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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 6. Abhandlung): Parma und die päpstliche Bestätigung der Gesellschaft Jesu 1540 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33049#0010
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10

Hermann Stoeckius:

fromme und des kanonisclien Rechtes kundige 39) Kardinal war
ein ausgesprochener Gegner der Einführung neuer Orden wie der
Vielheit und Vielgestaltigkeit der religiösen Orden überhaupt 40).
Schon in seiner Schrift De concilio aus dem Jahre 1535 ist uns
ein dahin zielender Ausspruch Guidiccionis aufbewahrt: Quam
sacra est religio et quam laudabilis trium votorum professio pro-
fitentiumque multiplicatio, tam improbanda et reprehendenda
videtur nimia diversitas et assidua contentio, rixa-
tores magis quam religiosi videntur 4° a). Und als unter
den Korinthern Spaltungen ausgebrochen seien, habe der Apostel
Paulus diejenigen äußerst heftig getadelt, welche die Parole aus-
gegeben hätten: Ego sum Pauli, ego Apollo, ego Cephae, ego autem
Christi. Was würde er heute sagen, wenn er den Ruf hörte: Ego
sum Renedicti, ego Rasilii ego Augustini, ego Hieronymi, ego
Dominici, ego Francisci, et id genus? 4ob) KeinWunder daher, daß
seine schroffe Haltungerstrecht in seiner Eigenschaft alsMitglied 41)
einer Kommission zutage treten mußte, die über clie Zulassungdes
Jesuitenordens entscheiclen sollte! Besonders heftig soll sich aber
sein Widerstreben im Dezember 1539 geäußert haben 42). In dieser

39) Polanco, Yita Ignatii Loiolae, p. 71. — Gloria et honor von
Lucca nennt ihn Cesare de’ Nobilibus in einem *Schreiben, dat. Rom 1539
Dezember 13, in dem es heißt, seine integritä, exemplar vita et dottrina
cattolica seien in Rom bekannt. Staatsarchiv zu Lucca. Vgl. Ludw. v.
Pastor, Geschichte der Päpste, Bd. V, p. 137 1. Auch Paul III. wußte
ihn wohl zu schätzen, cf. V. Schweitzer, a. a. 0., p. 203. Sein wieder-
holter Versuch (cf. V. Schweitzer, a. a. 0., p. 154), ihn an die Kurie zu
ziehen, ,,ist ein vollgiltiger Beweis für Guidiccionis Wissen und Können“,
cf. V. Schweitzer, a. a. 0., p. 203f. Die Schätzung seines Wissens und Charakters
wie die Wertung seiner Bedeutung im 16. Jahrhundert geht auch aus den
Worten Vestri’s (cf. Ciacconius III, 671) aufs deutlichste hervör: Ponti-
ficii iuris peritissimus, rerum usu ac experientiae praestans et adeo purae
sinceraeque mentis, ut cunctis facile summae probitatis simulacrum esse
videretur. Incertum fueritne sanctior an eruditior bonisque literis ex-
cultior, cf. V. Schweitzer, a. a. O., p. 204. — Über diesen ausgezeichneten
Kardinal vgl. überhaupt die bereits wiederholt zitierte an sich sehr wertvolle
Abhandlung von V. Schweitzer, p. 27 ff., 142ff., 189ff., die nur bisweilen
die Schärfe der Auffassung vermissenläßt. — 40) V. Schweitzer, a. a. 0., p. 159;
Genelli-Kolb, p. 174; Frz. Dittrich, Monographie, p. 410. — 40a) V.
Schweitzer, a. a. O., p. 160 1. — 40b) V. Schweitzer, a. a. 0., p. 159f. und
Beilage II, p. 45. — 41) Für Boehmers Ansicht, daß Guidiccioni Vorsitzender
der Kommission war (cf. H. Boehmer, Die Jesuiten 3, B. G. Teubner, Leipzig
und Berlin, 1913, p. 27), finde ich in den Quellen keine Unterlage. —
42) Genelli-Kolb, p. 175.
 
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