Zur Deutung der erhaltenen Figureü vom Parthcnon-ostgiebel.
31
Darum führt er Fell und Gewanct in so unauffälliger Weise: die
kleine Ghlamys und die unansehnliche Nebris. Dazu paht die
athletisch-muskulöse und doch elegante, leicht hewegliche Gestalt 30,
der kräftige Schädelbau mit dem kurzen Haar 31, von dem es clen
Anschein hat, als hätte einst ein Bronzepetasos auf ihm gesesseni
Dazu paßt endlich auch in prägnantem Sinne die ehemalige,
noeh durch das Stiftloch am linken Fuße gesicherte Sandalen-
bekleidung. Hier sahen an
ra KaXa TrebiXa,
dpßpöcna, xa ,uiv qpepov lqpiev eqp’ uYPnv
fpö’ eTx’ ÖTreipova Tuiav apa Trvoifi«; dvepoio.
Kurz, alles paßt und wird jetzt mit einem Male verständlich,
was sich bei „Dionysos“ und allen anderen bisherigen Deutungen
immer gegenseitig im Wege gewesen war. In cler Linken wird das
Kerykeion geruht haben. Die Piechte hielt wahrscheinlich gar kein
Attribut, sondern war vermutlich in einer jener „sprechenden“
Gesfen bewegt, wie sie Hermes in erster Linie zukommen und in
statuarisehen Bildungen, wie z. B. bei cler Bronze von Antiky-
thera 32, noch erhalten sincl. Ihm, dem Boten cles Olymp, kommt
es vorzüglich zu, draußen an dessen äuhersten Rande das grobe
Ereignis clem eben auftauchenden Heiios zu allererst zu vermitteln.
Dann eifährt es clie ganze Welt. 33
30 Das Athletische der Gestalt richtig hervorgehohen zuletzt von SvORONOS,
0u)i; e-rri toü TTaphevüuvo;, p. 264, aber unrichtig auf Aetes gedeutet.
31 Nach dem Abguß scheint mir die bisherige Auffassung, es seien Zöpfe
im Nacken geflochten, unrichtig. Dagegen kann man dort eine scharfe Ein-
arbeitung über der untersten Haarpartie beobachten, wie von einem einschnei-
denden ITutrand oder dem Band des Krempenhutes. Soweit die besonders nach
vome starke Verwittenmg des Schädels es zuläßt, glaubt man auch eine ver-
schiedene Art der Haarangabe zu erkennen. Nur vorne über den Schläfen —
an der rechten Seite noch deutlich — und über der Stirn scheinen die Ilaare
wirklich im einzelnen durchmodelliert, auf dem Oberkopf dagegen gar nicht
wrniter ausgeführt worden zu sein, da sie doch vom Plute bedeckt waren. Der
Petasos verhüllte ja nur mit seinern mittelsten Teil, der eigentlichen Kappe, die
Haarmasse. Vielleicht war eben dieser Bronzepetasos die Ursache der Zer-
störung des Kopfes. Ein Metallräuber versuchte ihn herauszureißen. Vgl. auch
die Rückansicht der Figur bei A. SMITH, The Sculptures of thei Parthenon, p. 9.
-- A. SMITH hatte die Freundlichkeit, auf meine Bitte das Original daraufhin
zu untersuchen. Er bestätigt mir, daß Murbays Annahme von eiuem KpößuA.oc.
immöglich sei, und daß sehr wohl eine Kopfbedeckung vorhanden gewesen sein
könne. (Auch SVORONOS, a. a. 0., 265, nimmt eine in Bronze aufgesetzte-
Kopfbedeckung an.)
32 Vgl. H. BULLE, Schöner Mensch 2, T. 61, Sp. 115.
33 Auch auf der altattischen Vase Mon. IX, 55 befindet sich Hermes un-
mittelbar neben den Eileithyien, von ihnen abgekehrt wie im Giebel, mit Ke-
rykeion in der Linken und einer R.edegeste der Rechten.
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Darum führt er Fell und Gewanct in so unauffälliger Weise: die
kleine Ghlamys und die unansehnliche Nebris. Dazu paht die
athletisch-muskulöse und doch elegante, leicht hewegliche Gestalt 30,
der kräftige Schädelbau mit dem kurzen Haar 31, von dem es clen
Anschein hat, als hätte einst ein Bronzepetasos auf ihm gesesseni
Dazu paßt endlich auch in prägnantem Sinne die ehemalige,
noeh durch das Stiftloch am linken Fuße gesicherte Sandalen-
bekleidung. Hier sahen an
ra KaXa TrebiXa,
dpßpöcna, xa ,uiv qpepov lqpiev eqp’ uYPnv
fpö’ eTx’ ÖTreipova Tuiav apa Trvoifi«; dvepoio.
Kurz, alles paßt und wird jetzt mit einem Male verständlich,
was sich bei „Dionysos“ und allen anderen bisherigen Deutungen
immer gegenseitig im Wege gewesen war. In cler Linken wird das
Kerykeion geruht haben. Die Piechte hielt wahrscheinlich gar kein
Attribut, sondern war vermutlich in einer jener „sprechenden“
Gesfen bewegt, wie sie Hermes in erster Linie zukommen und in
statuarisehen Bildungen, wie z. B. bei cler Bronze von Antiky-
thera 32, noch erhalten sincl. Ihm, dem Boten cles Olymp, kommt
es vorzüglich zu, draußen an dessen äuhersten Rande das grobe
Ereignis clem eben auftauchenden Heiios zu allererst zu vermitteln.
Dann eifährt es clie ganze Welt. 33
30 Das Athletische der Gestalt richtig hervorgehohen zuletzt von SvORONOS,
0u)i; e-rri toü TTaphevüuvo;, p. 264, aber unrichtig auf Aetes gedeutet.
31 Nach dem Abguß scheint mir die bisherige Auffassung, es seien Zöpfe
im Nacken geflochten, unrichtig. Dagegen kann man dort eine scharfe Ein-
arbeitung über der untersten Haarpartie beobachten, wie von einem einschnei-
denden ITutrand oder dem Band des Krempenhutes. Soweit die besonders nach
vome starke Verwittenmg des Schädels es zuläßt, glaubt man auch eine ver-
schiedene Art der Haarangabe zu erkennen. Nur vorne über den Schläfen —
an der rechten Seite noch deutlich — und über der Stirn scheinen die Ilaare
wirklich im einzelnen durchmodelliert, auf dem Oberkopf dagegen gar nicht
wrniter ausgeführt worden zu sein, da sie doch vom Plute bedeckt waren. Der
Petasos verhüllte ja nur mit seinern mittelsten Teil, der eigentlichen Kappe, die
Haarmasse. Vielleicht war eben dieser Bronzepetasos die Ursache der Zer-
störung des Kopfes. Ein Metallräuber versuchte ihn herauszureißen. Vgl. auch
die Rückansicht der Figur bei A. SMITH, The Sculptures of thei Parthenon, p. 9.
-- A. SMITH hatte die Freundlichkeit, auf meine Bitte das Original daraufhin
zu untersuchen. Er bestätigt mir, daß Murbays Annahme von eiuem KpößuA.oc.
immöglich sei, und daß sehr wohl eine Kopfbedeckung vorhanden gewesen sein
könne. (Auch SVORONOS, a. a. 0., 265, nimmt eine in Bronze aufgesetzte-
Kopfbedeckung an.)
32 Vgl. H. BULLE, Schöner Mensch 2, T. 61, Sp. 115.
33 Auch auf der altattischen Vase Mon. IX, 55 befindet sich Hermes un-
mittelbar neben den Eileithyien, von ihnen abgekehrt wie im Giebel, mit Ke-
rykeion in der Linken und einer R.edegeste der Rechten.