6
Hermann Stoeckius:
schaft in einer Formel zusammen, die aus fünf' Kapiteln bestand 15).
Diesen Statutenentwurf ließ Ignatius mit einem mündlichen Bitt-
gesuche um Bestätigung durch den Kardinal Gasparo Contarini,
der dem neuen Verein ebenso zugetan wie beim Papste angesehen
war 16), der Kurie überreichen 17). Papst Paul III. wies die Formel
zur Prüfung an den Magister des päpstlichen Palastes, den Domini-
kaner Thomas Badia 18). Nach gründlicher Einsicht 19) an vestra
vivendi formula evangelicis consiliis et canonicis Patrum sancti-
onibus sit conformis 20) billigte dieser clurchaus den Entwurf und
sandte ihn samt seinem Gutachten an Ignatius 21), der beide Schrift-
stücke wiederum am 2. September 1539 durch den Spanier Marc
Anton Araoz dem Kardinal Contarini, der damals mit dem Papste
in Tivoli war, überreichen ließ, um die päpstliche Approbation
zu erwirken 22). Am 3. September (1539) hatte Gasparo Contarini
Audienz beim Papste. Der Kardinal berichtete ihm erst münd-
lich über das Gesuch des Ignatius und las ihm clann die fünf Ka-
pitel des Entwurfes vor. Paul III., dem clie Statuten sehr gefielen,
billigte und bestätigte sie. Nach seiner Rückkehr nach Rom
sollte der Kardinal Girolamo Ghinucci den Befehl erhalten, das
Breve oder die Bulle auszufertigen 23). Das Breve wurde aber
zunächst nicht ausgestellt. Vielmehr wurde der Entwurf einer
Prüfungskommission von drei Kardinälen überwiesen 24). Die
Beweggründe für diese auffallende Wandlung hat man bisher
noch nicht aufhellen können. Denn die Wichtigkeit der Sache,
15) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 50, p. 558—564. — 1S) Mon.
Ignat., Ser. I: Epist. et instr., I, n. 24, p. 156: ,,. . . il qual (sc. el
cardinale Contareno) . . . ci ha per suoi speciali figlioli spirituali nel
Signor nostro, . . Frz. Dittrich, Gasp. Contarini, p. 408. — 17) Genelli-
Kolb, Leben des hl. Ignatius v. Loyola, Wien 1894, p. 173. — 18) Frz.
Dittrich, Gasp. Contarini, p. 408; Genelli-Ivolb, p. 173. — 19) Tacch. Vent.,
Doc. inecl., n. 50, p. 558 (re mature perspecta) bzw. p. 566 (re bene considerata).
— 20) Frz. Dittrich, Regesten und Briefe des Kardinals Gasparo Contarini
(1483 —1542), Braunsberg 1881, p. 305; Tacch. Vent., Doc. ined., n. 50, p. 557.
— 21) Frz. Dittrich, Gasp. Contarini, p. 408. — 22) Mon. Ignatiana, Series
prima: Epistolae et instructiones, Tom. XII, appendix tertia, n. 1, p. 360.
— 23) Ign. Epist. et instr., Tom. XII, p. 360 f., cf. auch Ludw. v. Pastor,
Geschichte der Päpste V, 395. — Über Ghinucci als auditor camerae zur
Zeit des Lutherprozesses s. nam. P. Kalkoff, Zu Luthers röm. Prozeß, Zeit-
schr. f. Kirchengesch. XXXIII, (1912) 12 ff., nam. 17 ff. (bes. 17, A. 3),
im Sep.-Abdruck S. 143 ff., nam. 148 ff. (bes. 148, A. 3). In der letzteren
Note ein biograph. Aufriß. Luther nennt ihn selbst in seinen Appellationen,
Weim.Ausg. II, 28 ff. 36 ff. — 24) Tacch. Vent., Doc. ined., p. 566 1.
Hermann Stoeckius:
schaft in einer Formel zusammen, die aus fünf' Kapiteln bestand 15).
Diesen Statutenentwurf ließ Ignatius mit einem mündlichen Bitt-
gesuche um Bestätigung durch den Kardinal Gasparo Contarini,
der dem neuen Verein ebenso zugetan wie beim Papste angesehen
war 16), der Kurie überreichen 17). Papst Paul III. wies die Formel
zur Prüfung an den Magister des päpstlichen Palastes, den Domini-
kaner Thomas Badia 18). Nach gründlicher Einsicht 19) an vestra
vivendi formula evangelicis consiliis et canonicis Patrum sancti-
onibus sit conformis 20) billigte dieser clurchaus den Entwurf und
sandte ihn samt seinem Gutachten an Ignatius 21), der beide Schrift-
stücke wiederum am 2. September 1539 durch den Spanier Marc
Anton Araoz dem Kardinal Contarini, der damals mit dem Papste
in Tivoli war, überreichen ließ, um die päpstliche Approbation
zu erwirken 22). Am 3. September (1539) hatte Gasparo Contarini
Audienz beim Papste. Der Kardinal berichtete ihm erst münd-
lich über das Gesuch des Ignatius und las ihm clann die fünf Ka-
pitel des Entwurfes vor. Paul III., dem clie Statuten sehr gefielen,
billigte und bestätigte sie. Nach seiner Rückkehr nach Rom
sollte der Kardinal Girolamo Ghinucci den Befehl erhalten, das
Breve oder die Bulle auszufertigen 23). Das Breve wurde aber
zunächst nicht ausgestellt. Vielmehr wurde der Entwurf einer
Prüfungskommission von drei Kardinälen überwiesen 24). Die
Beweggründe für diese auffallende Wandlung hat man bisher
noch nicht aufhellen können. Denn die Wichtigkeit der Sache,
15) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 50, p. 558—564. — 1S) Mon.
Ignat., Ser. I: Epist. et instr., I, n. 24, p. 156: ,,. . . il qual (sc. el
cardinale Contareno) . . . ci ha per suoi speciali figlioli spirituali nel
Signor nostro, . . Frz. Dittrich, Gasp. Contarini, p. 408. — 17) Genelli-
Kolb, Leben des hl. Ignatius v. Loyola, Wien 1894, p. 173. — 18) Frz.
Dittrich, Gasp. Contarini, p. 408; Genelli-Ivolb, p. 173. — 19) Tacch. Vent.,
Doc. inecl., n. 50, p. 558 (re mature perspecta) bzw. p. 566 (re bene considerata).
— 20) Frz. Dittrich, Regesten und Briefe des Kardinals Gasparo Contarini
(1483 —1542), Braunsberg 1881, p. 305; Tacch. Vent., Doc. ined., n. 50, p. 557.
— 21) Frz. Dittrich, Gasp. Contarini, p. 408. — 22) Mon. Ignatiana, Series
prima: Epistolae et instructiones, Tom. XII, appendix tertia, n. 1, p. 360.
— 23) Ign. Epist. et instr., Tom. XII, p. 360 f., cf. auch Ludw. v. Pastor,
Geschichte der Päpste V, 395. — Über Ghinucci als auditor camerae zur
Zeit des Lutherprozesses s. nam. P. Kalkoff, Zu Luthers röm. Prozeß, Zeit-
schr. f. Kirchengesch. XXXIII, (1912) 12 ff., nam. 17 ff. (bes. 17, A. 3),
im Sep.-Abdruck S. 143 ff., nam. 148 ff. (bes. 148, A. 3). In der letzteren
Note ein biograph. Aufriß. Luther nennt ihn selbst in seinen Appellationen,
Weim.Ausg. II, 28 ff. 36 ff. — 24) Tacch. Vent., Doc. ined., p. 566 1.