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Thiersch, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 4. Abhandlung): Ein parthenonisches Giebelproblem — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33047#0040
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40

H. Thiersch:

Apollo bei der Geburt des Iamos clie Eileithyia samt den Moiren
der Euadna beistehen (OL. VI, 42). Sogenes, den siegreichen Ägi-
neten, begünstigen bei Pindar von Geburt an dieselben Geister,
d. h. Eileithyia als Trapebpoc; Motpav (Nem. 7, 1 ff.). Ganz ebenso
heißt es im Gastmahl des Plato (206 D), dah Moira und Eileithyia
zusammen allem, was entsteht, die Schönheit verleihen. Zuweilen
werden die beiden Vorstellungen einander so sehr angeglichen, daß
sie sogar füreinander eintreten, miteinander zu verschwimmen, in-
einander zu zerfliehen drohen. So heißt Eileithyia schon in einem
alten, auf Olen zurückgeführten clelischen Hymnus euXivog, offenbar,
wie Pausanias hinzusetzt, weil sie mit der Pepromene, d. h. der
entscheidenclen Moire, wesensgleich ist (VIII, 21, 2), und schon bei
Homer (Od. XIN, 108) wohnt die kretische Eileithyia in einer Fels-
grotte, ganz wie sonst die Moiren, desgleichen die Eileithyia auf
Paros (Arch. Anz. 1900, 20), in einer Höhle unmittelbar unterhalb
des Aphroditeheiligtums gelegen. Bei Antoninus Liberalis 29 halten
Moiren und Eileithyia zusammen in Heras Auftrag die Entbinclung
der Alkmene zurück, und bei Isyllos, V, 18 tritt Lachesis, die mittlere
der Moiren, für Eileithyia ein 46 (rovipav b’ eXucnv ujbTva Aiöq uaTc;
pexa Moipcuv Aäxecnq re paTa dyaua). Auf Grund dieser griechischen
Anschauung ist auch in der römischen Säkularfeier das Opfer für
Eileithyia und clie Moiren ein gemeinsames und werden im Garmen
saeculare bei Horaz die Moiren gleich nach der Eileithyia angerufen
(v. 13). Ja auf den römischen Sarkophagen erscheinen die Parzen
mit ihren charakteristischen Attributen der Spätzeit allein oline die
Eileithyia in der Geburtsstunde selbst. So Raoul Rochette, Mon. in.
I, 77, 2; Arch. Ztg. 1885, 214 (Doria Pamfili). Mit Plilfe dieser
Gleichung ist es dann aber auch weiter (siehe oben Moira = iXphro-
dite) möglich, Eileithyia sogar zur Mutter des Eros zu machen, wie
clas Olen getan hatte (Paus. IX, 27, 2).

Diese Vorstellung, daß clie Moiren wie eine unzertrennliche
Begieitung der Eileithyia bei keiner Geburt fehlen dürfen, hat sich
bei den Griechen bis heute wiecler mit einer solchen Zähigkeit ge-
halten, daß Politis (a. a. 0. 207 ff.) die Moiren direkt die eqpopoi tojv
yeviioeuuv Kai tujv TOKeTcuv nennen kann. Sie stillen das Kindbett-
fieber, sie kommen am fünften ocler siebten Tage wie in der Meleager-
sage, wenn die djucpiöpopia stattfmdet, um dem Kind Namen und

46 Die Erinyen, den Geburtsgöttinnen kultiscb benachbart und im Wesen
recht nahe stehend, auf Thera (HlLLER v. GÄRTRINGEN 1, 150). — KAIBEL,
Epigr. gr., 238 (Tod im Kindbett).
 
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