
gebenP Das Sichbeschauen im Spiegel, der in dem umstehenden
Ergänzungsversuch noch zu steil gestellt ist, ließe die Gestalt in
ihrem Sichgehenlassen gut verstehen, würde passen zu ihrer ruhigen
Passivität. Über die andere Möglichkeit mit der Spindel vergl.
den Nachtrag S. 46 ff.

Aphrodite Urania, ist. sie nicht auch, wie ihr Name besagt,
und wie es im alten Orient der Fall war, die HimmelsköniginP 13
Und ist nicht der Mond ihr runder Spiegel? Könnte ein treffenderer
Platz für sie gefunden werden mit solchem Attribut als unmitteibar
neben der entfliehenden Nachtgestalt der Selene?

Daß Aphrodite selbst zuweilen mit Selene identifiziert wurde,
daß das milde, liebliche Mondlicht als ein Symbol weiblicher Scliön-
heit im Altertum weithin galt, claß Selene auch als jugendlic-her
Frauenkopf in der kreisrunden, helien Scheibe des Vollmonds dar-
gestellt wurde, wissen wir. Vgl. R.oscher, Myth. LexikonV, 3131 ff.

1:1 Vgl. GRUPPE, Griech. Mythologie II, 1364 ff.
 
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